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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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den ungünstigsten Momenten auf. Die Kopfschmerzen haben ebenfalls zugenommen. Mehr als einmal bereue ich es, mich nicht krank gemeldet zu haben. Ich bin fast nie krank, von daher wäre so eine Notlüge bestimmt nicht aufgefallen. Aber ich kann das nicht.
    Ich hasse Lügen und Schummeln. Wobei die Sache mit den Karten mehr als ein bisschen Schummeln gewesen ist. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass es solche Auswirkungen haben würde. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet und jetzt weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
    Mein Handy zeigt erneut den Eingang einer Nachricht an. Sie ist von Rik. Meine Finger zittern, als ich sie öffne. Er fragt, ob ich heute Abend zum Training komme. Mit heftig klopfendem Herzen schreibe ich zurück, dass ich arbeiten muss. Darauf bekomme ich keine Antwort und bin enttäuscht.
    Die Zeit bis zur ersten Pause zieht sich ewig hin. Um das Zimmer von Frau Schumann mache ich einen großen Bogen, schließlich ist mein Gesicht ein offenes Buch für sie. Aber ich kann ihr nicht erzählen, was letzte Nacht passiert ist. Ich weiß nicht, wie ich ihr etwas erklären soll, das ich selbst nicht verstehe und dessen Folgen ich überhaupt nicht abschätzen kann.
    Verstohlen werfe ich einen Blick auf mein Handy, aber Rik hat immer noch nicht geantwortet. Vielleicht gibt es auch nichts zu sagen.
    »Du siehst heute ja echt scheiße aus«, sagt Anja und klopft mir auf die Schulter.
    »Danke«, murmle ich.
    »War wohl eine lange Nacht?«
    »Hm, ziemlich lang und sehr wodkalastig.«
    »Oh, gab es was zu feiern? Dein Geburtstag ist doch erst nächste Woche, oder?«
    »Ja, ist er und nein, es gab nichts zu feiern. Ein Freund war da und wir haben Uno gespielt. Irgendwie ist das ein wenig aus dem Ruder gelaufen.«
    »Das erklärt natürlich den leichten Grünstich in deinem Gesicht und die dezente Alkohohlfahne«, erwidert sie lachend.
    »Verdammt, ich stinke nach Alk?«, frage ich panisch und rieche an mir.
    »So schlimm ist es nicht.« Sie kichert und beginnt, ebenfalls an mir zu schnüffeln. »Eigentlich riechst du ziemlich gut! Willst du einen Kaffee?«, fragt sie und zieht mich, ohne eine Antwort abzuwarten, hinter sich her. Dabei erzählt sie mir von ihrer Tochter, die im Kindergarten die Hauptrolle in einem Märchen bekommen hat. Jetzt müssen sie jeden Tag den Text zusammen lernen. Obwohl sie die Augen verdreht, höre ich deutlich, dass sie mächtig stolz ist.
    Kaum haben wir es uns auf dem Sofa mit einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht, meldet sich mein Handy. Ich habe keine Lust, mir die Nachricht anzugucken, aber letztendlich siegt die Neugier.
    Wann hast du Pause? , steht da. Ohne zu zögern, tippe ich: Jetzt.
    Bin gleich da , ist Riks Antwort, die dafür sorgt, dass meine Wangen zu glühen beginnen.
    »Von Grün zu Rot«, kommentiert Anja meinen Zustand lachend. Ich erwidere nichts, stecke mein Handy ein und stehe auf.
    »Bin gleich wieder da«, murmle ich vor mich hin.
    Gedankenversunken gehe ich Richtung Ausgang. Ich fürchte mich vor dem, was Rik zu sagen hat und kann es gleichzeitig kaum erwarten.
    »Hey, Bengt.«
    Blinzelnd sehe ich ihn an. Ich habe keine Ahnung, wo er so plötzlich hergekommen ist.
    »Hallo, Rik«, murmle ich unsicher. »Du bist ja echt schnell.«
    Er zieht mich in eine kurze Umarmung und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Meine Haut fängt an, zu kribbeln. Er riecht so gut. Ich weiß nicht, wieso ich mich in seiner Nähe so wohl fühle. Selbst jetzt noch, wo diese Sache zwischen uns steht.
    »Hast du Zeit für einen Kaffee?«, fragt er und lächelt mich an. Ich habe Mühe, seinem Blick standzuhalten, ohne dass das Blut in meinen Ohren zu rauschen beginnt.
    »Klar«, versuche ich, möglichst lässig zu klingen. »Da hinten ist die Cafeteria.«
    »Na, dann los.«
    Schweigend gehen wir die wenigen Meter nebeneinander her. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch am Fenster. Es ist Kaffeezeit. Die meisten Plätze sind mit Bewohnern des Altenheims und deren Angehörigen besetzt. Vorsichtig schaue ich mich um, aber Frau Schumann kann ich zum Glück nicht entdecken.
    Die Kellnerin kommt zu uns. Wir bestellen Kaffee. Nachdenklich schauen wir aus dem Fenster. Ein Margeritenbusch zieht meine Aufmerksamkeit an. Seufzend betrachte ich die weißen Blüten.
    »Margeriten…«, sagt Rik leise.
    »Ich möchte mal einen riesigen Strauß davon bekommen. Nur für mich«, murmle ich.
    »Hast du nicht bald Geburtstag?«
    »Kevin kauft mir keine. Er findet sie nichtssagend, er steht

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