MargeritenEngel (German Edition)
mich einfach nur elend fühle.
»Ich brauche ein wenig Veränderung.« Sie deutet auf ihre Haare.
Ich runzle die Stirn und versuche, mich an unser letztes Treffen zu erinnern. Sind sie da auch schon dunkelbraun gewesen?
»Der Farbton heißt Schokolade. Wenn ich mir sonst schon keine gönne…« Sie lacht. Ihre Fröhlichkeit reißt mich mit.
»Gute Entscheidung.«, erwidere ich grinsend. »Ich bin da nicht so konsequent.«
»Als ob du auf deine Figur achten müsstest. Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?«
Ohne zu zögern stimme ich zu. Sabine ist nett und auf jeden Fall eine bessere Unterhaltung als meine eigenen, düsteren Gedanken.
Das Café, das sie vorschlägt, ist klein, aber dafür riecht es herrlich nach Kuchen und frisch gebrühtem Kaffee. Ein langer Tresen präsentiert die Auswahl. Es gibt fünf runde Tische, von denen nur noch einer frei ist. Sabine steuert mit schnellen Schritten darauf zu und lässt sich mit einem Seufzer auf einem der Stühle nieder.
»Einkaufen ist echt anstrengend«, brummt sie und grinst mich an.
Kaum habe ich mich hingesetzt, kommt schon ein Kellner auf uns zu. Wir bestellen Kaffee und er rauscht wieder davon.
»Der ist niedlich.«
Ich drehe mich um, betrachte ihn kurz und zucke mit den Schultern. »Geht so«, sage ich unbestimmt, obwohl Sabine recht hat. Er ist niedlich. Dunkle, strubbelige Haare, schlank und einen tollen Arsch in dieser schwarzen Hose. Sabine sagt nichts dazu, aber ihr Lächeln deutet an, dass sie mir nicht glaubt.
Der Kellner kommt zurück und bringt den Kaffee. Fast hätte er meine Tasse umgestoßen. Als ich ihn ansehe, wird er rot und murmelt eine Entschuldigung.
»Er steht auf dich«, flüstert Sabine mir zu.
»Kein Interesse.«
»Geht's dir gut?« Sie rührt Milch und Zucker in ihren Kaffee und wirkt nachdenklich.
»Hm.«
»Du und Rik… ihr seid an deinem Geburtstagsabend so schnell aus der Kneipe gestürmt... Wir haben uns echt Sorgen gemacht. Seitdem bist du auch nicht mehr beim Tanzen aufgetaucht und Rik verhält sich ziemlich merkwürdig. Nicht, dass wir ihn so gut kennen würden. Aber es fällt auf. Er wirkt durcheinander, sieht traurig aus und er starrt dauernd zur Tür… als ob er auf jemanden warten würde. Und es ist nicht besonders schwierig, zu erraten, auf wen.«
Ich fühle mich unbehaglich. Der Gedanke an Rik tut weh. Ich vermeide es, so gut es geht, an ihn zu denken. Vor allem, nachdem ich ihn ein paar Mal weggedrückt und seine SMS nicht beantwortet habe. Danach hat er sich nicht mehr gemeldet und ich habe mich nicht getraut. Vielleicht ist es besser so, obwohl er mir schrecklich fehlt.
»Als ich mich von Bernd getrennt habe, ging es mir echt schlecht. Klar, jeder sagte, dass er ein Arschloch war. Ich wusste das auch, aber trotzdem... Ich hab ihn geliebt. Ich wollte mit ihm zusammen sein, egal, was die anderen darüber dachten. Nur irgendwann ging es nicht mehr. Ich habe es selbst nicht mehr ausgehalten. Im Nachhinein kann ich gar nicht begreifen, wieso ich mich so erniedrigt habe. Da redet jeder davon, dass wir Frauen stolz und selbstbewusst sein sollen, und dann gerätst du an einen Typen, der aus dir im Handumdrehen einen Niemand macht. Willen- und kopflos...«
Ich starre sie an, während ihr Blick irgendwie leer durch den Raum streift. Es fühlt sich merkwürdig an, dass wir hier sitzen, obwohl wir uns kaum kennen, und sie mir so persönliche Dinge erzählt. Dabei habe ich gar nichts von Kevin erwähnt.
»Manchmal liege ich nachts im Bett und bin nicht sicher, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Dann denke ich an all die tollen Sachen, die wir zusammen unternommen haben… an das Gefühl, geliebt zu werden, und ich fange an, zu heulen.«
»Sabine… ich…«, flüstere ich unbehaglich, aber sie lächelt mich an.
»Aber ich weiß, dass es richtig ist. Es gibt mittlerweile mehr Tage, an denen ich merke, dass ich wieder lebe. Wirklich lebe. Jetzt müsste nur noch Mr. Right auftauchen, einer, der es ehrlich mit mir meint…«
»Mr. Right«, brumme ich und schüttle den Kopf.
»Ich bin ganz sicher, dass er irgendwo da draußen herumläuft. Einer, der sich nicht nur in mich verliebt, sondern der auch zu mir passt. Jemand, mit dem man sein Leben teilen kann, ohne sich selbst aufzugeben.«
»Warum erzählst du mir das?« Aufgebracht sehe ich sie an. Ihre Worte treffen mich.
»Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, du bist in einer ähnlichen Situation. Ich will dir auch wirklich nicht auf
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