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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ich jetzt gehen?« fragte ich und wischte mir die feuchten Hände an meinem Rock ab.
    Rachel hob die Schultern. »Es sei denn, du möchtest die Tauben aus dem Schlag holen«, sagte sie und lachte dann über meinen Gesichtsausdruck. »Fort mit dir«, befahl sie und ahmte mutwillig meinen Onkel nach, »und sorg dafür, daß du ausreichend spazierengehst.«
    Ich gehorchte nur allzugern. Der Himmel leuchtete weit und einladend, und das Gras war kühl und wunderbar erfrischend unter meinen bloßen Füßen, als ich über die wogende Wiese auf den Fluß zuging. Es war kein weiter Weg, aber ich beeilte mich nicht, sondern ließ meine Seele das wunderbare Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit aufsaugen.
    Selbst die Hitze konnte mein Glück nicht trüben. Das Brennen der Sonne hatte eine reinigende Wirkung, es versengte die kranken, absterbenden Teile meines Wesens, so daß die gesunden wieder voller und lebendiger nachwachsen konnten. Näher am Fluß gab es Schatten, tiefen, ausgedehnten Schatten, den die Waldsäume von dicht stehenden Bäumen warfen, die zu beiden Seiten des träge dahinfließenden Gewässers wuchsen.
    Die einzigen Geräusche hier waren die der Natur – Vögel, die in den höchsten Wipfeln zwitscherten, das leise Rascheln eines unsichtbaren Tieres im Gehölz und das plötzliche Platschen eines Fisches, der die Oberfläche des seichten Flusses durchbrach. Es war, sinnierte ich, wie in den Paradiesgarten zu treten, nachdem man der Unterwelt entstiegen war. Die Pest und London schienen weit entfernt zu sein, und die düsteren Räume von Greywethers sogar noch weiter.
    Ich raffte meine Röcke und watete in den Fluß, wobei ich versuchte, den Saum meines Kleides vom Wasser fern zu halten. Die plätschernde Kühle umfloß meine Füße bis über die Knöchel, und ich ging nicht tiefer hinein, sondern watete statt dessen stromaufwärts und genoß das Gefühl der glattgewaschenen Kiesel unter meinen müden Füßen.
    Ich ging so ein gutes Stück, planschte ein wenig dabei und summte glücklich ein selbsterfundenes, unmelodisches Liedchen vor mich hin. Als ich an eine Stelle kam, wo der Fluß eine Biegung machte und die Bäume am Ufer noch dichter wuchsen, hob ich meine Röcke höher und wagte mich noch tiefer hinein.
    Die Vögel erschreckten mich, als sie ohne Vorwarnung mit panischem Flügelschlagen aufstoben, in perfekter Übereinstimmung einen Sturzflug vollführten und schließlich in den brennenden Himmel segelten. Der plötzliche Lärm war wie Kanonendonner an dem stillen Ort, und vor Panik verlor ich die Balance und fiel rückwärts mit lautem Klatschen und einem undamenhaften Fluch ins Wasser. Nachdem ich mir das nasse Haar aus den Augen gestrichen hatte, sah ich mich danach um, was die Vögel in Furcht versetzt haben mochte, und mein Herz trommelte ein Echo ihrer Flucht.
    Zuerst konnte ich nur Schatten erkennen. Bis sich einer der Schatten bewegte und das Unterholz sich teilte, um einen großen, dunklen Reiter auf einem grauen Pferd freizugeben, der mit lässiger Anmut am Flußufer entlang auf mich zuritt.

Kapitel zwanzig
     
    Richard de Mornay zügelte Navarre und brachte ihn geschickt etwa einen Meter vor dem langsam dahinfließenden Fluß zum Stehen, lehnte dann einen Ellbogen auf den Sattelknauf und betrachtete mich mit Interesse über den kräftigen Hals des Pferdes hinweg.
    »Guten Morgen, Mistress Farr.« Er schwenkte den breitkrempigen Hut von seinem dunklen Kopf und beehrte mich mit einer beinahe überzeugenden Verbeugung. »Ich wußte nicht, daß Ihr zu Euren zahlreichen Fertigkeiten auch das Schwimmen rechnen könnt.«
    Mit einem formgerechten Knicks zu antworten hätte lächerlich gewirkt. Außerdem spottete er über mich, und das machte mich wütend. Ich kämpfte mich schnell auf die Beine und warf den Kopf stolz zurück. »Ich habe eine Vielzahl von Talenten, Mylord«, entgegnete ich kurz und breitete meine Röcke aus, um den Schaden zu betrachten.
    »Daran habe ich keinen Zweifel.« Ein nachdenklicher Ausdruck trat statt des Lachens in seine Augen, und er schwang sich vom Sattel und nahm die Zügel in einer seiner großen Hände zusammen. »Ihr habt Euer Kleid naß gemacht«, sagte er, als wäre es eine neue Entdeckung. »Ihr müßt in die Sonne gehen, um es zu trocknen.«
    Ich behauptete mich dickköpfig. »Ich wünsche nicht, in die Sonne zu gehen, Mylord. Ich finde die Kühle des Waldes erfrischend.«
    »Dann müßt Ihr eben im Wald gehen. Kommt, laßt Euch von mir helfen.«
    Er streckte

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