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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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der Hilla, also unsere Diva Sigrun Seefeld, hat seit fünf Jahrzehnten das musikalische Sagen in unserer Gemeinde. Da müssten Sie sich am besten heute noch hoch auf den Berg in unser Altenheim bemühen, Frau …?«
    »Bechow, Miriam Bechow.«
    Der Pfarrer nickt und fährt fort, von Josefs Tante zu schwärmen, der berühmten Diva, die bereits seit einer halben Ewigkeit über die Musikauswahl wache. Sie sei die Gönnerin der Kirchenmusik, bezahle die Chorfahrten mit dem Bus, den Imbiss und auch bisweilen die Kostüme für die Gemeindeaufführungen.
    »Im Gegenzug pfusche ich unserer Diva nicht allzu viel rein bei der Auswahl, verstehen Sie?«
    Miriam versteht, denn obwohl die Diva im Altenheim lebe und selber nicht mehr zu allen Proben kommen könne, sei sie sozusagen die Seele der Musik, und das mit über achtzig Jahren. Miriam schluckt, denn zudem beteiligt sich die Diva großzügig an den Kosten für die Musikinstrumente, und letztes Jahr, als bei der Orgel einiges ersetzt werden musste, habe nur ihre großzügige Hilfe der Kirche die fachmännische Reparatur ermöglicht. Nach diesem längeren Sermon macht der Pfarrer eine kunstvolle Pause, aber Miriam hat bereits verstanden. In der ehemaligen DDR hatte sie von klein auf gelernt, diese Art von gegenseitiger Hilfe richtig einzuschätzen. Der hiesige Pfarrer war also weder taub, noch hat er einen niedrigen Intelligenzquotienten, sondern seine Befugnis im Bereich der Musik war lediglich einer höheren Macht untergeordnet, wie Miriam sich erlaubt spitzfindig zusammenzufassen. Das Lächeln des Pfarrers wirkt ein wenig festgefroren, als er nickt. Vorsichtig legt er jetzt seine Fingerspitzen aneinander und wiegt den Kopf hin und her.
    »Unsere Diva ist doch Josef Stadlers Tante. Hat er Ihnen denn nicht gesagt, wie das hier läuft?«
    Miriam zögert einen Augenblick, denn keinesfalls soll der Pfarrer merken, dass Joe ohnehin nicht an ihre Idee glaubt und es noch nicht einmal für möglich hält, dass sie auch nur eine Chance hat. Trotzdem hätte der Cowboy sie warnen müssen, selbst wenn Miriam dann vielleicht schon im Vorfeld aufgegeben hätte. Doch vielleicht war es auch ganz anders, und Hilla Stadler hatte Miriam die einflussreiche Tante mit Absicht verschwiegen, um den Pfarrer mit ins Boot zu holen. Denn so, wie Miriam ihn nach ihrer kurzen Begegnung einschätzt, hat dieser Mann es auch nicht gerne, wenn er über irgendetwas nicht Bescheid weiß. Die Neugierde steht dem Pfarrer jetzt förmlich ins Gesicht geschrieben. Und was neugierige Menschen betrifft, hat Miriam eine ganz bestimmte Strategie auf Lager, die bisher immer gewirkt hat. Mit ihrem mädchenhaftesten Lächeln wagt sie den Schuss ins Blaue.
    »Doch, ja, Josef hatte so etwas angedeutet, aber dann hielt er es wohl für besser, wenn ich zunächst einmal mit Ihnen spreche. Der Joe, äh … ich meine natürlich der Josef, sagt, dass Sie letztendlich derjenige seien, der sein Ja und Amen zu allem geben muss. Ohne Sie würde hier gar nichts gehen …«
    Mit den Wimpern klimpern und auf dummes kleines Mädchen machen ist für Miriam nicht schwer.
    »Sicherlich wird er mich seiner Tante schon bald vorstellen. Er findet es wahrscheinlich noch nicht angebracht, denn wir sind ja letzte Nacht erst angekommen …«
    Aber der Pfarrer ist auch nicht von gestern und beginnt auf zweideutige Art zu lächeln.
    »So, so. Seit letzter Nacht … Unser Josef lässt sich doch immer wieder etwas Besonderes einfallen. Seine Mutter hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass Sie kommen würden …«
    Der Pfarrer sieht mitfühlend auf ihren Bauch und lässt die Seiten mit Miriams Noten sinken.
    »Eigentlich wollen Sie doch gar nicht meine Meinung zu Ihrem Lied hören, sondern sind wegen etwas ganz anderem gekommen …?«
    Pfeilschnell beugt er sich vor, um in Miriams Augen den Grund ihrer Seele zu erkunden. Mit einem erschrockenen Aufschrei weicht Miriam zurück, denn beim besten Willen kann sie sich nicht vorstellen, was er damit meint. Aber der Pfarrer hat bereits das salbungsvolle Lächeln aufgesetzt, mit dem er gewöhnlich seine frommen Schafe in Entzücken versetzt, und fährt fort.
    »Frau Bechow, ich bin ganz Ohr! Kommen Sie, danach werden Sie Erleichterung verspüren. Mit mir können Sie über alles sprechen. Was in meinen vier Wänden gesagt wird, hören nur wir beide. In der vergebenden Liebe unseres Herrn wandeln sich selbst die schlimmsten Taten zurück ins Heil.«
    Miriam schüttelt es bei seinem Lächeln, das ungefähr so

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