Mariana: Roman (German Edition)
Bier floß in Strömen, da jeder der alten Männer am Ecktisch darauf bestand, mir einen Geburtstagsdrink auszugeben. Ich hatte allen verboten, mir Geschenke zu kaufen, aber Geoff überreichte mir trotzdem Rosen, und Vivien holte ein Paar Ohrringe hervor, und sogar Iain schenkte mir etwas – einen glänzenden Pflanzenheber mit einer Schleife drumherum. »Damit du nicht immer nur meine verlierst«, kommentierte er trocken. »Es müssen inzwischen ungefähr zehn Pflanzenheber auf dem Feld verrosten.«
Am Ende des Monats kamen meine Eltern endlich aus Auckland zurück, und Tom und ich fuhren zusammen nach Heathrow, um sie abzuholen. Energiegeladen wie immer, bestanden sie darauf, zuerst mein Haus zu sehen, bevor sie nach Hause fuhren. Ihre Reaktionen waren in etwa so, wie ich sie erwartet hatte. Meine Mutter, den Kopf voller Ideen für Tapeten und Vorhänge, wanderte mit angeregt gedankenverlorener Miene durch die Zimmer, während mein Vater ein-, zweimal auf die Fußbodenbretter hüpfte, um die Solidität der Bausubstanz zu prüfen. Mit den Händen in den Taschen drückte er sein Kinn auf die Brust und nickte leicht. »Sehr schön«, sagte er. Das war das höchste Lob, das ich erhoffen konnte, und ich platzte vor Stolz.
Ich wurde verwegen in meinem Glück. An einem denkwürdigen Nachmittag in der ersten Juliwoche überredete Geoff mich, mit ihm auszureiten, ungeachtet der Tatsache, daß ich seit meiner Schulzeit nicht mehr auf einem Pferd gesessen hatte. Glücklicherweise schien nur das Pferd meine mangelnden Reitkünste zu bemerken, und ich gab mich tapfer, indem ich meinen Rücken kerzengerade und meinen Gesichtsausdruck ruhig hielt.
»Na, siehst du?« Geoff schickte ein ermutigendes Lächeln in meine Richtung, als wir anhielten, um den Pferden eine Pause zu gönnen. »Du hättest dir keine Sorgen machen müssen. Du reitest richtig gut.«
Ich beugte mich im Sattel vor und tätschelte den Hals meiner Stute, ihr im Stillen dankend, daß sie mir so großzügig gestattete, auf ihrem Rücken zu bleiben. »Nun ja«, sagte ich in gespielt lässigem Tonfall, »manche Dinge verlernt man wahrscheinlich nicht.« Die Ohren der Stute zuckten ob der Lüge, aber Geoff sah schon in eine andere Richtung.
»Also, da ist es«, sagte er. »Die Grenze des Besitzes.«
»Wo?« Ich hielt nach einem Zaun Ausschau, sah aber keinen.
»Gleich hinter dieser Baumreihe. Früher war er natürlich noch viel größer, aber das meiste Land ist über die Jahre verkauft worden. Heutzutage wäre es unsinnig, so viel Grund und Boden zu besitzen, denke ich. Und selbstsüchtig.«
Alles kam immer ganz auf die jeweilige Betrachtungsweise an, dachte ich. Schließlich erstreckte sich der Gutsbesitz praktisch bis zu meiner Hintertür, und wir hatten gerade eine halbe Stunde gebraucht, um vom Herrenhaus zur westlichen Grenze des Besitzes zu reiten.
Nach einer Weile wendete Geoff sein Pferd und folgte der Baumreihe, woraufhin meine Stute anmutig hinterherschritt und sich so vorsichtig und rücksichtsvoll bewegte wie ein Pony, das ein kleines Kind auf dem Rücken trägt. Ich ließ die Zügel locker auf ihrem Hals liegen und genoß die Landschaft.
»Es ist so schön hier, Geoff«, sagte ich, während ich einen Falken beobachtete, der langsam über unseren Köpfen kreiste. »Wie kannst du es nur ertragen, so oft fortzugehen?«
Er zuckte die Achseln und drehte sich halb im Sattel um, um mir über die Schulter zu antworten. »Ich weiß es nicht. Ich mag die Abwechslung, glaube ich. Mein Zuhause in Frankreich ist genauso schön. Ich könnte nicht mein ganzes Leben an einem einzigen Ort verbringen. Außerdem war Crofton Hall immer mehr das Haus meines Vaters als das meine.«
Ich schwieg und dachte über das nach, was er gesagt hatte. »Warum Frankreich?« fragte ich.
Er drehte sich erneut um. »Wie bitte?«
»Warum hast du ein Haus in Frankreich gekauft? Hast du dort Familienbande?«
»Eigentlich nicht«, antwortete er. »Obwohl ich wahrscheinlich, wenn ich der Familiengeschichte über den Kanal nachgehen würde, eine ganze Armee von de Mornay-Cousins finden würde, die das Land bevölkern. Immerhin war der erste de Mornay ein Normanne. Nein, ich habe das Haus gekauft, weil es mir gefiel. Es hat einen wunderbaren Blick auf das Mittelmeer und einen Hafen in der Nähe, wo mein Boot liegt. Und immer scheint dort die Sonne«, fügte er grinsend hinzu, »was ihm meiner Ansicht nach einen deutlichen Vorteil vor Exbury verschafft.«
»Ich dachte, du magst die
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