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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Gebet von Denys, der dabei eine ausgezeichnete Imitation des Pfarrers aus Yarde zum besten gab, und schließlich, nach einem letzten Gemurmel «Asche zu Asche und Staub zu Staub, so wirst du gehängt werden, bis der Tod eintritt» hatte die leidgeprüfte Sarah mit gurgelnden Lauten in der Versenkung zu verschwinden, wobei Mary das Seil so straff hielt, daß Sarah, obwohl ihre Füße noch auf dem Boden standen, fast stranguliert wurde.
    Die Kinderfrau der Ritchie-Kinder, die just alle zum Tee holen wollte, kam zur vierten Wiederholung der Szene und stieß einen solchen Schrei aus, daß Mary das Seil losließ und Sarah, plötzlich ohne Halt, auf die Knie fiel und sich das Kinn am Rand der Schachtgrube aufschlug. Ihr teigiges Gesicht verzog sich, und sie fing an zu heulen, während sie, unverständliche Klagelaute ausstoßend, durch die offene Falltür heraufkletterte. Die anderen standen verlegen herum. Der ganze Spaß war ihnen verdorben.
    «Das kommt davon», sagte die Kinderfrau triumphierend, «solche Dummheiten enden immer mit Tränen.» Sie war eine vom alten Schlag, rundlich wie ein Bauernbrot, mit einem grauen Schnurrbart und einem Muttermal, dem drei lange Haare entsprossen. Sie besaß einen unerschöpflichen Vorrat an Kindersprüchen wie , und .
    «Jetzt kommt mit, jetzt wird Tee getrunken, aber wascht euch gefälligst vorher die Hände», sagte sie und trat, die noch immer kläglich jammernde Sarah an der Hand, den Rückweg zum Haus an.
    «Komm, Maria, wir gehen hintenherum», sagte Denys und stopfte sich das Hemd wieder in die Hose.
    «Ich komm mit euch», sagte Michael vergnügt. «Nein, kommt nicht in Frage», lehnte Denys ab, «du gehst mit Margaret zurück. Los, verschwinde!»
    Er schob ihn die Stufen vor dem Schuppen hinunter, gab ihm einen Klaps auf das Hinterteil und schickte ihn seiner Schwester nach. Michael trottete wütend hinter ihr her, alle paar Schritte drehte er sich um und drohte mit seiner kleinen Faust, denn er war ein hartnäckiger, rabiater kleiner Kerl.
    Denys lachte. Die Bewunderung seiner Vettern und Kusinen und die Überlegenheit des Älteren hatten ihn unglaublich arrogant gemacht. Er war der stellvertretende Mannschaftsführer in seiner Schule, beim Kricket und beim Boxen und deT Heros der Kleineren. Die Erwachsenen nahmen seine Aufgeblasenheit hin und sagten sich:     Er war ein auffallend gutaussehender Junge, das Ebenbild seines Vaters, nur jünger und weicher. Er hatte die gleichen dunklen Augen mit den unschuldsvoll gebogenen, langen Wimpern, die eigentlich Sarah hätte erben sollen; er hatte das gleiche ansteckende Lächeln und die Bereitschaft zu lachen um des Lachens willen, den gleichen bräunlichen Teint und die blendendweißen Zähne. Das schwarze Haar wuchs ihm spitz zulaufend in die Stirn, genau wie seinem Vater, wenn auch noch nicht so ausgeprägt. Guy Ritchie war das Musterbild eines Mannes, dem der Charme wie selbstverständlich aus allen Poren quoll, und auch von seinem Sohn Denys würden auf Partys die Männer wahrscheinlich einmal sagen, , und die Frauen:
    Denys packte Marys Hand, sie sprangen zusammen aus dem Schuppen und rannten hintenherum, weg von den anderen, einen Pfad entlang, der zu der untersten der drei terrassenförmigen Rasenflächen führte. Mary blieb stehen und sah auf die Mauer, die den gepflegten, kurzgeschnittenen Rasen von dem langen, wild wachsenden Gras des Parks trennte.
    «Wollen wir mal nach den Ponys sehen?» schlug sie vor, wobei sie besondere Sehnsucht nach dem kleinen, grauen Pony hatte, das sie beinah als ihr eigenes betrachtete, weil sonst niemand auf ihm ritt.
    «Nein», sagte der Junge und zog sie nach der anderen Seite. «Wer will schon die alten Ponys sehen? Ich bin heute morgen

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