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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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Wochenende.«
    Noch ehe ich etwas darauf erwidern konnte, hörte ich die Tür. Starr blieb ich sitzen.
    Es ist vorbei! Das war der einzige Satz, der in einer Art Dauerschleife durch meinen Kopf raste. Vorbei, vorbei, vorbei.
    Ich tauche aus der Vergangenheit auf und greife noch einmal in die Pralinenschachtel. »Ich habe die Wände gestrichen und die Wohnung umgeräumt.«
    »Deshalb hast du so lustige Sprenkel in den Haaren«, erwidert Frau Schumann. Wenn sie lacht, wirkt sie viel jünger. Automatisch fahre ich mir durch die Haare.
    »Wirklich?«, frage ich verlegen. »Da ist noch Farbe in meinen Haaren?«
    »Ja, aber es fällt nicht weiter auf.«
    »Sie haben es doch auch bemerkt«, brumme ich.
    Frau Schumann zuckt mit den Schultern. »Ich finde es gut, dass du deine Wohnung verändert hast. Veränderung ist wichtig, damit man loslassen kann. Ich habe mal gelesen, dass sich viele Frauen nach einer Trennung die Haare färben. Männer sind da wohl eher praktisch veranlagt.« Sie fängt an, zu kichern.
    »Vermutlich«, erwidere ich grinsend. Die Haare zu färben, wäre auch eine Option.
    »Hat er sich noch mal gemeldet?«, fragt sie vorsichtig.
    »Seit Samstag nicht mehr.« Da kam er mit einem Typen vorbei, den ich noch nie gesehen habe. Er hielt es auch nicht für nötig, ihn mir vorzustellen. Sie haben ein paar Sachen und seinen Schreibtisch mitgenommen. Dann hat Kevin den Schlüssel auf den Tisch gelegt und ist gegangen.
    Ich sehe die Situation immer noch deutlich vor mir und kann hören, wie sich die beiden unterhalten und mich dabei ignoriert haben. Der andere Typ hat so auffällig mit Kevin geflirtet, dass ich ihm am liebsten eine reingehauen hätte. Ich habe mich nur mit Mühe zurückhalten können.
    Kevin hat natürlich mitgemacht. So mies hat er mich noch nie behandelt. Er hat nicht einmal versucht, mich zurückzugewinnen. Keine Erklärungen, keine fadenscheinige Entschuldigung. Für ihn scheint es unwiderruflich vorbei zu sein. Er ist mir vollkommen fremd vorgekommen.
    Das heißt wohl im Umkehrschluss, dass ich ihm nie etwas bedeutet habe. Diese Erkenntnis hat am meisten geschmerzt und auch der Rotwein hat nicht darüber hinweghelfen können.
    »Jetzt ist es vorbei. Zeit, nach vorn zu gucken«, reißt mich Frau Schumann aus meinen Gedanken.
    Wenn das nur so einfach wäre! Ich weiß überhaupt nicht, wo vorn sein soll.
    »Ich muss jetzt los. Ich will noch ein paar Margeriten für meinen Balkon kaufen.« Mühsam quäle ich mich aus dem Sessel.
    Frau Schumann nickt und begleitet mich zur Tür. »Du wirst schon sehen, bald scheint auch für dich die Sonne wieder! Du bist ein hübscher junger Mann. Du musst nur die Augen für die Liebe aufhalten, dann wird sie dir auch begegnen.«
    Ich antworte nichts, sondern nicke nur und versuche es mit einem Lächeln. Sie seufzt leise, als ich das Zimmer verlasse.
     
     
     
     
    ***
     
    Die Sonne scheint, die Luft ist angenehm warm. Ich bin froh, dass mir das Wetter eine gute Ausrede liefert, noch nicht nach Hause zu gehen. Der Gedanke an die leere Wohnung ist furchtbar. Ich hasse es, allein zu sein. Aber jedes Zimmer schreit es mir entgegen: allein, ich bin allein.
    Das Schlafzimmer ist besonders schlimm. Ich betrete es nur, um frische Klamotten aus dem Schrank zu holen. Dabei vermeide ich jeden Blick auf das Bett. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich mir nicht ein neues Bett kaufe. Solange schlafe ich auf dem Sofa.
    Ich mache mich auf den Weg ins Stadtzentrum. In diesem Jahr werde ich meinen ganzen Balkon mit Margeriten bepflanzen. Ich werde nicht nur ein Hochstämmchen kaufen, sondern auch die Blumenkästen befüllen. Diesmal gibt es keine Geranien! Ich kann mir so viele Margeriten hinstellen, wie ich möchte. Der Gedanke beflügelt mich regelrecht. Lächelnd beschleunige ich meine Schritte.
    »Hallo, Bengt!« Die Stimme einer Frau lässt mich innehalten. Verwundert drehe ich mich in ihre Richtung.
    »Sabine.« Ich bleibe stehen.
    »Wohin hast du's denn so eilig?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ein bisschen shoppen. Und du?«
    »Shoppen.« Sie hebt lachend ihre Arme und schwenkt eine Unmenge an Plastiktüten.
    Ich fange ebenfalls an, zu lachen. »Ganz so schlimm wird es bei mir nicht. Ich bin eher auf der Jagd nach Blumen.«
    »Ich wollte auch nur ein wenig den schönen Tag nutzen und mir etwas Gutes gönnen.«
    »Scheint, als wenn dir das gelungen wäre.« Ich hoffe, ich klinge nicht neidisch, auch wenn ich es bin. Sie strahlt über das ganze Gesicht, während ich

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