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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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etwas Ungewöhnliches. Ich war spät dran, was normal war; meine Mutter setzte mich vor der Schule ab, was normal war; dann stand ich draußen und unterhielt mich mit den anderen, was normal war, bis Ben und ich reingingen, was normal war. Doch als wir die Stahltür aufstießen, machte Ben ein seltsam überraschtes, beinahe panisches Gesicht – als wäre er aus dem Publikum ausgesucht worden, um vom Zauberer auf der Bühne zersägt zu werden. Ich folgte seinem Blick den Flur hinunter.
    Jeansminirock. Enges weißes T-Shirt. Tiefer Ausschnitt. Goldbraune Haut. Unglaubliche Beine. Perfekt gestylte braune Locken. Ein laminierter Button, auf dem stand : WÄHLT MICH ZUR SCHULBALLKÖNIGIN. Lacey Pemberton. Ging auf uns zu. In Richtung Musikraum .
    » Lacey Pemberton «, flüsterte Ben, obwohl sie nur noch drei Schritte entfernt war und ihn klar und deutlich hören konnte. Sie schenkte uns ein gespielt schüchternes Lächeln.
    »Quentin«, sagte sie zu mir, und mehr als alles andere überraschte mich, dass sie meinen Namen kannte. Sie nickte zu den Schließfächern, und ich folgte ihr. Ben hielt Schritt.
    »Hallo, Lacey«, sagte ich, als wir stehen blieben. Ich konnte ihr Parfum riechen, und mir fiel ein, dass ich es auch in ihrem Jeep gerochen hatte, und dann fiel mir das Geräusch ein, als Margo und ich die Sitzbank auf den Fisch geknallt hatten.
    »Ich habe gehört, du warst mit Margo unterwegs.«
    Ich wich ihrem Blick nicht aus.
    »In der Nacht mit dem Fisch? In meinem Auto? Und in Beccas Schrank? Und in Jasons Fenster?«
    Ich sagte immer noch nichts. Mir fiel nichts ein. Man kann ein langes, abenteuerreiches Leben führen, ohne dass Lacey Pemberton je das Wort an einen richtet, aber jetzt, da mir das Glück zuteil wurde, durfte ich ja nichts Falsches sagen. Deshalb antwortete Ben für mich. »Ja, die beiden waren zusammen unterwegs«, sagte er, als wären Margo und ich dicke Freunde.
    »War sie sauer auf mich?«, fragte Lacey nach kurzem Zögern. Sie senkte den Blick, und ich konnte ihren braunen Lidschatten sehen.
    »Was?«
    Dann redete sie leise weiter, und ihre Stimme klang ein bisschen gebrochen, und plötzlich war Lacey Pemberton nicht mehr Lacey Pemberton. Sie war – ein ganz normales Mädchen. »Du weißt schon, war sie wegen irgendwas sauer auf mich?«
    Ich musste nachdenken, bevor ich antwortete. »Na ja, sie war ein bisschen enttäuscht, weil du ihr das mit Jason und Becca nicht gesteckt hast, aber du kennst ja Margo. Sie kommt drüber weg.«
    Lacey drehte sich um und ging den Flur hinunter. Wir ließen sie ziehen, doch dann wurde sie langsamer. Ben gab mir einen Stoß. Anscheinend wollte sie, dass wir mitkamen. »Ich habe das von Jason und Becca überhaupt nicht gewusst. Das ist es ja. Gott, ich hoffe, dass ich ihr das bald erklären kann. Ich hatte schon Angst, dass sie endgültig weg ist, aber dann habe ich in ihr Schließfach gesehen, weil ich ihre Kombination habe, und ihre Fotos hängen noch drin, und ihre Bücher sind auch noch alle da.«
    »Das ist gut«, sagte ich.
    »Ja, aber jetzt ist es vier Tage her. Das ist beinahe Rekord. Und wisst ihr, es ist alles so ätzend, denn Craig hat es gewusst, und ich war so sauer, weil er mir nichts gesagt hat, dass ich mit ihm Schluss gemacht habe, und jetzt habe ich keinen, der mit mir zum Ball geht, und meine beste Freundin ist abgehauen, nach New York oder sonst wohin, und denkt, ich hätte was getan, was ich NIEMALS tun würde.« Ich warf Ben einen Blick zu. Ben warf mir einen Blick zu.
    »Ich muss zum Unterricht«, sagte ich. »Wie kommst du auf New York?«
    »Zwei Tage bevor sie abgehauen ist, hat sie zu Jason gesagt, New York wäre die einzige Stadt in Amerika, wo ein Mensch auch nur halbwegs leben könnte. Vielleicht hat sie es nur so gesagt. Keine Ahnung.«
    »Okay, ich muss los«, sagte ich.
    Auch wenn ich wusste, dass Ben Lacey sowieso nicht überzeugen konnte, mit ihm zum Ball zu gehen, fand ich, er hatte wenigstens die Gelegenheit verdient, es zu versuchen. Ich joggte durch die Flure zu meinem Schließfach und wuschelte Radar im Vorbeigehen durch die Haare. Er redete gerade mit Angela und einer Neuntklässlerin, die auch im Orchester war. »Danke nicht mir, danke Q«, hörte ich Radar zu der Neuntklässlerin sagen, und sie rief mir hinterher : »Danke für die zweihundert Dollar!« Ohne mich umzusehen, rief ich zurück : »Danke nicht mir, danke Margo Roth Spiegelman!«, weil ich es ohne die Hilfsmittel, die sie mir gegeben hatte, nicht

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