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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Vielleicht ist es ihre Erklärung, warum sie von Orlando weggegangen ist.«
    Ben ließ den Wagen vor einer roten Ampel ausrollen und drehte sich zu Radar um. »Alter«, sagte er, »ich finde, ihr beide traut der Puppe viel zu viel zu.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    »Schraub die Schlösser von den Türen los«, sagte er. »Schraub die Türen selbst von ihren Pfosten los.«
    »Ja«, sagte ich. Die Ampel sprang auf Grün, und Ben trat aufs Gas. Ein Zucken ging durch den RHAPAW, als wollte er auseinanderfallen, doch dann setzte er sich in Bewegung.
    »Das ist keine Poesie, keine Metapher. Das ist eine Gebrauchsanweisung. Wir sollen in Margos Zimmer gehen und das Schloss von der Tür und die Tür von den Türpfosten schrauben.«
    Radar sah mich im Rückspiegel an, und unsere Blicke trafen sich. »Manchmal«, sagte Radar zu mir, »ist Ben so bescheuert, dass er irgendwie genial ist.«
6
    Als wir den RHAPAW vor unserem Haus abgestellt hatten, gingen wir über den Rasen zu den Spiegelmans rüber, genau wie am Samstag. Ruthie machte auf und sagte, ihre Eltern würden erst gegen sechs nach Hause kommen. Myrna Mountweazel rannte aufgeregt im Kreis um uns herum; wir gingen nach oben. Ruthie holte uns den Werkzeugkasten aus der Garage, und dann starrten wir die Tür zu Margos Zimmer eine Weile an. Wir waren nicht gerade die geborenen Handwerker.
    »Was zur Hölle machen wir jetzt?«, fragte Ben.
    »Du sollst vor Ruthie nicht fluchen«, sagte ich.
    »Ruthie, stört es dich, wenn ich Hölle sage?«
    »Wir glauben nicht an die Hölle«, antwortete sie.
    Radar unterbrach uns. »Leute«, sagte er. »Hey, Leute. Die Tür.« Dann fischte er einen Kreuzschraubenzieher aus dem Chaos des Werkzeugkastens, kniete sich hin und begann, den Türknauf abzuschrauben. Ich nahm mir einen größeren Schraubenzieher, weil ich die Angeln abschrauben wollte, aber anscheinend hielten die Dinger ohne Schrauben. Ich starrte die Konstruktion eine Weile an. Irgendwann wurde es Ruthie langweilig, und sie ging nach unten und setzte sich vor den Fernseher.
    Radar bekam den Türknauf ab, und nacheinander spähten wir in das Loch in dem rohen Holz. Kein Brief. Kein Wegweiser. Nichts. Genervt wandte ich mich den Angeln zu. Ich schwang die Tür auf und zu, um zu verstehen, wie die Mechanik funktionierte. »So lang, wie das verdammte Gedicht ist«, sagte ich, »hätte Walt uns ruhig ein paar Zeilen schreiben können, wie man die Tür von den Pfosten schraubt.«
    Radar saß wieder an Margos Computer. »Laut Omnictionary«, erklärte er, »haben wir es mit einem Fitschenband zu tun. Den Schraubenzieher braucht man nur, um die Zapfen aus den Scharnieren zu hebeln. Nicht zu verwechseln mit einer Flittchenband, wie irgendein Witzbold dazugeschrieben hat. O Omnictionary, wann wirst du jemals erwachsen?«
    Mit der Erklärung aus Omnictionary ging es erstaunlich einfach. Ich hebelte die Zapfen aus den drei Scharnieren, und Ben zog die Tür weg. Dann untersuchte ich die Scharniere. Nichts.
    »Nichts an der Tür«, fasste Ben zusammen. Wir stemmten die Tür wieder an ihren Platz, und Radar hämmerte mit dem Griff des Schraubenziehers die Zapfen in die Scharniere.
     
    Später gingen Radar und ich mit zu Ben, dessen Heim mit dem meinen baugleich war, und wir spielten ein Spiel namens Arctic Fury. Wir waren gerade in einem Spiel-im-Spiel, wo man seine Gegner auf einem Gletscher mit Farbbällen abschießen musste. Man bekam Extrapunkte, wenn man dem Gegner in die Eier schoss. Es war technisch betrachtet ein sehr ausgefeiltes Spiel. »Alter, sie ist bestimmt in New York City«, sagte Ben plötzlich. Hinter einem Eisblock konnte ich die Mündung seiner Flinte sehen, aber bevor ich mich bewegen konnte, hatte er mir zwischen die Beine geschossen. »Scheiße«, murmelte ich.
    »Früher haben ihre Wegweiser Orte angezeigt«, sagte Radar. »Diesmal hat sie mit Jason über New York geredet; und uns hinterlässt sie Hinweise, die mit zwei Leuten zu tun haben, die beide länger in New York gelebt haben. Es wäre logisch.«
    »Alter, ich sag dir, was sie will.« Ich hatte mich gerade von hinten an ihn rangeschlichen, als Ben auf Pause drückte. »Sie will, dass du nach New York fährst. Was, wenn das der einzige Weg ist, sie zu finden? Ich meine, erst mal hinzufahren ?«
    »Wie bitte? In eine Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern?«
    »Vielleicht hat sie einen Maulwurf hier«, schlug Radar vor, »der ihr Bescheid sagt, wenn du dich auf den Weg machst.«
    »Lacey!«, rief Ben.

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