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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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Hintern auf zu schmalen
    Bierbänken zu hocken und sich mit Bier abzufüllen.
    Das konnte man doch auch das ganze Jahr über
    machen, ohne dabei auszusehen wie ein Pirat oder
    Clown oder Araber.
    Auf Weisung von Chiaras Cousin Michèle, dem das
    Ristorante da Michèle gehörte, musste sich auch dessen Belegschaft in ein Kostüm nach Wahl begeben.
    Antonio besorgte sich von einem Nachbarn in der
    Pension, in der er zu einer akzeptablen Miete ein
    Zimmerchen unter dem Dach bewohnte, ein gelbes
    Hemd, kaufte einen schwarzen Hut aus Filz – es gab
    keinen braunen – sowie Spielzeugpistole, Patronen-
    gürtel und ein schwarzes Halstuch und ging als Tex, den hier in Krefeld natürlich kein Mensch kannte.
    Am Rosenmontag, dem 1. März 1965, brachte er ein
    Tablett voller Altbier an einen besonders lustigen
    Tisch, an dem sieben junge Frauen ohne Herren-
    begleitung saßen, was Antonio sehr ungewöhnlich,
    aber umso interessanter fand. Besonders das Mäd-
    chen ganz rechts außen fiel ihm auf, weil es nicht
    ganz so panisch lachte und auch nicht wirklich ver-
    kleidet war. Sie trug ein vollkommen unlustiges Kos-tüm und dazu einen gelben Chiffonschal. Lediglich
    das Papierhütchen mit dem rosafarbenen Schleier
    wies sie als Teilnehmerin dieser Expedition aus, die erkennbar auf Männerfang war. Den Schleier lüftete
    sie nur, um von ihrem Bier zu trinken, und klappte
    ihn dann eilig wieder herunter, als sorge sie sich, dass ihre ohnehin dürftige Verkleidung dann jegliche
    Wirkung verlor und jemand am Ende noch dachte,
    sie trage diesen Hut immer.
    Antonio beachtete sie mit seiner ganzen Höflich-
    keit, und als sie schließlich etwas auftaute, fragte er sie nach ihrem Namen. Sie hieß Ursula Holtdorf und
    war Verkäuferin in einem Spielzeugladen. Die Da-
    men waren Kolleginnen und hatten sie zu dieser
    Sause quasi gezwungen. Ursula hielt sich nicht für
    sonderlich unwiderstehlich und wäre lieber zu Hau-
    se geblieben. Männer waren ihr zwar nicht egal und
    sie hatte auch schon Beziehungen gehabt, jedoch
    verliefen diese immer nach dem gleichen Schema, in
    welchem es wohl einfach dazugehörte, dass man sie
    nach einer Weile sitzen ließ. Dieser Kellner, der ihr da ständig zuzwinkerte und absichtlich vergaß, ihre
    Biere auf dem Deckel zu markieren, war sicher auch
    einer von diesen Kerlen. Ursula wollte nach Hause.
    »Nein, bitte bleiben. Bleiben hier, dassi Sie anse-
    hene kann.«
    Ursula wollte aber nicht angesehen werden. Zu
    Hause in ihrer kleinen Wohnung wartete noch eine
    wichtige Angelegenheit auf sie. Sie musste einen
    Brief schreiben, und zwar auf Französisch. In ihrem letzten Urlaub, den sie mit ihrer Mutter der guten
    Luft wegen in der Bretagne verbracht hatte, hatte sie einen Mann kennen gelernt, der sie am Ende auf besonders gemeine Art abservierte und auch noch
    bestohlen hatte. Ihr fehlte eine Halskette und die
    wollte sie unter allen Umständen zurückhaben. Sie
    kannte seine Adresse und machte sich daran, ihm zu
    schreiben. Ihre Kenntnisse der französischen Spra-
    che waren gering, und deshalb nahm dieser Brief
    eine ganze Woche in Anspruch, ohne dass sie ihn ab-
    schickte, denn sie war sicher, dass sich dieser Thierry bereits beim Lesen ihres Briefes scheckig lachen
    würde.
    »Können Sie Französisch?«, fragte sie den Kellner
    mit den hellblauen Augen, die sie eindringlich an-
    sahen.
    »Natürrlisch«, antwortete dieser und ahmte den
    französischen Akzent nach.
    »Wirklich? Könnten Sie mir vielleicht mit einem
    Brief helfen? Mit einem sehr persönlichen Brief?«
    »Gerne, komme Sie übermorgen, da alle sind mit
    Kopfschmerzene zu Hause und kanni helfen.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Anton von Marzipan«, sagte er, weil er festgestellt hatte, dass sein Name, elegant eingedeutscht, mehr
    noch als in Italien einen guten Einstieg in ein Ge-
    spräch mit Frauen bot. Das »von« machte zudem
    sozusagen Edelmarzipan aus ihm.
    »Das ist doch nur ein Spaß!«, rief sie und lachte,
    auch wenn der Blick des Mannes sie verunsicherte,
    wie er ernst auf ihren Augen ruhte und sie zu durch-leuchten schien.
    »Keine Spaß. Komme Sie Aschermittwoche und i
    zeige der Beweis in meiner Hose«, womit er sagen
    wollte, dass er seinen Ausweis dann in der Hosenta-
    sche haben würde.
    Sie verstand ihn natürlich falsch und blieb zu
    Hause. Als sie drei Tage später den Brief immer noch nicht fertig hatte, fasste sie sich ein Herz und ging ins Da Michele, wo sie den Herrn von Marzipan gleich wiedererkannte. Dieser

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