MargeritenEngel (German Edition)
verraten. Aber er hat nichts gesagt, obwohl ich danebengesessen habe, als er mit diesem Typen geskypet hat.«
»Was für ein Typ?«, frage ich atemlos. Ich kann nichts dagegen machen, dass die Eifersucht wie heiße Lava durch meine Adern fließt.
Aus irgendeinem Grund bin ich sicher, dass sich Rik nicht verhört hat. Ich würde es Kevin zutrauen. Verdammt... ich würde es ihm wirklich zutrauen.
Bei Riks Beschreibung muss ich nicht lang nachdenken. Kevin will in die Sauna und da gibt es ganz bestimmt keine Überraschung für mich. Er nimmt mich schließlich nicht gern mit. Was fange ich mit diesem Wissen jetzt an? Soll ich warten, bis es so weit ist, darauf gespannt sein, wann er mir sagt, dass er mich an meinem Geburtstag allein lässt?
»Bengt… Es tut mir leid. Ich bin echt ein Arschloch. Bestimmt hab ich –«
»Schon gut«, unterbreche ich ihn tapfer. »Ich wollte doch eh nicht feiern. Das war nicht nur so dahingesagt, sondern ernst gemeint. Also mach dir keine Gedanken.«
Als mein Blick auf die Uhr am Ende des Raumes fällt, springe ich auf. »Scheiße, meine Pause… Ich muss jetzt echt weiterarbeiten.«
Rik steht ebenfalls auf und packt mich am Arm, als ich an ihm vorbeieilen will.
»Hey…«, sagt er leise. »Es ist bestimmt ein Irrtum.«
Wir gehen zusammen nach draußen. Ich friere, aber ich kann nichts gegen die Kälte machen, die von mir Besitz ergriffen hat. Das Hämmern in meinem Kopf nimmt wieder zu. Ich brauche dringend noch eine Kopfschmerztablette.
Am Eingang nimmt mich Rik in den Arm. Mein Körper scheint sich ganz von allein an ihn zu schmiegen. Sein Duft steigt mir in die Nase. Auf einmal ist da dieses unbändige Verlangen, ihn zu küssen. Ich gebe ihm nicht nach, lege aber meinen Kopf gegen seine Schulter und drücke meine Nase ein wenig gegen die weiche Haut an seinem Hals. Rik bekommt eine Gänsehaut und drückt mich fester.
»Dein Geburtstag sollte immer was Besonderes sein«, flüstert er, bevor er sich von mir löst und mir einen Kuss auf die Stirn gibt.
Kapitel 11
Eine ganz besondere Überraschung
Ich bin müde und aufgekratzt zugleich, als ich nach draußen trete. Es ist kurz nach sechs Uhr morgens. Am Horizont ist bereits ein heller Streifen zu erahnen. Ein blasses Orange zieht auf und bringt die meisten Menschen dazu, aufzustehen. Ich dagegen sehne mich nach meinem Bett.
Gähnend betrachte ich den Himmel, während ich zum Auto gehe. Fast bedauere ich, dass ich gestern nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren bin. Jetzt würde ich gern noch die frische Luft und den wunderbaren Anblick genießen.
Es ist mein Geburtstag. Meine Kollegen haben um zwölf mit einem Glas alkoholfreiem Sekt mit mir angestoßen und sogar Happy Birthday gesungen. Obwohl es eine Art Tradition ist, ist es weit weniger angenehm, wenn man selbst das Geburtstagskind ist. Ich werde mich nie daran gewöhnen, im Mittelpunkt zu stehen. Es ist mir unangenehm gewesen, all die Glückwünsche und Umarmungen entgegenzunehmen.
Anja hat einen Kuchen mitgebracht, auf dem ein paar Kerzen gebrannt haben. Zweiundzwanzig sind es zum Glück nicht gewesen. Ich habe kein Problem mit dem Älterwerden. Im Gegenteil, ich finde es spannend. Auch wenn ich mich oft frage, ob das Leben nicht mehr für mich bereithält, ob da nicht noch irgendetwas anderes ist. Etwas, das ich bisher nicht erkenne, aber tief in mir drin fühlen kann.
»Wünsch dir was!«, hat Anja lachend gesagt.
Ich habe nicht gewusst, was ich mir wünschen soll. Mein Kopf wollte nicht nachdenken und ist viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Rummel um mich zu verarbeiten und dafür zu sorgen, dass ich nicht weglaufe. Das hätte ich nämlich am liebsten getan.
Als ich klein war, luden meine Eltern Kinder ein. Wir unternahmen irgendetwas zusammen, gingen ins Kino oder auf einen besonderen Spielplatz, manchmal feierten wir auch zu Hause. Dann räumte meine Mutter das Wohnzimmer so gut es ging leer und wir durften durch die Wohnung toben.
Als Jugendlicher wollte ich niemanden mehr einladen. Vermutlich wäre auch niemand gekommen. Ich war allein, meine Schulzeit der Horror. Ich musste lernen, dass es am besten ist, wenn einen keiner bemerkt. Nur kein Aufsehen erregen. Und ein Geburtstag fordert Beachtung. Obwohl das alles schon eine ganze Weile vorbei ist, komme ich nicht wirklich davon los.
Auf jeden Fall habe ich mit einem tiefen Atemzug die Kerzen auf Anjas Geburtstagskuchen ausgepustet. Gerade als Anja das Messer zur Hand genommen
Weitere Kostenlose Bücher