Marianne & David (German Edition)
ausgezeichnet.“ Das war Davids Referenz an den Tee. „Und das Brot ist ebenfalls köstlich. Ganz zu schweigen von der Marmelade.“
Patrick schmunzelte. „ Die hab ich mir extra von zu Hause mitgebracht.“
„ Damit hast du dich abgeschleppt?“
„ Na klar, weil ich die hier nicht kriegen kann.“
„ Seid ihr gestern sofort nach Hause?“ David wollte das Thema noch einmal anschneiden.
Patrick nickte, sagte aber nichts weiter. Erst nachdem sie mit dem Essen fertig waren, griff er die Frage noch einmal auf. „Du musst selber wissen, was du tust. Ich wünsche mir nur, dass du auch das tust, was gut für dich ist und du deine Gefühle nicht unterdrückst.“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern schlug stattdessen vor, dass sie später mit dem Wassertaxi an den Voltos-Strand fahren könnten.
„ Von mir aus können wir auch über den Hügel gehen.“
„Wanderst du gern?“ fragte Patrick.
„Ich glaube schon.“
„Du weißt es nicht?“
„ "Ich laufe gern. Zum Wandern habe ich keine Gelegenheit. Marianne brauche ich da gar nicht erst zu fragen. Sie würde nur lachen.“
„ Schade, dass wir so wenig Zeit haben.“
„Warum?“
„Weil wir sonst zur Vikos-Schlucht fahren würden.“
„ Nie gehört.“
„ Ist nur drei Autostunden von hier.“ Patrick schien über etwas nachzudenken. „Traust du dir zu, ein paar Stunden berauf und bergab zu gehen?“
„Was hast du vor?“
„Wir leihen uns ein Auto und fahren nach Monodendri.“
„Wohin?“
„Monodendri. Ein Ort oberhalb der Schlucht. Dort können wir mit der Wanderung beginnen. Morgen früh.“
„ Und was ist mit Marianne und deiner Mutter?“
„ Wir sind morgen Abend zurück. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung.“
David zögerte, aber Patrick war nicht mehr von seinem Plan abzubringen.
„ Ich leihe mir für drei Tage ein Auto. Du musst dich an den Kosten auch nicht beteiligen.“
„ Darum geht es doch gar nicht. Ich hab gar keine Wander-schuhe dabei.“
„ Dann werden wir dir gleich ein Paar kaufen.“
„ Und wenn ich darin Blasen bekomme?“
„Du kannst sie heute einlaufen.“
„Ich halte das alles für eine Schnapsidee.“
„ Du wirst begeistert sein. Die Landschaft ist einfach großartig. Ich wette, dass dir Griechenland anschließend noch tausend Mal besser gefällt.“
Innerhalb der nächsten beiden Stunden besorgten sie die Wanderschuhe, mieteten sich einen geländetauglichen Jeep und packten eine Reisetasche mit dem Nötigsten zusammen. Patrick nahm noch einen kleinen Lederrucksack mit, in den sie Getränke während der Wanderung verstauen konnten. Auf dem Weg zu Patricks Apartment begegneten sie einer Prozession von Menschen, die einen Toten im offenen Sarg durch die Straßen trugen. Das Schluchzen der schwarz gekleideten Frauen erfüllte den Ort, und der schmerzhafte Ausdruck in den Gesichtern der Männer ließ jegliche Urlaubsstimmung verfliegen. Der Tote war keine vierzig Jahre alt.
„ "So schnell kann es vorbei sein.“ Patrick wirkte nachdenklich. Vielleicht musste er an seine Mutter denken, die dem Tod nur knapp entronnen war. „Carpe diem. Nutze den Tag.“
„Was hast du gesagt“
David, der einige Schritte hinter Patrick herging, hatte nichts verstehen können.
„ Finde heraus, was gut für dich ist und verwirkliche deine Träume, bevor es zu spät ist.“
Nachdenklich und sichtlich betroffen gingen sie die restliche Strecke bis zum Apartment.
Um eins fuhren sie los. Die Sonne brannte mit einer Intensität, die ihnen schon nach wenigen Minuten die Schweißtropfen auf die Stirn treten ließen. Nur der Fahrtwind brachte etwas Ab-kühlung.
Nach zwei Stunden kamen sie in Ioannina an. Zur Stadt-besichtigung reichte die Zeit nicht. David war froh darüber. Er konnte kaum glauben, dass hier nur 45000 Menschen leben sollten. Einer davon war George. Er hatte seit dem gestrigen Abend nicht mehr an ihn denken müssen, aber als ein Taxi an ihnen vorbei fuhr, zog David automatisch den Kopf ein.
„ Hast du irgendetwas?“ Patrick sah ihn besorgt an. „Wenn du dich unwohl fühlst: wir können immer noch zurückfahren.“
„ Nein, es geht schon. Ich glaube, es ist der Verkehr.“ Wie dumm von ihm, anzunehmen, dass George plötzlich auftauchen würde. Der war doch, wie er wusste, in Parga. Fühlte er sich schuldig, weil er nicht gewartet hatte? Aber er war ja nicht einfach gegangen, sondern hatte gewartet. Selbst für griechische Verhältnisse länger als zumutbar.
„ Die Stadt ist an
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