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Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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als sie sich auf eine Mauer setzten und auf die der Stadt vorgelagerte Bucht hinabschauten. Inmitten dieser Bucht lag ein kleines Inselchen mit einer Kapelle, die in den Abendstunden in ein grünes Licht getaucht wurde.
    „ Bist du schon mal auf der Insel gewesen?“ wollte Patrick wissen. Seine Stimme klang seltsam gepresst, so als ob er sich zwingen müsste, zu sprechen.
    David schüttelte verlegen den Kopf.
    „ Lohnt sich auch nicht. Ich bin vor ein paar Tagen rüber-geschwommen. Die Kapelle ist verschlossen und das Gebüsch in Meernähe von irgendwelchen Idioten zugeschissen worden. Aber der Blick auf den alten Ortskern hat etwas.“ Er räusperte sich. „Ich muss dir was sagen.“ Er sah David so intensiv an, dass dieser unruhig wurde. „Ich habe mich in dich verliebt.“
    Statt einer Entgegnung, sprang der andere auf und machte darauf aufmerksam, dass sie jetzt gehen müssten, wollten sie die beiden Frauen noch antreffen. Ohne ein weiteres Wort ge-wechselt zu haben, erreichten sie das Lokal, wo sie von zwei überraschten, aber dennoch erfreuten Gesichtern willkommen geheißen wurden.
    „Geht es deinem Fuß denn besser?“ fragte Marianne.
    David nickte. „ Die Schwellung ist fast ganz zurückgegangen.“
    „ Und da hast du dir gedacht, du holst deine Frau ab.“ Sie lachte gekünstelt. „Wie nett von dir.“
    „ Und wie war dein Abend, mein Schatz?“ Evelyn hatte auf ihr Haarteil verzichtet. Sie war dezent geschminkt und sprach ohne übertriebene Akzentuierung.
    „Nicht der Rede wert“ , antwortete Patrick. Dabei warf er David einen verschmitzten Blick zu.
    „ Und ihr habt euch wirklich auf den Stufen zum Hotel getroffen?“ Evelyn mochte diesen Zufall kaum glauben, aber sie sagte nichts weiter.
    Patrick nickte. „ Ich war auf dem Weg hierher, als er aus dem Hotel kam.“
    „ Und unterwegs seid ihr bestimmt noch ein Bierchen trinken gegangen.“ Evelyn lag mit ihrer Bemerkung näher an der Wahrheit, als David lieb war.
    Während sich die beiden Frauen noch eine Flasche Wein kommen ließen, bestellten die Männer sich ein Bier. Die nächste Stunde verlief angenehmer, als David es für möglich gehalten hätte, bis er die Kette aus seiner Tasche zog. Um sie zu holen, hatte er Patrick vor dem Hotel warten lassen.
    „Für mich“ Marianne spielte die Überraschte, dabei hatte sie wahrscheinlich damit gerechnet, dass er ihr die Kette irgend-wann kaufen würde.
    Der Zeitpunkt der Übergabe war vielleicht verfehlt. Er über-legte sich, dass Patrick sich jetzt denken musste, dass das Geschenk eine Art Wiedergutmachung darstellte. Fühlte er sich nicht doch schuldig? Als er dann auch noch „Für die beste Ehefrau der Welt“ anfügte, war Patricks Blick unmissver-ständlich. Er hielt ihn für einen Verräter. Er verriet das, was sie noch vor einer Stunde miteinander geteilt hatten. Danach war die Stimmung seltsam verändert, aber keiner versuchte, nach den wahren Gründen zu suchen. Die vorgerückte Stunde und der Alkohol wurden als Erklärung herangezogen. Bald darauf brach das Quartett auf. Während die beiden Frauen erzählend vorausgingen, wobei ihr Lachen hell durch die Gassen klang, schritten David und Patrick stumm nebeneinander her, so als ob sie sich nie zuvor in ihrem Leben gesehen hätten.
    Die Nacht war grauenvoll. Während Marianne ihm von dem wunderschönen Abend erzählte und sich mehrere Mal -entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit- überschwänglich für die Kette bedankte, war David mit seinen Gedanken ganz weit weg. Er war froh, als endlich das Licht gelöscht wurde und er sich in sein Schneckenhaus verkriechen konnte. An Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder sah er Patricks Gesicht vor sich, erinnerte er sich daran, wie sie miteinander im Bett gelegen hatten und wie ekelhaft er sich dann im Restaurant benommen hatte. Ja, es war ekelhaft gewesen. Er musste sich eingestehen, dass er sich auch verliebt hatte. Wie konnte er da Marianne ein so plattes Kompliment machen, dass wahrscheinlich außer ihr selber keiner ernst genommen hatte.
    Der nächste Morgen begann mit Kopfschmerz und starkem Kaffee. Er hatte weder Hunger noch große Lust, an den Strand zu gehen. Er wollte einfach im Bett bleiben und an gar nichts denken, aber er wusste nur zu gut, dass es unmöglich war, leer zu werden, frei von nagenden Gedanken, die einem wie Torpedos durchs Gehirn schossen und nichts als Angst, Zweifel und Selbstmitleid zurückließen.
    Er raffte sich dazu auf, ein Croissant mit Butter zu essen, bevor

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