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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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ich das weiße Gitter an, hinter dem sich der Lautsprecher befindet. »Bengt?« Diesmal klingt seine Stimme anders, fast ein bisschen unsicher.
    »Ja. Lässt du mich rein?«
    Der Summer ertönt. Ich drücke mit der Schulter gegen die Tür und suche den Lichtschalter. Meine Beine sind schwer wie Blei, als ich die Stufen nach oben gehe. Panisch suche ich nach den richtigen Worten. Auf dem Weg hierher habe ich mir ein paar Sätze überlegt, aber davon ist nichts mehr da. Nur das Margeritentöpfchen halte ich wie einen Schatz in meiner Hand. Dabei habe ich in der Eile nicht einmal einen Übertopf gesucht. Da ist nur dieser hässliche, braune Plastiktopf.
    Rik lehnt am Türrahmen. Seine Haare sind verstrubbelt. Überhaupt sieht er aus, als wenn ich ihn aus dem Bett geklingelt hätte, was ich vermutlich um diese Uhrzeit auch habe. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen.
    »Hey«, murmle ich und suche seinen Blick.
    »Bengt«, erwidert er neutral und verschränkt die Arme. Die Mauer zwischen uns ist überdeutlich. Ich pralle regelrecht daran ab. Aber jetzt ist es zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
    »Was willst du?«
    »Kann ich reinkommen?«
    Rik scheint einen Augenblick zu zögern, dann geht er zur Seite und öffnet die Tür ein Stück. Ich fasse das als Einladung auf und gehe an ihm vorbei, ehe er es sich noch anders überlegt. Ich fühle mich seltsam befangen. Mit so einer merkwürdigen Stimmung habe ich nicht gerechnet. Jetzt weiß ich erst recht nicht, was ich zu ihm sagen soll.
    Rik schließt die Tür und macht das Licht an. Die Helligkeit lässt mich blinzeln.
    »Was willst du?«, fragt er erneut. Seine Haltung ist abwehrend und kalt.
    Ich bin sicher, kein Wort herauszubekommen, und halte ihm erst einmal die Margerite entgegen. Rik greift zu und starrt den kleinen Topf in Grund und Boden. Das gibt mir die Gelegenheit, mich zu sammeln.
    »Rik, es tut mir leid.«
    Sein Kopf schnellt nach oben. Da ist so viel Wut in seinen Augen, dass ich erschrocken zurückweiche.
    »Warum bist du hier?«, brummt er. »Was hat er diesmal gemacht? Scheint ja wieder nicht lange gehalten zu haben, die große Liebe...« Sein Tonfall ist ironisch.
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Verwirrt sehe ich Rik an.
    Er schüttelt den Kopf, lacht bitter auf und geht zur Wohnungstür. Ehe er sie jedoch öffnen kann, schiebe ich mich an ihm vorbei und lehne mich dagegen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, flüstere ich und sehe ihn flehend an. Er darf mich jetzt nicht rausschmeißen. Ich kann die kalte Abneigung, die mir entgegenschlägt, nicht begreifen.
    »Was sagt denn Kevin dazu, dass du mitten in der Nacht abhaust? Oder ist er noch nicht nach Hause gekommen? Bist du deshalb hier? Wach endlich auf, Bengt, er wird sich nie ändern.« Rik spukt mir die Worte regelrecht entgegen.
    »Ich… Was? Ich weiß nicht, was du meinst!«, fahre ich ihn an und gehe einen Schritt von der Tür weg. Es ist ein Fehler gewesen, herzukommen, ein verdammter Fehler. Ich verstehe nicht, warum er mich so behandelt.
    Rik weicht ein Stück zurück. Das aktiviert ungeahnte Lebensgeister in mir.
    »Kevin und ich sind nicht mehr zusammen. Er ist am Donnerstag nach meinem Geburtstag gegangen. Samstag hat er mit irgendeinem Kerl seine letzten Sachen geholt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich war so mit mir beschäftigt und ich… ich wusste einfach nicht, was ich machen soll…« Zögernd strecke ich ihm meine Hand entgegen. Seine Augen mustern meine Finger. Der Ring ist natürlich weg. Ich habe ihn Kevin zurückgegeben. Er hat ihn wortlos in seine Hosentasche gesteckt.
    Rik holt tief Luft, dann schüttelt er zornig den Kopf. »Er hat mich am Samstag im Chat angeschrieben und gemeint, dass ihr alles geklärt hättet. Ihr wollt einen gemeinsamen Neuanfang und hättet entschieden, dass ich euch in Ruhe lassen soll. Ich soll das akzeptieren, denn ich hätte genug Unruhe in eure Beziehung gebracht und –«
    »Das ist nicht dein Ernst!«, unterbreche ich ihn. Ich kann kaum glauben, was er sagt. »Das hat er nicht gemacht«, flüstere ich fassungslos.
    »Doch, genau das und ich bemühe mich, es zu akzeptieren. Aber es tut verdammt weh.«
    Ich sehe, wie sehr er sich zusammenreißt, wie sehr es ihn quält. Und ich Idiot habe mich nicht gemeldet und seine Anrufe ignoriert.
    »Wir sind nicht mehr zusammen. Das will ich auch nicht mehr, weil ich doch… also, ich… habe mich verliebt und es fühlt sich so schön an. Vielleicht nicht im Augenblick, da

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