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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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böse, daß ich schon wieder da bin. Ich habe unterwegs diese Veilchen gesehen und dachte, die müßte ich Ihnen bringen, weil Ihre Augen manchmal die gleiche Farbe haben.»
    Er hatte ihre Augen bemerkt. Sie waren zwar nicht veilchenblau, das war ausgeschlossen. Niemand hatte Veilchenaugen, die gab’s nur in Illustriertenromanen, aber das machte nichts. Sein Interesse an ihren Augen war groß genug, daß er glaubte, sie wechselten manchmal die Farbe. Er hatte sich an ihre Augen erinnert. Als er ging, blieb er an der Tür noch einmal stehen, drehte seinen Hut in den Händen und fragte: «Würden Sie’s sehr aufdringlich finden, wenn ich bald mal wiederkäme?» Mary ließ sich mit einem Seufzer in die Kissen zurückfallen, strahlte übers ganze Gesicht und überdachte noch einmal genau alles, was er während dieser halbstündigen, ganz alltäglichen und doch unvergleichlichen Unterhaltung gesagt hatte.
    Er hatte den Zeichenblock umgedreht und ganz ungläubig gesagt: «Aber das ist ja ausgezeichnet. Ist das Kleid für Sie? Sieht so aus. Das Mädchen, das Sie gezeichnet haben, hat Ähnlichkeit mit Ihnen.» Er hatte ein echtes — nicht nur höfliches — Interesse an ihrer Arbeit gezeigt, hatte sie mit der seinen verglichen, als ob sie auf der gleichen Ebene ständen und sie nicht nur Modelle für dekadente, ihre Beine zur Schau stellende Frauen zeichnete, wogegen er der Schöpfer bleibender Stätten war, in denen wirkliche Menschen lebten.
    Als sie sich Tante Fannys wegen bei ihm entschuldigte, hatte er ganz ernsthaft gesagt: «Macht nichts. Ich hatte nur zuerst schreckliche Angst, sie könnte Ihre Mutter sein.»
    Jedesmal, wenn er kam, mußte sie ihn ermahnen: «Bringen Sie mich bloß nicht zum Lachen. Um Himmels willen erzählen Sie mir nichts Komisches, Lachen tut wahnsinnig weh.» Jedesmal, bevor er kam, dachte sie, er könne doch nicht so wundervoll sein, wie sie glaube, und dann war er es doch. Er mußte sie gern haben. Sonst würde er doch nicht immer wiederkommen, um sie zu sehen. Kein Mann würde das nur aus christlicher Nächstenliebe tun.
    An ihrem letzten Tag im Krankenhaus sagte er plötzlich, ohne jeden Übergang: «Ich liebe dich.»
    «Was?»
    «Sei nicht so entsetzt, mein Liebling. Ich wollte es dir schon seit einer Ewigkeit sagen. Jetzt ist es heraus. Ich kann’s nicht zurücknehmen.»
    «Seit einer Ewigkeit —»
    «Erinnerst du dich, wie du in meinem Bett gesessen und mir einen Kuß gegeben hast? Da hab ich dir schon gesagt, du hast es nur nicht gehört.»
    «Da kannst du es gar nicht gesagt haben. Ich sah doch so scheußlich aus.»
    «Du sahst hinreißend aus.»
    «Du warst so lieb zu mir.»
    «Ich war ganz unglücklich deinetwegen. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Lieber Gott, als du mir einen Kuß gabst, da war ich im siebenten Himmel. Aber wie du mich dann angesehen hast, als du zu dir kamst und dir klar darüber wurdest, was du getan hattest —»
    «Ich bin mir entsetzlich blöd vorgekommen. Ach, Sam, warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?»
    «Ich hab mich nicht getraut. Ich hab schreckliche Angst vor dir gehabt, als ich zum erstenmal herkam. Du warst so von oben herab.»
    «Ich doch nicht! Du !»
    «Du hast manchmal so eine komische Art, plötzlich ganz still, kühl und reserviert zu sein — da kriegt man’s mit der Angst.»
    «Das ist immer nur dann, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll.»
    «Ich fand dich so bezaubernd, gleich an dem Tag, als wir uns kennenlernten — deine Figur und dein hübsches Gesicht — , auf der ganzen Fahrt im Auto mußte ich immer wieder dein Profil ansehen. Ich hab nicht geglaubt, daß es so was gibt.»
    «Ich hab dich immer angesehen. Hast du das denn nicht gemerkt?»
    «Das ist ja allerhand!» Er lachte. «Und als ich dann herkam und feststellte, daß deine Wimpern sogar noch länger waren als in meiner Erinnerung und deine Haare so verführerisch über die Kissen fielen, da saß dieses verflixte alte Weibsbild hier wie ein Unglücksrabe.»
    «Au, ich kann doch nicht lachen. Hör auf, mich zum Lachen zu bringen. Vorsicht, Liebster, stütz dich bitte nicht gerade auf meinen Bauch.»
    «Verzeihung, wenn ich störe», sagte Bonzo von der Tür her, aber da niemand Notiz von ihr nahm, verschwand sie wieder. Sie wünschte, sie hätte auch einen Freund, und beschloß, entweder abzunehmen oder sich ein neues Korsett zuzulegen.
    Eine Woche vor Weihnachten kam Mary aus dem Krankenhaus. «Leben Sie wohl, fein, daß wir Sie loswerden», sagte

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