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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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Schicksal eines gewissen Gio-
    vanni Bozzi, einem Nachbar von Onkel Raffaele und
    Tante Maria, der ein Knopfgeschäft in dritter Gene-
    ration führte, aber unlängst verhaftet wurde, weil er offenbar nicht nur mit Knöpfen, sondern auch mit
    Schuldscheinen gehandelt hat. Die Schuldscheine
    stammen aus einem Kasino, das er nach Feierabend
    im Hinterzimmer seines Ladens drei Mal in der Wo-
    che betrieb. Dieses Kasino blieb von der Polizei jahrelang unbehelligt, weil Signor Bozzi den Behörden
    glaubhaft versichern konnte, dass es sich keinesfalls um eine illegale Spielhölle handele. In seinem priva-ten Spielclub werde niemals um echtes Geld, son-
    dern um Hirschhornknöpfe gespielt. Diese Knöpfe
    würden von ihm verwaltet und jeder Spieler habe
    ein Knopfkonto, da sei doch nichts dabei.
    Natürlich wurde keine Sekunde lang um Knöpfe
    gespielt, sie dienten vielmehr als Jetons, die man
    beim Betreten des Café Bozzi, wie sein Hinterzimmer genannt wurde, bei seiner Gattin Elvira zu einem
    ruppigen Kurs erstehen musste. Bozzi selbst leitete den Salon und verkaufte lauwarmes Peroni-Bier für
    12 000 Lire pro Flasche. Irgendwann verdienten die
    Bozzis so viel Geld mit ihrem Kasino, dass sie sich ein schönes Haus in Bari kauften, in das sie aber selten fuhren, weil Bozzi ja das Kasino führen musste.
    Nachdem der eine oder andere Spieler Schulden bei
    Bozzi machte, stellte dieser Schuldscheine aus, was ein Fehler war, denn niemand konnte sie auslösen.
    Aus Spaß wurde also allmählich Ernst. Als Bozzi
    nämlich merkte, dass seine Schuldscheine vollkom-
    men wertlos waren, veräußerte er sie an einen Auto-
    händler, der prompt mit seinen Geschwistern bei
    den Schuldnern anfragte, wann sie denn nun
    gedächten, ihre Schulden zu bezahlen.
    Unter den Schuldnern war auch der Fischhändler
    Gardone, dessen Frau die ganze Geschichte bei der
    Beichte dem alten Priester Alfredo verriet. Das ist der, der bei Calogeros Tod predigte, sozusagen der
    Hausgeistliche der Familie. Der gesprächige Priester Alfredo steckte die Sache dem Polizeipräfekten und
    dieser nahm Giovanni Bozzi schließlich hops. Der
    Knopfladen wird weiterhin von seiner Frau geführt,
    aber die Geschäfte laufen schlecht, seit Bozzi verhaftet worden ist.
    »Der arme Giovanni«, klagt Onkel Raffaele. »Scha-
    de um das schöne Knopfgeschäft.«
    Sein Schuldschein, so erfahre ich später von
    Gianluca, wurde ihm kürzlich beim Kauf eines Neu-
    wagens als Rabatt verrechnet. Eigentlich hätte er ja gar kein Auto gebraucht, doch der Verkäufer hat Onkel Raffaele klar gemacht, dass er darüber nicht zu entscheiden habe.
    Zum Abendessen gibt es außer der Minestrone
    auch noch Pizza, die Marco mitgebracht hat. Sie wird mit einer großen Schere in handliche Stücke geschnitten und verteilt. Ich habe mich auf dieses
    Abendessen gut vorbereitet und mir vorgenommen,
    nicht mehr zu essen, als ich will. Es kommt, wie es kommen muss.
    »Nimm mal hiervon.«
    »Danke, ich bin wirklich satt.«
    »Schade, Marco hat es extra für dich gekauft.«
    »Ich weiß, sehr nett, aber ich kann nicht mehr.«
    Jetzt: nagelneuer Trick in Nonnas Repertoire: »Ich
    verstehe, in Deutschland ist die Pizza bestimmt
    besser.«
    »Gar nicht, nein. Diese hier ist wundervoll.«
    Und weiter, in extrem enttäuschtem Ton: »Wenn
    sie so wundervoll wäre, würdest du sie essen.«
    »Aber ich habe sie ja schon gegessen.«
    »Du isst wie ein Zeisig.«
    »Nein, ich habe vier Stücke genommen.«
    »Dann kommt es auf eines mehr oder weniger auch
    nicht an.«
    »Na gut. Welches soll ich essen?«
    Nach dem Essen gibt es limoncello, eine Art Zitro-nenlikör, der nach Klostein riecht. Ich mag das Zeug nicht, aber das darf man um Himmels willen nicht
    sagen. Nachdem ich mich in der Vergangenheit ge-
    weigert habe, limoncello zu trinken, hat sich Nonna Anna auch hier eine neue Taktik überlegt, um mich
    dazu zu bringen. Sie fordert mich nicht mehr einfach auf, das Zeug zu trinken, sondern sie sagt: »Probier doch mal.«
    »Nein, danke.«
    »Nur mal pro-bie-ren.«
    »Also gut.«
    Ich benetze die Lippen ganz sanft mit dem Likör
    und gebe ihr das Glas zurück.
    Darauf sie: »Jetzt hast du das Glas schmutzig ge-
    macht, also kannst du es auch austrinken.«
    Ich trinke.
    Es gibt Variationen dieser Aufführung, in denen es
    um Leber oder Süßspeisen geht. Erstaunlicherweise
    bin immer nur ich der Leidtragende von Nonna Annas
    Fürsorge. Die anderen sagen einfach basta und legen die Serviette auf den Tisch. Nur ich muss

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