Margos Spuren

ich mich von Ben mitnehmen und blieb bei ihm, bis er Radar abholen musste, weil sie auf irgendeine Vorparty zum Schulball wollten, die unser Freund Jake gab, weil seine Eltern nicht da waren. Ben fragte mich, ob ich mitkommen wollte, aber ich hatte keine Lust.
    Ich ging zu Fuß nach Hause, durch den Park, wo Margo und ich den Toten gefunden hatten. Als ich an jenen Morgen dachte, hatte ich plötzlich ein unangenehmes Ziehen im Bauch – nicht wegen des Toten, sondern weil ich mich daran erinnerte, dass sie ihn zuerst gesehen hatte. Wenn ich es schon auf dem Spielplatz in meiner eigenen Nachbarschaft nicht schaffte, eine Leiche allein zu finden, wie zum Teufel sollte ich es dann jetzt schaffen?
    Ich versuchte noch einmal »Lied auf mich selbst« zu lesen, als ich nach Hause kam, doch trotz Dr. Holdens Rat blieb es für mich ein undurchdringliches Dickicht von Wörtern.
     
    Am nächsten Morgen wachte ich schon um kurz nach acht auf und setzte mich an den Computer. Ben war online, also tippte ich ihm eine Nachricht.
     
    QTHERESURRECTION : wie war die party?
    ESWAREINENIERENENTZÜNDUNG : langweilig,
    war ja klar. alle partys zu denen ich eingeladen bin
    sind langweilig.
    QTHERESURRECTION : tut mir leid dass ich nicht
    da war. du bist früh auf. willst du rüberkommen
    resurrection spielen?
    ESWAREINENIERENENTZÜNDUNG : meinst du das ernst?
    QTHERESURRECTION : äh … ja?
    ESWAREINENIERENENTZÜNDUNG : weißt du was für ein tag heute ist?
    QTHERESURRECTION : samstag 15. mai?
    ESWAREINENIERENENTZÜNDUNG : alter, in 11 stunden und 14 minuten fängt der schulball an. in weniger als 9 stunden muss ich lacey zum abendessen abholen. ich habe noch nicht mal den RHAPAW gewaschen und gewachst, den du übrigens ganz schön eingesaut hast. danach muss ich duschen + mich rasieren + mir die nasenhaare schneiden + mich selber waschen + wachsen. gott, ich darf gar nicht darüber nachdenken. ich habe eine menge zu tun. wenn ich es schaffe, rufe ich dich später an.
     
    Radar war auch online, also schickte ich ihm eine Nachricht.
     
    QTHERESURRECTION : was hat ben für ein problem?
    OMNICTIONARIAN96 : ganz ruhig, cowboy.
    QTHERESURRECTION : tut mir leid, bin nur sauer, weil er den a-ball für das wichtigste auf der welt hält.
    OMNICTIONARIAN96 : dann wirst du gleich richtig sauer sein, wenn ich dir sage, dass ich nur so früh auf bin, weil ich jetzt sofort los muss, um meinen smoking abzuholen …
    QTHERESURRECTION : herrgott noch mal. im ernst?
    OMNICTIONARIAN96 : q, morgen + übermorgen + überübermorgen + an allen anderen tagen für den rest meines lebens bin ich für dich und deine ermittlungen da. aber ich habe eine freundin. sie will einen schönen abend haben. ich will einen schönen abend haben. ist nicht meine schuld, dass margo roth spiegelman nicht wollte, dass wir heute einen schönen abend haben.
     
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte sie es verdient, vergessen zu werden. Trotzdem, ich konnte sie nicht vergessen.
    Meine Eltern lagen noch im Bett und sahen sich einen alten Film im Fernsehen an. »Kann ich den Wagen nehmen?«, fragte ich.
    »Klar, wohin fährst du?«
    »Ich habe beschlossen, doch zum Ball zu gehen«, sagte ich schnell. Die Lüge rutschte mir einfach so raus. »Muss einen Smoking ausleihen und dann rüber zu Ben. Wir gehen zusammen allein.« Lächelnd setzte sich meine Mutter auf.
    »Das ist ja großartig, Schätzchen. Es wird dir guttun. Kommst du noch mal heim, damit wir Fotos machen können?«
    »Mama, willst du wirklich ein Foto davon haben, wie ich ohne Begleitung zum Schulball gehe? Ich meine, ist mein Leben nicht schon demütigend genug?« Sie lachte.
    »Ruf an und komm pünktlich heim«, sagte mein Vater, was Mitternacht hieß.
    »Alles klar«, sagte ich. Es war so einfach, sie anzulügen, dass ich mich fragte, warum ich es früher nie getan hatte, vor der Nacht mit Margo.
     
    Ich nahm die I-4 nach Südwesten in Richtung Kissimmee, wo die Freizeitparks waren, passierte den International Drive, wo Margo und ich in SeaWorld eingestiegen waren, und dann nahm ich den Highway 27 runter nach Haines City. In dieser Gegend gab es jede Menge Seen, und überall in Florida, wo es Seen gab, versammelten sich die Reichen, was das Gelände für eine Geisterstadt eher unwahrscheinlich machte. Doch die Website, die ich gefunden hatte, berichtete sehr konkret von dieser Parzelle mehrfach zwangsvollstreckten Landes, aus dem nie jemand