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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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seine freie Hand nach mir aus, seine Augen blickten herausfordernd in die meinen. Nach kurzem Zögern reichte ich ihm meine Hand und ließ mir aus dem Wasser ans Ufer helfen. Es war eine willkommene Hilfe, mußte ich mir eingestehen, denn der nasse Stoff meines Kleides wog schwer und drohte, mich wieder in den Fluß zurückzuziehen. Sowie ich aufrecht auf dem Trockenen stand, ließ ich seine Hand, als wäre es eine Schlange, sofort wieder los und unterbrach damit den warmen Kontakt.
    »Ich danke Euch, mein Herr«, sagte ich mit süßester Stimme zu ihm. »Ihr wart sehr freundlich.« Mit diesen Abschiedsworten begann ich, wieder flußaufwärts zu gehen, diesmal allerdings am Ufer, wobei ich mir wenig elegant vorkam in meinen triefenden Röcken, aber meinen Kopf doch weiterhin hoch hielt.
    »Es war mir ein Vergnügen.« Richard de Mornay paßte sich problemlos meinem Schritt an und führte das Pferd hinter uns. »Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn ich Euch begleite. Ich wäre kein ehrenhafter Soldat, wenn ich eine Dame allein durch die Wälder laufen ließe.«
    Ich versuchte, ein unbefangenes Betragen an den Tag zulegen. »Ich wußte nicht, daß Ihr Soldat seid.«
    »Ich komme aus einer Familie von Soldaten.« Er lächelte, aber es war kein humorvolles Lächeln. »Tapfere Ritter und schneidige Kavaliere, und ich bin als einziger übriggeblieben, die Familienehre hochzuhalten.«
    »Dann muß ich also nicht fürchten, in Eurer Gesellschaft meine Tugend zu verlieren.« Das war ein gewagter Ausspruch, und ich wußte es. Er sah mich erstaunt an und lachte laut los, ein fröhliches Geräusch, das in dem abgeschiedenen Wald widerhallte.
    »Ihr seid ein freches Frauenzimmer«, grinste er. »Nein, Ihr habt nichts zu befürchten. Ich werde nicht auf meinen Privilegien als Gutsherr bestehen. Ich hatte es bisher noch nie nötig, einer Frau meinen Willen aufzuzwingen.«
    Ich sah zu seinem edlen, lachenden Gesicht auf und zweifelte nicht, daß er die Wahrheit sprach. Vielleicht waren es meine eigenen Absichten, die mir Sorgen machten, und nicht die seinen …
    »Sagt mir«, fuhr er fort, »wie ergeht es Eurem Onkel? Er muß wohl sehr krank sein, daß er Euch so aus dem Haus läßt. Wirklich, es ist erst das zweite Mal, daß ich Euch alleine gehen sehe. Kommt, verratet es mir, warum hat er Euch heute morgen von der Leine gelassen?«
    Ich lächelte über den Ausdruck. »Er schickte mich auf seinen ausdrücklichen Befehl aus dem Haus«, erklärte ich. »Er fürchte, sagte er, für meine Gesundheit.«
    »Ah«, entgegnete mein Begleiter ironisch, »er ist ein sehr mitfühlender Mann. Daher führt er seinen Haushalt auch mit so viel Freundlichkeit und Anstand.«
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Ihr mögt meinen Onkel nicht, wie ich merke.«
    »Ich halte ihn für grausam und gefühllos«, sagte er mit einem lässigen Zucken seiner breiten Schultern, »und wir beide haben nicht viel füreinander übrig.«
    Ich nickte zustimmend. »Er sagte mir einmal, daß der Teufel in Euch wohne.«
    Er grinste wieder. »Ohne Zweifel glaubt er das auch. Und was glaubt Ihr, Mariana Farr?«
    Er sah in der Tat leicht teuflisch aus, wie er so zu mir herab lächelte, in seinen dunklen Kleidern, mit seinem dunklen Haar und diesen schimmernden Augen, die die Farbe des Waldes hatten, der uns umgab und uns von der Welt dort draußen abschloß. Ich betrachtete ihn eingehend und hob ebenfalls die Schultern.
    »Ich bin kein dummes, unselbständiges Kind, Mylord. Ich habe selbst Augen zu urteilen, und ich sehe keine Hörner.«
    Er sah mich mit nüchternem Blick an, während wir weitergingen. »Es muß schwer für Euch sein«, sagte er ruhig, »in diesem Haus zu leben.«
    Ich richtete mich steif auf, sein Mitleid wollte ich nicht. »Ich bin nur eine Waise, Mylord, und von der Mildtätigkeit meiner Verwandten abhängig. Ich beklage mich nicht.«
    Seine Augen verrieten, daß er mir nicht ganz glaubte, aber er ließ meine Bemerkung durchgehen, worauf wir ein Stück des Weges schweigend gingen. Als wir zu einer weiteren leichten Biegung des Flusses gelangten, warf der graue Hengst hinter uns seinen Kopf zurück und zog heftig an den Zügeln, so daß mein Begleiter stehenblieb.
    »Ich glaube, Navarre ist durstig. Kommt und setzt Euch zu mir, während er trinkt. Es ist ein schöner Platz, um ein wenig zu verweilen.«
    Ich ließ mich auf eine grasbewachsene Lichtung einige Meter entfernt vom Wasser führen und setzte mich auf den Stamm eines umgestürzten Baumes, wobei

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