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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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finde, dass keiner dieses Wort benutzen sollte, vor allem ich nicht, und 2. ich zufälligerweise nicht schwul bin und 3. bei Chuck Parson Schwuchtel wie die ultimative Beleidigung klang; dabei ist nichts Peinliches daran, schwul zu sein, was ich ihm zu erklären versuchte, doch er drehte mir den Arm weiter auf den Rücken und wiederholte stumpfsinnig : »Wenn du so stolz drauf bist, ’ne Schwuchtel zu sein, warum gibst du es dann nicht zu, du Schwuchtel?«
    Offensichtlich war Chuck Parson in Logik kein Aristoteles. Dafür war er eins neunzig groß und brachte über hundert Kilo auf die Waage.
    »Das eine oder andere spricht gegen Chuck«, gab ich zu. Und dann wendete ich den Wagen und fuhr zurück in Richtung Interstate-Highway. Ich wusste zwar noch nicht genau, wohin wir fuhren, aber in der Innenstadt würden wir ganz sicher nicht bleiben.
    »Erinnerst du dich an den Tag in der Tanzschule?«, fragte Margo. »Ist mir vorhin eingefallen.«
    »Oh. Ja.«
    »Tut mir übrigens echt leid. Ich weiß auch nicht, wie er mich damals auf seine Seite gezogen hat.«
    »Ja. Schon gut«, sagte ich. Die Erinnerung an die elende Crown School of Dance machte mich wütend. »Na schön. Chuck Parson. Weißt du, wo er wohnt?«
    »Ich wusste, ich kann deine Rachegelüste wecken. Er wohnt in College Park. Ausfahrt Princeton.« Ich fuhr auf die Auffahrt zum Highway, und dann trat ich aufs Gas. »Hoppla«, sagte Margo. »Mach den Wagen nicht kaputt.«
     
    In der sechsten Klasse wurden ein paar von uns, darunter Margo, Chuck und ich, von unseren Eltern gezwungen, einen Tanzkurs an der Crown School für Erniedrigung, Demütigung und Cha-Cha-Cha zu machen. Und das ging so : Die Jungen standen auf einer Seite, und die Mädchen standen auf der anderen Seite, und wenn der Lehrer es sagte, mussten die Jungs zu den Mädchen rübergehen, und als Junge musste man sagen : »Darf ich um diesen Tanz bitten?«, und als Mädchen musste man antworten : »Sie dürfen.« Nein zu sagen war den Mädchen verboten. Aber eines Tages – es war gerade Foxtrott dran – hatte Chuck Parson jedes einzelne Mädchen dazu gebracht, Nein zu mir zu sagen. Zu sonst keinem. Nur zu mir. Und so ging ich zu Mary Beth Shortz und sagte : »Darf ich um diesen Tanz bitten?« Und sie sagte Nein. Und dann fragte ich die Nächste, und dann die Nächste, und dann Margo, die auch Nein sagte, und dann noch eine, und dann musste ich heulen.
    Das Einzige, das schlimmer ist, als in der Tanzschule abgewiesen zu werden, ist, wenn man deswegen zu heulen anfängt, und das Einzige, das schlimmer ist als das, ist, heulend zum Tanzlehrer zu gehen und sich unter Tränen zu beschweren : »Die Mädchen sagen Nein zu mir, dabei dürfen sie das gar nicht .« Und natürlich ging ich heulend zum Lehrer, und den Großteil der Mittelstufe hatte ich damit zu tun, über diese peinliche Geschichte hinwegzukommen. Um es kurz zu machen, wegen Chuck Parson hatte ich nie den Foxtrott gelernt, was für einen Sechstklässler nicht unbedingt das Ende der Welt ist. Und eigentlich war ich auch nicht mehr sauer deswegen oder wegen sonst irgendwas, was er mir über die Jahre angetan hatte. Aber ich hatte auch kein Mitleid, wenn er leiden musste.
    »Warte, er wird doch nicht erfahren, dass ich es war, oder?«
    »Nein. Warum?«
    »Ich will nicht, dass er denkt, er ist mir so wichtig, dass ich ihm wehtun will.« Ich legte die Hand auf die Mittelkonsole, und Margo tätschelte sie. »Keine Sorge«, sagte sie. »Er wird nie rausfinden, wer ihn epiliert hat.«
    »Ich glaube, du hast da ein falsches Fremdwort benutzt, aber ich weiß nicht, was es heißt.«
    »Ich kenne ein Wort, das du nicht kennst«, jubelte Margo. »ICH BIN DIE WORTSCHATZKÖNIGIN! ICH HABE DICH VOM THRON GESTÜRZT.«
    »Buchstabiere Thron «, sagte ich.
    »Nein«, antwortete sie lachend. »So leicht gebe ich die Krone nicht wieder her. Da muss dir schon was Besseres einfallen.«
     
    Wir fuhren durch College Park, eine Gegend, die in Orlando als historisches Viertel durchgeht, weil die meisten Häuser ganze dreißig Jahre alt sind. An Chucks Adresse erinnerte sich Margo nicht und auch nicht, wie das Haus aussah oder in welcher Straße es stand ( »Ich bin mir beinahe fünfundneunzig Prozent sicher, dass es die Vassar Street ist« ). Am Ende, als wir fast die ganze Vassar Street heruntergeschlichen waren, zeigte Margo nach links und sagte : »Das ist es.«
    »Ganz sicher?«
    »Ich bin mir ungefähr siebenundneunzig Prozent sicher. Ich meine,

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