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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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blieb, denn natürlich wollten alle Nachbarn, wollte jeder Bäcker und Metzger im Ort wissen, wie es in Deutschland
    war und was für Abenteuer Antonio in diesem
    kalten Land erlebt hatte. Raffaele zog sich zurück
    und tauchte erst wieder auf, nachdem Antonio
    abgereist war.
    Dieser beendete seinen Besuch mit einem Tri-
    umphzug durch die Stadt. Es war letztlich ganz so,
    wie er es sich immer gewünscht hatte. Heimlich ge-
    hen und unheimlich wiederkommen. Auf dem Weg
    zum Zug nahm er nicht weniger als neun Proviant-
    pakete entgegen und fühlte sich wie ein Filmstar, als noch ein Foto gemacht wurde, das anderntags in der
    Zeitung erschien. Überschrift: »Campobassos Sohn
    auf dem Weg nach Deutschland«
    Nicht einmal das Militär machte ihm jetzt noch
    Angst, denn erstens hatte es sich als unwahrschein-
    lich herausgestellt, dass man ihn jetzt noch einzog, weil es ausreichend Rekruten gab und der Verwal-tungsaufwand, ihn aufzuspüren und einzuberufen,
    die Grenzen des Möglichen einer italienischen Be-
    hörde sprengte. Und zweitens war er im Besitz einer gültigen Aufenthaltserlaubnis, die es ihm erlaubte zu pendeln, ohne Fragen gestellt zu bekommen.
    Der Besuch zu Hause tat ihm gut und er beschloss,
    nun regelmäßig eine Kostprobe seines Erfolges zu
    geben. Wenn es ihn auch jedes Mal eine Stange Geld
    kostete, so war der Verlust seiner Barschaft nichts, verglichen mit der Gegenleistung, die aus Bewunderung, manchmal sogar aus Neid bestand, den er fast
    noch mehr schätzte, weil er die Tiefe dieser Empfindung deutlicher spürte.
    Die aufpeitschende Wirkung seiner Reise klang
    rasch ab, als er wieder in Oldenburg ankam. Die paar Kleinigkeiten, die er Rocco zur Aufbewahrung über-lassen hatte, standen von Fett überzogen in einer
    Ecke der Küche der Kombüse. Antonio hatte die Wohnung des Kochs verlassen aufgefunden und
    sich, weil er nicht wusste, wohin er sonst gehen
    sollte, ins Restaurant begeben.
    »Er ist weg«, schimpfte Herr Ringel, der Chef. »Einfach abgehauen, lässt mich hier mit meinen Hühnern
    im Stich. Der eine stirbt, der Nächste verschwindet bei Nacht und Nebel. Mit den Italienern bin ich
    fertig.«
    Obwohl Antonio Italiener war, konnte er Herrn
    Ringels Enttäuschung gut verstehen und sah ihm die
    letzte Bemerkung nach.
    »Er hat dir einen Brief hinterlassen.«
    Antonio riss ihn auf und las: »Lieber Freund, ich
    habe eine andere Stelle gefunden. In einem richtigen Restaurant. Es gehört Chiaras Cousin und es ist in
    Krefeld. Da kann ich richtig kochen, italienische
    Spezialitäten. Die Stadt ist zwar nicht so schön wie Oldenburg (und bestimmt nicht so einmalig wie die
    bedeutende historische Ritterstadt Campobasso, von
    der du mir so viel erzählt hast), aber sie ist so groß, dass es hier immer eine Arbeit gibt. Komm mich
    doch einmal besuchen.« Darunter stand eine Adresse
    in der Jägerstraße in Krefeld.
    Antonio nahm Baffones und seinen Koffer und gab
    Herrn Ringel die Hand.
    »Danke fur tutto, Signor Ringele, müssen gehen.«
    »Was ist denn jetzt los? Ihr Itaker raubt mir den
    letzten Nerv. Erst wollt ihr unbedingt Arbeit, dann pfeift ihr drauf und haut einfach ab.«
    »Tute mir Leid, müssen gehen.«
    »Ach, dann hau doch ab!«, schrie Ringel und
    schlug die Küchentür zu.
    Antonio lief wieder zurück zum Bahnhof und
    erkundigte sich, wo genau Krefeld lag. Er kaufte ei-ne Karte und fuhr über Münster, Recklinghausen
    und Duisburg an riesigen Schloten, Schornsteinen
    und glühenden Stahlwerken vorbei nach Krefeld, wo
    er sich bis zur Jägerstraße durchfragte und schließ-
    lich bei Rocco klopfte, der mit Chiara in einem an-
    sehnlichen Mietshaus wohnte. Es war niemand da,
    und weil er die Adresse des Restaurants nicht kann-
    te, machte er es sich auf der Treppe gemütlich. Er
    hatte wohl zwei Stunden dort geschlafen, die Koffer dabei fest umklammert gehalten, als ihm jemand
    gegen die Schuhe trat. Auf Italienisch rief ihn jemand an.
    »He, du da, hier wird nicht gepennt. Das ist ein
    ordentliches Haus.«
    Als Rocco seinen Freund erkannte, hob er ihn hoch,
    stellte ihn mit den Füßen auf den Boden und umarmte ihn heftig. Antonio blieb einige Wochen und arbeitete wieder als Kellner. Sein funkelnder Charme kehrte
    zurück und alle waren zufrieden. Bis auf Chiara, die zunehmend flüsternd und zischend mit ihrem Mann
    sprach, weil sie nur noch ein Thema hatte, und das war Antonios – wie sie fand – dreiste Art und Weise, ihre Gastfreundschaft bis zur Neige zu beanspruchen.
    »Er muss

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