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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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Land kaum eine Arbeit im musikalischen Umfeld und schon gar keine Wohnung finden. Alleinerziehende Mütter seien in der Stadt einfach besser aufgehoben. Joe hatte ihr sogar geraten, in Dresden ihr Glück zu suchen, weil sie dort zumindest nicht mit ihrem Dialekt anecken würde. Das hatte gesessen, auch wenn er es so schonend wie möglich formuliert hatte.
    »Schau, du bist halt net von hier. Des is a Blödsinn, wennst du es hier versuchst, denn hier san mir vor allem mir, verstehst?«
    »Aber bei euch muss es doch auch Zugereiste geben?«
    Joe hatte sich am Kopf gekratzt und verlegen gelächelt.
    »Na ja, scho. Zum Beispiel hat der Gengelhofer Fred aus Rio a Brasilianerin mitbracht und geheiratet … und mei ehemalige Schwägerin hat an Mo aus Nordafrika. Des gibt’s scho, aber in echt is ma nur von hier, wenn ma hier auf d’ Welt kumma is.«
    Noch energischer hatte der Cowboy den Kopf geschüttelt, als es um die bayerische Volksmusik ging, bis Miriam begonnen hatte, doppelt energisch auf ihn einzureden, weil er so verdammt stur war.
    »Na gut. Volksmusik erst später, dann bin ich von hier. Denn das Gefühl der Leute wird sich ändern, wenn die Kinder hier zur Schule gehen und ich eine respektierte Arbeit finde. Ich könnte unterrichten, einen Chor leiten oder eine Theatergruppe und mich auch in Salzburg umsehen. Da hatte meine Schwester gute Kontakte zum Mozarteum.«
    Da wurde es noch schlimmer, denn der Cowboy hat den Kopf zurückgeworfen, um lange und herzhaft zu lachen.
    »Na, wirklich net, Miriam! Des glaub i einfach net, dass hier a Arbeit auf dich wartet, mit der du Geld verdienen kannst. Wir haben hier so viele Mütter, die sich langweilen … und die sind alle von hier!«
    Heiße Wut war in ihr aufgestiegen, weil seine Einstellung einfach widerwärtig war, aber so schnell wollte sie nicht aufgeben, allein schon deshalb nicht, weil er sich seiner Sache so sicher schien.
    »Lach du nur, aber ich werde es ohnehin irgendwo schaffen müssen, Geld zu verdienen, denn ich habe drei Kinder zu ernähren. Und deshalb lasse ich mir von dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Ich bin qualifiziert, und wenn ich etwas will, dann schaff ich es auch!«
    »Ach ja?«
    Seine massive Belustigung hatte sich durch die zahlreichen Lachfältchen gezeigt, die seine Augen wie ein Netz umgaben. Er wusste genau, dass seine männliche Überlegenheit in ihrer verfahrenen Situation eine einzige Provokation war, und Miriam beschlich der Verdacht, dass er sich rächen wollte für ihre gestrige Provokation in der Küche seiner Mutter. Jetzt erst recht würde sie ihm beweisen, dass er unrecht hatte. Sie hatte in der folgenden Stunde geredet und geredet, um ihn irgendwie davon zu überzeugen, dass ein Leben auf dem Lande mit den Kindern durch ihre Musik möglich sein würde. Von kultureller Förderung hatte sie gesprochen, einer Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten, einer Lehrtätigkeit in Verbindung mit ihrem Muttersein. Zu spät hatte sie verstanden, dass sie durch ihr Reden wieder verloren hatte, was sie errungen hatte, denn sein Interesse verdampfte zusehends. Zunächst dachte sie, er würde besonnen zuhören, doch dann zeigte sein Gähnen deutlich, wie gelangweilt er von ihr war. Miriam war in die berühmte Falle gelaufen, die eine Frau laut Hannah auf jeden Fall meiden muss.
    Miriam hatte noch einen letzten Versuch gestartet.
    »Du glaubst also nicht, dass ich hier auch nur die klitzekleinste Chance mit den Kindern haben könnte?«
    Nein, der Cowboy glaubte es nicht, war aber klug genug, ihr das nicht direkt ins Gesicht zu sagen, um nicht eine weitere Wortlawine loszutreten. Gespräche mit heißblütigen Frauen erfordern mehr als ein Mittelmaß an Diplomatie. Deswegen hatte er sein Lächeln noch verstärkt und zudem sein bestes Hochdeutsch eingesetzt, als er sich vom Tisch erhoben hatte. Der männliche Rückzug war angesagt.
    »Sprich am besten mit meiner Mutter darüber, denn sie kennt sich in der hiesigen Volksmusikszene wirklich um einiges besser aus als ich.«
    Damit war er aus der Küche gegangen und hatte Hilla zu ihr geschickt. Joes Mutter war tatsächlich die musikalische Expertin für die Region. Was die lokale Chiemgauer Szene der zahlreichen Chöre und musizierenden Jugendlichen in der Volksmusik betraf, die oftmals Trachtenvereinen angehören, schien sie Gott und die Welt zu kennen. Allerdings hatte Hilla das Gespräch bereits nach wenigen Sätzen in eine neue Richtung gelenkt, indem sie Miriam eine weiße

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