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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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»Möchtest du, daß wir bei dir bleiben?«
    Sie schüttelte langsam ihren Kopf. »Ich glaube, ich möchte einen Augenblick für mich sein, wenn es euch nichts ausmacht. Das gibt mir Zeit, meine Gedanken zu sammeln und …«, sie unterbrach sich und lächelte ihre Schwester an, »zu beten, daß Gott geneigt sein möge, aus mir eine gute und gehorsame Ehefrau zu machen.«
    Sie stand auf und umarmte uns beide, blaß und wunderhübsch in ihrem fließenden Nachtgewand. »Ich werde dich vermissen«, flüsterte sie an meinem Ohr und klammerte sich mit der Verzweiflung eines verängstigten Kindes an mich.
    »Ich werde dich oft besuchen«, versprach ich mit wankender Stimme. »Du wirst gar nicht dazu kommen, mich zu vermissen.«
    Sie schüttelte nur den Kopf, ihre Augen glänzten vor Tränen, und sie umarmte mich noch einmal. Ich zog mich schweren Herzens zurück. Unten war die Feier mit Trinksprüchen und Liedern ausgelassen weitergegangen, und die Gäste waren alle in Hochstimmung, als sie sich versammelten, um den Bräutigam zu seinem Ehelager zu geleiten. Ich konnte es nicht über mich bringen, sie zu begleiten, und als sie schließlich allesamt die Treppe hinaufstiegen, blieb ich elend in der Diele zurück und hoffte nur, daß niemand mich vermißte.
    Ich merkte kaum, wie das Stimmengemurmel abbrach, sich veränderte, wieder lauter wurde, aber nicht mehr fröhlich klang. Die Leute schienen wieder herunterzukommen, polterten die schmale Treppe in heller, zitternder Aufregung hinunter und füllten die Diele bis zur letzten Ecke, in ihrer Mitte mein Onkel, der finsterer und bedrohlicher aussah, als ich ihn je erblickt hatte.
    »Auf die Pferde!« befahl er den Umstehenden. »Sie sollen nicht davonkommen. Bei Gott«, donnerte er und richtete sich hoch auf, »sie sollen uns nicht davonkommen!«
    Die Luft um mich her war von empörtem, eifrigem Geflüster erfüllt. »Geflohen … hast du so was schon mal erlebt …? Durch das Fenster natürlich … Gilroy, meine Liebe, vom Herrenhaus … nie hätte jemand gedacht …«
    Elias Webb pflügte bebend vor Wut durch das Gedränge der Leiber auf mich zu. »Öffne die Tür!« befahl er, und ich gehorchte ohne zu zögern und lehnte mich flach gegen die Wand, um ihn vorbeizulassen. Mehrere Männer folgten ihm hinaus auf den Rasen und verteilten sich entschlossen in alle Richtungen. Instinktiv sah ich an ihnen vorbei zu der Stelle, wo Evan die Pferde angebunden hatte. Navarre stand allein im Mondlicht, ein geisterhaftes graues Wesen, und hatte seinen Kopf in Richtung der fernen Hügel gedreht.
    Ich wandte meinen Blick von ihm ab und sah mich um. Richard de Mornay stand auf halber Höhe der Treppe, eine Schulter gegen die Wand gelehnt, die Arme lässig über der Brust verschränkt. Über dem Meer von verblüfften Gesichtern begegneten sich unsere Augen, und er lächelte.

Kapitel neunundzwanzig
     
    Mrs. Hutherson lächelte mich über den Rand ihrer geblümten Teetasse hinweg an. »Was glaubst du denn, wie es mit ihnen weitergegangen ist?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich und kaute auf meiner Unterlippe herum. »Ich möchte gern glauben, daß sie entkommen sind und glücklich lebten bis ans Ende ihrer Tage und all das.« Ich lächelte schwach. »Wie im Märchen eben.«
    Es war inzwischen schon zu einer vertrauten Szene geworden, wie wir beide uns an dem saubergescheuerten Tisch in der Küche von Crofton Hall gegenübersaßen, während die Sonne durch die Fenster hereinschien und der Kessel noch auf dem Ofen dampfte.
    »Ich bin heute morgen zur Kirche gegangen«, fuhr ich fort, »und habe noch einmal in den Registern nachgesehen. Es gibt keinen Eintrag über ein Begräbnis von Rachel oder Evan oder über eine Heirat zwischen ihnen. Der Eintrag über die Eheschließung zwischen Rachel und Elias Webb besteht hingegen noch«, berichtete ich. »Niemand hat ihn durchgestrichen oder so etwas.«
    »Sie hielten es wahrscheinlich nicht für nötig«, erklärte Mrs. Hutherson. »Elias ist bald darauf gestorben. Aber halt«, ertappte sie sich selbst und mußte lächeln. »Jetzt habe ich es dir erzählt, und das, obwohl ich mir geschworen habe, es nicht zu tun.«
    »Sie möchten mir also nicht vielleicht erzählen, was aus Evan und Rachel wurde?«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Es war eine sehr ernste Sache damals, nicht wahr? Mit einem anderen Mann fortzulaufen. Ich nehme an, man hätte sie gehängt, wenn man sie gefaßt hätte.«
    Sie hob die Kanne und weigerte sich, auf den Köder

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