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Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stöger
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einen sehr großzügigen Finderlohn. Sagen wir – fünftausend Euro. So viel ist mir die Tasche wert. Persönliche Erinnerungen, wissen Sie. Die Tasche ist ein Geschenk meines verstorbenen Großvaters …«
    Mein Großvater war quicklebendig, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn da mit hineinzog. Aber es ging nicht anders. »Rufen Sie mich bitte an. Egal wie spät es ist.«
    Ich nannte meine Festnetznummer. Dann schaltete ich den Fernseher ein, zappte durch die Programme und blieb bei einer Zirkus-Gala hängen. Mittendrin schlief ich ein. Weit nach Mitternacht riss mich das Telefon aus dem Schlaf. Mit Herzklopfen tastete ich nach dem Hörer. »Hallo?«
    Stille.
    »Hallo? Wer ist da?«
    19
    »Hier ist Ihr Alptraum«, raunte eine Stimme.
    Ich war sofort hellwach. »Haben Sie meine Nachricht erhalten?«, rief ich. Er lachte. »Oh ja. Ihre herzzerreißende Geschichte von Ihrem toten Großvater. Wie rührend! Aber inzwischen habe ich Ihre Tasche mal etwas genauer unter die Lupe genommen. Und neben Ihrem spannenden Krimi habe ich noch etwas anderes Interessantes gefunden … das Los der großen Weihnachts-Tombola von
Radio Isaria!
«
    Ich schloss die Augen.
    »Ach das Los – das ist nicht so wichtig«, brachte ich hervor. »Eine Niete …«
    »Eine Niete?« Er lachte laut. »Zufällig habe ich auch Ihre eingegangenen SMS gelesen. Sie haben den Hauptgewinn! 100   000  Euro! Abzuholen bis 12  Uhr am 24 . Dezember! Sie haben noch genau 8 Stunden und 43 Minuten, um den Gewinn einzulösen. Ziemlich schäbig, mich mit schlappen 5   000  Euro abzuspeisen, finden Sie nicht? Ich will die Hälfte. Mindestens.« Und dann legte er auf.
    20
    Ich zündete mit zitternden Händen eine Zigarette an und inhalierte tief. Ich Idiotin! Warum hatte ich vergessen, dass der Typ meine SMS -Messages lesen konnte? Ein Wunder, dass er selbst noch nicht auf die Idee gekommen war, den Gewinn einzulösen. Entweder hatte er es zu spät geschnallt, oder er hatte Angst, dass ich bereits den Sender informiert hatte und er bei Abholung des Geldes verhaftet werden würde. Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer von
Radio Isaria.
Die Nachtmoderatorin meldete sich.
    »Es geht um die Tombola«, sagte ich. »Ich bin die Gewinnerin.«
    »Gratuliere!«, sagte die Moderatorin. »Dann kommen Sie bitte gleich morgen früh in den Sender. Wir müssen natürlich auch ein Interview mit Ihnen machen. Was haben Sie denn vor mit dem vielen Geld?«
    Ich zog an der Zigarette. »Es gibt da ein Problem – das Los wurde mir nämlich gestohlen.«
    Die Moderatorin lachte. »Tolle Idee! Sie sind bestimmt schon die Zehnte, die angeblich ihr Los verloren hat. Tut mir leid, ohne Los kein Gewinn. So einfach ist das. Trotzdem: fröhliche Weihnachten!«
    Sie legte auf. Wutentbrannt wählte ich erneut die Nummer.
    21
    Der Radiosender glaubte meine Story nicht. Es blieb mir nichts anderes übrig – ich musste dem Räuber bei
Radio Isaria
auflauern, wenn ich ihn überführen wollte. Es sei denn, ich erreichte ihn vorher und hätte die Gelegenheit, mit ihm zu verhandeln. 50   000  Euro sind besser als nichts! Wieder rief ich ihn an.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte ich. »Wir machen den Deal. Fifty-fifty. Wo treffen wir uns?«
    Er lachte. »Mooooooment. So easy geht das nicht. Woher soll ich wissen, dass Sie nicht die Polizei eingeschaltet haben?«
    Ich zog an der Zigarette. »Sie müssen mir vertrauen. Ansonsten gehen wir beide leer aus.«
    Er dachte kurz nach. »Das Risiko ist mir zu hoch. Ich will 80   000 . Wenn schon, denn schon.«
    Ich fiel fast in Ohnmacht. Andererseits waren 20   000  Euro immer noch eine Menge Geld – mehr, als ich in einem Jahr im Büro verdiente. Es piepte in der Leitung.
    »Entscheiden Sie sich«, sagte er ruhig. »Der Akku ist gleich leer.«
    »Einverstanden!«, schrie ich.
    »Okay«, antwortete er. »Sie bekommen das Los. Ich habe es in einer der Telefonzellen im Untergeschoss am Marienplatz hinterlegt – im Telefonbuch A-K, auf Seite …«
    In dem Moment piepte es zweimal: Akku leer. Verbindung tot.
    22
    »Mist!«, fluchte ich und raste zum Marienplatz. Sämtliche Telefonzellen waren besetzt, lange Schlangen hatten sich davor gebildet. Eine Frau blätterte im Telefonbuch. Ich stürzte auf sie zu.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich habe etwas im Telefonbuch vergessen.«
    Ich schubste sie beiseite und blätterte hektisch. Nichts! Schwer atmend blickte ich auf die Uhr. 11 Uhr 47 . Mit fliegenden Händen durchblätterte

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