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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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der Priester bei den Worten der Zeremonie gezögert, als dauere es ihn, ein junges, lebensfrohes Mädchen mit einem solchen Mann zu verbinden.
    »Mein Gatte trinkt bestimmt nicht, möchte ich wetten«, sagte Rachel. »Er ist ganz Puritaner in seinen Gewohnheiten. Weißt du wohl, welche Stunde es geschlagen hat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Zeit des Abendessens ist nah, aber die genaue Stunde weiß ich nicht. Wirst du bald herunterkommen?«
    »Ja, gleich. Ich –« Sie brach plötzlich ab und preßte die Handfläche gegen das Fensterglas. Ich stand direkt hinter ihr und konnte erkennen, wen sie auf der Straße herannahen sah. Das riesige graue Pferd und sein Reiter waren unverwechselbar. Neben ihnen saß Evan Gilroy hochaufgerichtet mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck auf seinem kastanienbraunen Roß und führte hinter sich eine temperamentvolle schwarze Stute, die auf der zerfurchten Straße zu tänzeln schien.
    »Er ist gekommen«, atmete Rachel in einer Art Stoßseufzer aus. »Er ist wirklich gekommen.« Sie wandte sich zu mir um, in ihren Augen glänzte eine Wildheit, die ich nicht verstand. »Greif dein Glück mit beiden Händen, Mariana«, riet sie mir mit zitternden Lippen, »und halt es ganz fest, denn du weißt nie, wann du es wieder verlieren kannst.«
    Ich wollte sie umarmen, sie trösten, doch bevor ich meine Arme bewegen konnte, war sie schon mit gesenkten Augen an mir vorbeigeeilt, und ich hörte nur noch das Echo ihrer Schritte auf der Treppe. Unter mir im Hof warf Navarre seinen grauen Kopf zurück, als Richard abstieg. Evan führte alle drei Pferde zu dem verwachsenen Birnbaum an der Südwand und band sie dort an. Aus dem Erdgeschoß klangen die an- und abschwellenden Geräusche der Festlichkeit herauf, ungestört von der Ankunft der neuen Gäste.
    Richards Stimme drang durch die Bodenbretter zu meinen Füßen und zog mich vom Fenster weg und die Treppe hinunter ins allgemeine Getümmel.
    »Mylord«, Rachels Stimme schnitt deutlich durch das plappernde Getöse, und ihr Lächeln war strahlend, als sie den Raum durchschritt, um sie zu begrüßen. »Ihr ehrt uns mit Eurer Gegenwart.«
    Richard lüftete seinen Hut und beugte sich galant über ihre ausgestreckte Hand. »Eure Gegenwart, Madam, würde jedem Mann zur Ehre gereichen«, entgegnete er gewandt.
    Ihr Lächeln wankte nicht, als sie ihre Aufmerksamkeit auf den Mann neben ihm richtete. »Mr. Gilroy«, begrüßte sie ihn ebenfalls mit dargebotener Hand.
    Sein Handkuß war kurz, aber seine Augen verharrten auf den ihren. »Ich wünsche Euch Glück«, sagte er leise.
    Mein Onkel trat ebenfalls vor, seine kalten Augen straften die Maske der Gastfreundschaft Lügen. »Ihr seid willkommen, Gentlemen. Kommt und nehmt eine Erfrischung.«
    Richard nickte geistesabwesend, sein Blick suchte den Raum ab. »Wo ist der gute Mr. Webb?« fragte er. »Ich möchte einen Moment mit ihm sprechen.«
    Onkel Jabez winkte den Bräutigam herbei, und Elias Webb näherte sich den Männern mit einem finsteren Ausdruck auf seinen schrumpeligen Zügen. Richard schien die Kälte seines Grußes nicht zu bemerken.
    »Darf ich Euch meinen Glückwunsch aussprechen, Sir«, sagte er freundlich, »zu Eurer ausgezeichneten Eheschließung.«
    »Danke, Euer Lordschaft.« Es war eine widerwillige Antwort.
    Richard lächelte. »Ich möchte Euch zur Feier des Tages ein Geschenk machen. Im Hof werdet Ihr eine schwarze Berberstute sehen. Sie ist ein Damenpferd und das passende Beiwerk zur Schönheit Eurer Gattin. Bitte erweist mir die Ehre, und nehmt dieses kleine Geschenk von mir an.«
    Elias Webb sah zu der errötenden Rachel hin, bevor er antwortete. »Im Namen meiner Frau nehme ich Euer Hochzeitsgeschenk mit Dank an«, sagte er. Aber man sah deutlich, daß er nicht erfreut war.
    Die Musiker stimmten mit Laute, Flöte und Tamburin eine ausgelassene Melodie an, und Richard neigte lauschend seinen Kopf.
    »Das ist ein hübsches Liedchen«, bemerkte er. »Sagt mir, Sir, würdet Ihr es dreist von mir finden, wenn ich um einen Tanz mit Eurer reizenden Gattin bäte?«
    Das häßliche Gesicht des Bräutigams gefror. »Ich bedaure, Mylord, aber ich kann das Tanzen bei meiner Hochzeit nicht gestatten. Musik und Trinken kann ich in Maßen noch erlauben, aber Tanzen ist ein Zeitvertreib des Teufels.«
    Richard hatte mich noch nicht einmal angesehen, seit ich nach unten gekommen war, und ich hatte schon geglaubt, daß er meine Gegenwart nicht bemerkt habe, aber jetzt fanden seine Augen mich

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