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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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heißt.»
    Mary, die das Restaurant viel zu altmodisch fand, hatte gerade «ach, wie herrlich» sagen wollen, aber sie verschluckte es noch rechtzeitig.
    «Wenn’s dir nicht gefällt, dann solltest du es nicht erlauben, Großpapa», sagte sie und beobachtete Denys, der an der Grenzlinie entlanglief, um den Ball aufzuhalten.
    «Ich habe nichts zu sagen, ich bin ja nur der Besitzer. Oh, das war großartig; beim Zeus, der Bursche ist gut. Haben Sie das gesehen, Tomlinson?» Er drehte sich zu einem Mann herum, der hinter ihm saß und dessen Nase einer überreifen Erdbeere glich.
    «Ein ausgezeichnetes Spiel», sagte Tomlinson, «so eine gute Mannschaft habe ich hier noch nie gesehen. Das war ein guter Schlag. Der Mittelstab — — —»
    «Sauber hingelegt. Der Junge ist gut, wirklich gut.» Großpapa stieß vor Begeisterung mit seinem Stock auf den Bretterboden. «Jetzt haben wir sie.» Er drehte sich wieder zu Tomlinson um. Seinen Kummer wegen der Cocktail-Bar schien er vergessen zu haben. Mary dachte, wie rührend wenig alte Leute eigentlich brauchten, um glücklich zu sein. Wenn das Leben nur ein dauerndes Kricketspiel für Großpapa sein könnte, dann würde er sich vielleicht nie einsam oder gar unerwünscht vorkommen. Sie nahm seine Hand und drückte sie, aber er beobachtete gerade jemand, der wie der Teufel rannte, und tätschelte nur geistesabwesend ihr Knie.
    Nach dem Spiel ging sie zum Abendessen mit zu Tante Mavis, wo eine Menge eleganter Leute waren, die sie nicht kannte und zwischen denen sie sich nicht sehr behaglich fühlte. Ein Junge, der auch mitgespielt hatte, war ein Baron und bezeichnete alle als «gute, alte Haut».
    Als Mary gehen mußte, brachte Denys sie hinaus, sagte, sie sei ein reizendes Mädchen, und gab ihr nur einen flüchtigen Kuß, weil er, wie er sagte, schnell wieder zu den Gästen zurückmüsse.
    «Wann sehe ich dich wieder», fragte Mary.
    «Sicher sehr bald — am Ende des Semesters. Allerdings werden wir dann noch einen Sprung nach Frankreich machen, und danach fahre ich mit Cape zu seiner Familie nach Schottland. Weißt du was, im nächsten Semester mußt du nach Oxford kommen. Ich zeig dir alles, und wir werden uns prima amüsieren.»
    «Da gehe ich ja noch zur Schule», sagte sie betrübt, «zwei Semester muß ich noch dort bleiben.»
    «Ausgeschlossen — sag ihnen, ich bin dagegen. So, und jetzt muß ich wieder reingehen. Wir wollen doch nicht, daß die Leute was merken.» Er gab ihr noch einen Kuß.
    «Ach, das ist mir ganz egal.» Ihre Liebe zu ihm und der Gedanke, daß sie ihn so lange nicht sehen würde, ließ sie alle Rücksichten vergessen. Einmal würden sie es ja sowieso erfahren müssen.
    «Um Himmels willen, Mutter würde Krämpfe kriegen, wenn sie das wüßte, und Papa würde sagen, das wäre Inzest. Komm, mein Süßes, hier ist dein Taxi, du mußt jetzt gehen. So.» Er gab ihr einen Kuß auf die Nasenspitze und schob sie sanft aus der Tür. «Leb wohl, mein Schatz.»
    «Leb wohl, Denys.» Auf der halben Treppe drehte sie sich noch einmal um. «Denys, was ist das eigentlich, ?» Aber die Haustür war bereits geschlossen, und so ging sie, ganz verwirrt, weiter die Treppe hinunter. Ihr zerknittertes Musselinkleidchen sah wie eine verwelkte Osterglocke aus.

    Mrs. Shannon, die abgespannt und überarbeitet war, bestand darauf, im August drei Wochen Urlaub zu nehmen, den sie auf Grund ihres zunehmenden Einflusses auf Mrs. Wilkes Armitage auch erhielt. Sie machte mit Mary eine Mittelmeerreise. Ihre Partnerin mit dem brandrot gefärbten Haar ärgerte sich, in der toten Saison in London angekettet zu sein, und blieb händeringend zwischen Ballen von Tweedstoffen zurück, die zu sportlichen Kostümen für das «Hochmoor» verarbeitet werden sollten.
    Mrs. Shannon kaufte in Gibraltar, Marseille, Genua, Palermo, Algier, Tanger, Madeira und Lissabon ein ganzes Sortiment von Handtaschen, Hüten und Andenkenplunder aller Art, das sie dann, ernüchtert von der heimatlichen Atmosphäre im Ärmelkanal, der Stewardess aufhalste. Mary spielte mit lauter vergnügten, jungen Leuten in geblümten Strandanzügen Tischtennis und ließ sich an Deck von einem Funkoffizier aus Glasgow küssen. Das vom Mondlicht überglänzte Tanger im Hintergrund, das sich weiß und geheimnisvoll aus der Bucht erhob, gaukelte ihr eine tropische Romanze vor, bis sie, durch seine Bitte, doch für eine Nacht sein zu sein, in Panik versetzt in ihre Kabine floh.
    Ihre Mutter, immer mit

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