MargeritenEngel (German Edition)
hat, um den Kuchen anzuschneiden, habe ich zwei SMS erhalten.
Zuerst habe ich die von Kevin geöffnet. Er hat eine Überraschung ankündigt. Seit ein paar Tagen ist er sehr geheimnisvoll, aber vor allem ungewöhnlich besorgt um mich. Letzte Woche hat er tatsächlich die Wohnung aufgeräumt. Als ich nach Hause gekommen bin, ist nichts mehr von der Nacht zu sehen gewesen. Wir haben auch nicht mehr darüber geredet.
Ich kann gar nicht begreifen, wie sich Kevin in den letzten Tagen geändert hat. Er verwöhnt mich, kocht für mich und hat sich sogar e-m@il für Dich bis zum Ende und ohne zu meckern mit mir angeschaut. Das hat er noch nie getan. Wir reden und lachen. Ich versuche, die kleine Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, die mich beständig mahnt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich will nicht darüber nachdenken, will dieser Stimme keinen Raum geben, aber ich kann sie nicht abschalten.
Manchmal beobachte ich Kevin und frage mich, was er plant. Abgesehen von dieser Überraschung, von der er andauernd redet. Ich weiß, dass es ihm gefällt, wenn ich bettle, wenn ich ihm das Gefühl gebe, es vor Neugier nicht mehr aushalten zu können. Wir sind beide Spieler, ich kann ihn ebenso manipulieren wie er mich. Vielleicht ist darin unser gegenseitiges Misstrauen begründet.
Ich schüttle den Kopf und versuche, die düsteren Gedanken zu vertreiben. Heute ist mein Geburtstag und Kevin hat eine Überraschung für mich.
Die zweite SMS war von Rik. Es ist ein Bild gewesen. Ein ganzes Feld voller Margeriten, darüber eine einzelne Wolke auf leuchtend blauem Himmel. Sie sieht ein wenig wie ein Herz aus. Oder habe ich mir das nur eingebildet?
Ich habe nur einen kurzen Blick darauf geworfen, weil Anja mir einen Teller unter die Nase gehalten hat. Außerdem habe ich nicht nur spüren können, wie mein Herz einen freudigen Hüpfer gemacht hat, sondern vor allem, wie meine Wangen zu glühen begonnen haben.
Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und öffne das Bild noch einmal. Es ist tatsächlich ein Herz. Das Bild ist wunderschön. Erneut regt sich etwas in mir, das ich nicht begreifen kann. Es fühlt sich anders an, es lässt mein Herz schneller schlagen und verursacht ein kribbeliges Gefühl.
Ein kleines bisschen Wehmut macht sich in mir breit, wenn ich daran denke, dass ich heute Abend nicht zum Training gehen kann. Ich habe Kevin nicht gefragt, ob er wirklich eine andere Verabredung hat. Ich wollte die gute Stimmung zwischen uns nicht verderben, aber ich habe genau aufgepasst. Allerdings deutet nichts darauf hin. Vermutlich hat sich Rik verhört oder Kevin ist erst später bewusst geworden, was für ein Tag heute ist, und er hat den Saunatermin verschoben.
Die Vorstellung, dass ich Rik heute nicht sehen werde, ist trotzdem merkwürdig. Wir sehen uns fast jeden Tag. Irgendwie ist er immer da. An ihm und Kevin sind die Geschehnisse der Nacht anscheinend spurlos vorübergegangen.
Vielleicht sollte ich es auch endlich als Spaß unter Freunden abhaken. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass Rik mich bei jeder Umarmung länger als nötig festhält und dass seine flüchtigen Küsse auf meine Wange ihr Ziel manchmal absichtlich verfehlen. Dann lächelt er so merkwürdig und mir wird ganz warm.
Ich fahre in den beginnenden Tag hinein. Nervosität macht sich in mir breit. Egal, wie sehr ich darüber nachdenke, ich habe keine Ahnung, was mich bei Kevin gleich erwarten wird.
***
In der Wohnung ist es still. Auf Zehenspitzen schleiche ich von Raum zu Raum, aber es gibt weder einen gedeckten Tisch noch Dekoration. Ein Geschenk sehe ich auch nicht. Kevin liegt schlafend im Bett. Vielleicht tut er auch nur so und will mich zu sich locken.
Voller Vorfreude verschwinde ich schnell im Bad, springe für zwei Minuten unter die Dusche, putze meine Zähne und rasiere mich. Vielleicht ist es ein wenig albern, aber wir haben seit der Sache zu dritt nicht mehr miteinander geschlafen. Ich hoffe, Sex ist Teil der Überraschung.
Als ich unter die Decke krieche, bin ich aufgeregt. Kevin schlingt sofort seinen Arm um mich und zieht mich zu sich heran.
»Morgen«, nuschelt er gähnend.
»Guten Morgen«, sage ich fröhlich und kuschele mich an ihn. Mein Kopf liegt auf seiner Brust. Ich höre seinen Herzschlag und lasse meine Hand über seinen Bauch gleiten. Als mein Bein seinen Unterleib streift und sich dort nichts regt, bin ich für einen Moment enttäuscht, denn meine Erregung ist deutlich vorhanden.
Vorsichtig drücke ich mich
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