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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Wohnzimmer liegt.»
    «Kommt nicht in Frage», meinte Julia, «wer will denn jetzt Schokolade? Viel zu heiß!»
    «Lauf und hol die Schokolade», wiederholte ihre Mutter scharf.
    «Schokolade bekommt einem nicht bei der Hitze. Das hab ich in einem Buch gelesen.»
    «Julia!» sagte ihre Mutter, deren Stimme durch die bevorstehende Niederlage bereits an Schärfe verloren hatte.
    «O Mam, du weißt, es ist nicht gut für mich, nach dem Essen herumzulaufen. Ich kann einen Schlag dabei kriegen. Eine Mutter sollte ihr Kind nicht solchen Gefahren aussetzen.» Sie setzte ihren Willen immer durch, weil niemand ihren endlosen Widerreden gewachsen war.
    Tante Winifred sprach wenig, aber wenn sie sprach, gelang es ihr oft, mit einer einzigen kurzen Bemerkung den Nagel auf den Kopf zu treffen. Nachdem Julia, die sich bei den Erwachsenen langweilte, davongeschlendert war, stellte Winifred fest: «Das Kind braucht eine tüchtige Tracht Prügel.» Alle sahen Tante Mavis an, aber die tat, als habe sie das nicht gehört. So wiederholte Winifred, die in ihrem weiten rehbraunen Seidenkleid unbeholfen im Grase saß, laut und deutlich ihre Ansicht.
    «Ja, meine Liebe, da hast du sicher recht», antwortete ihre älteste Schwester und schluckte ihren Ärger hinunter. Winifred betrachtete sie, als sei sie verrückt geworden, dann stand sie auf und ging fort, gerade als die Männer aus dem Eßzimmer herauskamen.
    Der Nachmittag verging mit beschaulichen Überlegungen darüber, wie man ihn am besten verbringen sollte.
    Pierre zog sich tatsächlich den Rock aus, setzte sich in seiner zweireihigen Weste neben Mary auf den Rasen und döste vor sich hin. Denys und Martin verdrückten sich, um an einem Auto herumzubasteln, und Tante Mavis, die nie lange stillsitzen konnte, zog Marys Mutter mit sich fort, um den Garten anzusehen. Mrs. Shannon ging nur mit, weil sie damit aus Onkel Lionels Nähe kam, der sich allzu hartnäckig mit ihren Finanzen zu beschäftigen drohte. Mary hatte die Frage einer geldlichen Beihilfe nach ihrer Verheiratung noch nicht angeschnitten, aber sie vermutete, daß ihre Mutter etwas derartiges schon ahnte, denn sie hatte in letzter Zeit weniger sorgenvoll ausgesehen und auch Mabel nicht mehr wegen der Bestellungen beim Kaufmann drangsaliert. Sarah und Tante Grace unterhielten sich endlos über Haushaltsfragen, ihr monotones Geplapper drang durch Marys Wachträume und mischte sich mit dem Summen der Bienen in den Blütenkelchen.
    Bald war es Zeit zum Teetrinken und nicht lange danach Zeit für die Heimfahrt.
    «Puh», sagte Pierre, als er den großen Wagen geschickt aus der schwierigen Auffahrt steuerte, «wie schön, wieder mit dir allein zu sein, dich ganz nah zu fühlen. Sie sind ja alle sehr nett, aber —» er küßte sie auf den Hals, «du bist mir doch noch lieber.»
    «Paß auf», sagte Mary, als der Wagen plötzlich auf die Hecke zuschoß.
    Er lachte. «Ich weiß schon, was ich tue, Baby. Du brauchst nur dazusitzen und hübsch auszusehen, fahren tue ich. Wo gehen wir heut abend hin?» Er begann Pläne für einen unterhaltenden kostspieligen Abend zu schmieden. Mary überlegte, was sie anziehen könnte, aber während der ganzen Fahrt konnte sie das Bild nicht vergessen, wie Denys und Martin die großen Krüge mit dem schäumenden Bier über den Rasen trugen. Das Bild quälte sie. Es schien sich auf ihrer Netzhaut unauslöschlich eingeprägt zu haben, so wie die Umrisse eines Lichts noch in der Dunkelheit leuchten, nachdem das Licht selbst schon verlöscht ist.
    «Pierre», brach sie plötzlich das Schweigen, «wenn wir verheiratet sind, dann wollen wir hier in England auf dem Lande leben, ja?»
    «Großer Gott», er bekam einen solchen Schock, daß das dahinjagende Auto einen Satz machte, «was für eine Idee! Du und ich, wir sind doch noch keine Mummelgreise, mein Liebes.»
    «Wo werden wir denn leben?» fragte Mary schüchtern und fühlte ihr Herz klopfen.
    «In der Wohnung, die meine Mutter in Paris ausgesucht hat, natürlich. Das weißt du doch. Es ist alles schon arrangiert.»
    «Ja, ich weiß, aber später? Könntest du nicht an einer Bankfiliale in England arbeiten, dann könnten wir doch hier leben. Du hast doch England so gern, nicht wahr?»
    «Was soll das eigentlich?» fragte er und wandte sich ihr mit einem zärtlichen Lächeln zu. «Hast du ganz vergessen, daß du einen Franzosen heiratest und selbst Französin wirst? Wo sollten wir denn sonst wohnen, wenn nicht in Frankreich. Ich würde jedenfalls

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