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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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Schumann geht zu dem kleinen Schrank, zieht eine Schublade auf und hält mir Sekunden später eine Schachtel Pralinen vors Gesicht. Lächelnd greife ich zu. Auf ein bisschen mehr Schokolade kommt es nicht mehr an. Ich fühle mich ohnehin fett. Ganz abgesehen davon, dass ich von zu viel Schokolade immer Pickel bekomme...
    Aber das interessiert niemanden mehr. Am Samstag nach meinem Geburtstag hat Kevin seine letzten Sachen geholt. Ich habe gehofft, er würde noch etwas sagen. Ich habe nicht glauben können, dass es wirklich vorbei ist. Er hat sich von mir verabschiedet, mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt und ist gegangen.
    Ich habe nichts sagen, nicht reagieren können. Es ist mir unlogisch vorgekommen. So einfach ist das für ihn? So schnell sind aus einem Paar zwei fremde Menschen geworden? Die Stille hat mich eingehüllt. Ich habe mich nicht mehr zusammenreißen können und die einzige Flasche Rotwein geöffnet, die da gewesen ist. Kevin hat sie vor Weihnachten mit nach Hause gebracht.
    Nach dem dritten Glas habe ich den sauren Geschmack nicht mehr wahrgenommen. Nach dem fünften ist mir alles egal gewesen. Ich habe auf meinem Sofa gelegen, geheult und mit mir gehadert. Ich bin so allein gewesen und habe das Gefühl gehabt, es nicht anders verdient zu haben.
    Ich greife erneut in die Schachtel mit den Pralinen.
    »Ach, Bengt, willst du mir nicht erzählen, wie es dir in den letzten Tagen ergangen ist?« Ihr sorgenvoller Tonfall wärmt mich.
    »Ich habe es überlebt«, nuschle ich, den Mund immer noch voll mit Schokolade und einer merkwürdigen Mischung aus Orange und Marzipan.
    Der Donnerstag war der schlimmste Tag. Ich wachte auf und Rik war weg. Nur ein Zettel lag neben mir, auf dem stand, dass er arbeiten war. Er hatte eine Telefonnummer aufgeschrieben. Die Bilder der letzten Nacht breiteten sich in mir aus. Mir wurde schlecht. Plötzlich kam mir alles so falsch vor.
    Eilig zog ich mich an und steckte den Zettel in die Hosentasche. Ein unheimliches Gefühl machte sich in mir breit, als ich die Tür hinter mir zuzog. Ich war nicht sicher, ob sie sich jemals wieder für mich öffnen würde. Ich fühlte mich leer. Alles, woran ich denken konnte, war Kevin.
    Vor unserer Haustür dachte ich, ich würde es nicht schaffen. Meine Beine zitterten ebenso wie meine Hände. Den Schlüssel ins Schloss zu bekommen, war richtig anstrengend. Mein Herz raste, mein Mund war ausgetrocknet. Ich hatte das Gefühl, dass es kein Zurück mehr geben würde. Diese Gewissheit war beängstigend.
    »Da bist du ja endlich!« Kevin stand mit verschränkten Armen im Türrahmen. Sein Blick war kalt und anklagend.
    »Ja«, krächzte ich und ging an ihm vorbei in die Wohnung. Dieses Mal fühlte sich alles anders an. Wir hatten uns schon oft gestritten. Wir hatten immer Probleme. Eifersucht, fehlendes Vertrauen, Geld, Aufräumen. Aber das hier war viel größer, viel bedeutender.
    »Also?« Kevins Stimme klang so ruhig, dass erneut Übelkeit in mir aufstieg.
    Ich hatte keine Ahnung, was er von mir erwartete. Mein Kopf war vollkommen leer.
    »Was ist mit deiner Arbeit in der Videothek?«, fragte ich leise, während ich ins Wohnzimmer ging und mich aufs Sofa fallen ließ.
    Auch das war neu. Das hier war kein Streit, das war… ein Ende. Wir wussten es beide.
    »Spielt das überhaupt noch eine Rolle nach der letzten Nacht?«
    Verwundert sah ich ihn an, verstand zuerst nicht, worauf er hinaus wollte. Erst langsam drang die Erkenntnis zu mir durch. Er begann sein übliches Spiel. Sein Fehler wurde zu meinem Fehler. Egal, was er auch getan hatte, es war nichts im Vergleich zu dem, was ich getan hatte. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich musste grinsen. Das war so typisch Kevin, aber es tat trotzdem verdammt weh.
    »Glaubst du wirklich, das funktioniert diesmal?«, fragte ich. »Ich habe nichts getan, was du mir vorwerfen könntest.«
    »Ich auch nicht«, brummte er.
    Erstaunt sah ich Kevin an. Ich hatte ihn tatsächlich in die Ecke getrieben.
    Dann ging alles ganz schnell. Egal, wie oft ich die Szene seitdem in meinem Kopf nachgestellt habe, ich kann den Aufhänger nicht mehr finden. Hat es eine stumme Kommunikation zwischen uns gegeben? Ich habe keine Erklärung dafür.
    Aber plötzlich kam Bewegung in Kevin. Er ging ins Schlafzimmer und kam Augenblicke später mit einer gepackten Tasche wieder.
    »Ich denke, das mit uns hat keinen Zweck mehr.« Er klang vollkommen gleichgültig. »Meine restlichen Sachen hole ich spätestens am

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