Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
geschafft hätte.
    Ich erreichte mein Schließfach und nahm das Mathebuch heraus, aber dann blieb ich einfach stehen, obwohl es schon zum zweiten Mal geklingelt hatte. Ich stand in der Mitte des Flurs, während aus beiden Richtungen die Schüler an mir vorbeiströmten, als wäre ich der Mittelstreifen ihrer Autobahn. Noch jemand dankte mir für die zweihundert Dollar. Ich lächelte ihn an. Zum ersten Mal in all den vier Jahren, die ich hier war, hatte ich das Gefühl, es war wirklich meine Schule. Wir hatten für die fahrradlosen Orchester-Streber Gerechtigkeit erkämpft. Lacey Pemberton hatte mit mir geredet. Chuck Parson hatte sich entschuldigt.
    Ich kannte diese Flure so gut – und endlich fühlte es sich so an, als würden auch sie mich irgendwie kennen. Ich stand immer noch da, als es zum dritten Mal klingelte und die Reihen sich lichteten. Erst dann ging ich zu Mathe und setzte mich, kurz nachdem Mr. Jiminez mit einem weiteren endlosen Vortrag begonnen hatte.
    Ich hatte Margos Grashalme -Band mitgenommen und begann unter dem Tisch die markierten Zeilen aus »Lied über mich selbst« noch einmal zu lesen, während Mr. Jiminez vorne an der Tafel herumkratzte. Soweit ich sehen konnte, gab es keine direkten Bezüge zu New York. Nach ein paar Minuten gab ich das Buch an Radar weiter. Er sah eine Weile hinein, dann schrieb er auf die Ecke seines Ringbuchs : Grün unterstrichen muss was heißen. Vielleicht sollst DU die Türen deines Gehirns aufreißen? Ich zuckte die Schultern und schrieb zurück : Oder sie hat an verschiedenen Tagen verschiedene Marker benutzt.
    Ein paar Minuten später, als ich zum siebenunddreißigsten Mal zur Uhr starrte, sah ich durch die Scheibe in der Tür Ben Starling auf dem Flur, der mir zuwinkte und einen spastischen Tanz aufführte.
     
    Als es zur Mittagspause klingelte, rannte ich zu den Schließfächern, und aus irgendeinem Grund war Ben schon da, und aus irgendeinem Grund sprach er schon wieder mit Lacey Pemberton. Er rückte ihr ziemlich auf die Pelle, beugte sich weit nach vorne, um direkt in ihr Gesicht zu reden. Von Ben fühlte sogar ich mich manchmal bedrängt, und dabei war ich kein attraktives Mädchen.
    »Hey, Leute«, rief ich.
    »Hallo«, antwortete Lacey und trat unmissverständlich einen Schritt zurück. »Ben hat mich gerade auf den neuesten Stand über eure Recherchen gebracht. Es war noch nie jemand in Margos Zimmer, versteht ihr? Sie hat immer gesagt, ihre Eltern erlauben es nicht, dass sie zu Hause Besuch bekommt.«
    »Im Ernst?«, sagte ich. Lacey nickte.
    »Wusstest du, dass Margo an die tausend Schallplatten hat?«
    Lacey hob die Hände. »Nein, das hat Ben mir gerade erzählt. Margo hat nie über Musik geredet. Ich meine, sie hat gesagt, wenn ihr was im Radio gefällt. Aber so was – nein. Mann, sie ist echt schräg .« Ich zuckte die Schultern. Vielleicht war sie schräg, aber vielleicht waren es auch wir anderen, die schräg waren. Lacey fuhr fort : »Jedenfalls haben wir gerade davon geredet, dass Walt Whitman aus New York ist.«
    »Und laut Omnictionary war auch Woody Guthrie lange in New York«, sagte Ben.
    Ich nickte. »Ich kann sie mir gut in New York vorstellen. Aber ich schätze, wir müssen zuerst den nächsten Hinweis entschlüsseln. Die Spur kann nicht mit dem Buch aufhören. Da muss irgendeine Botschaft in den unterstrichenen Zeilen stecken.«
    »Darf ich in der Mittagspause mal reinsehen?«
    »Klar«, sagte ich. »Mach dir in der Bibliothek eine Fotokopie, wenn du willst.«
    »Nein, schon gut. Ich wollte nur mal reinlesen. Ich habe keine Ahnung von Gedichten. Ach, noch was anderes, ich habe eine Cousine, die in New York aufs College geht, und ich habe ihr einen Steckbrief geschickt, den sie ausdrucken soll. Ich sage ihr, sie soll ihn in Plattenläden aufhängen. Ich meine, da gibt es natürlich eine Menge Plattenläden, aber trotzdem.«
    »Gute Idee«, sagte ich. Ben und Lacey gingen in Richtung Cafeteria, und ich trottete hinter ihnen her.
    »Hey«, sagte Ben zu Lacey, »welche Farbe hat dein Kleid?«
    »Saphirblau würde ich sagen, warum?«
    »Ich will nur, dass mein Smoking dazupasst«, erklärte er. Ich hatte Ben noch nie so albern grinsen sehen, und das sollte was heißen, denn eigentlich grinste er immer albern.
    Lacey nickte. »Gut, aber es darf nicht nach Partnerlook aussehen. Vielleicht am besten klassisch : schwarzer Smoking mit schwarzer Weste?«
    »Kein Kummerbund, meinst du?«
    »Na ja, das geht schon, aber keinen mit diesen

Weitere Kostenlose Bücher