Mariannes Traenen
Marianne raus“, bat ihn Rudolf über seine Schulter hinweg. Doch er hörte, daß es einen kurzen Disput gab. Marianne wollte ihre Tochter nicht allein lassen. „Marianne!“, rief er laut und bestimmt. „Komm bitte hierher!“ Und als sie nicht gehorchte, ging er ins Bad, zog sie mit sanfter Gewalt weg von Kathrin und schloß die Tür vor dem jungen Paar.
„Aber … Kathrin …“ Marianne befand sich in heller Aufregung.
Doch Rudolf schüttelte nur den Kopf. „Laß ihn. Er muß das machen.“ Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. „Er ist ihr Mann.“ Mit der Hand unter ihrem Kinn brachte er sie dazu, zu ihm aufzuschauen. „Und er ist ein guter Mann!“, bekräftigte er leise.
Marianne rührte sich erst nicht. Dann nickte sie schließlich. „Ja, das ist er.“
„Küß mich!“, befahl er ihr leise.
Doch sie schüttelte den Kopf. „Aber ich bin doch … ich habe mir noch nicht …“
Er verschloß ihr den Mund mit seinen Lippen. „Küß mich !“, wiederholte er leise seinen Befehl.
Zögernd öffnete sie ihre Lippen und ergab sich seinem Kuß, spürte die Zunge, die tief und fordernd in sie eindrang. Sie wollte sich wieder zurückziehen, doch er ließ es erst zu, als ein Schluchzen sich ihrer bemächtigte. Da barg er fürsorglich ihren Kopf an seiner Brust und strich ihr sanft übers Haar. Als sie immer heftiger weinte, führte er sie zum Bett, nahm ihr den Mantel ab, und nötigte sie dazu, sich hinzulegen. Mit ein paar raschen Bewegungen entkleidete er sich, legte sich neben sie, zog die Decke über sie beide und drückte sie eng an sich. „Ich weiß“, sagte er leise, während der Weinkrampf sie schüttelte. „Ich weiß!“
Es hatte lange gedauert, bis Konrad endlich Kathrin aus dem Bad führte. Mit frisch gewaschenen und gefönten Haaren und in einen weißen Frottee-Bademantel gewickelt. Sie hatte keine Fesseln mehr an Hals und Händen, und auch Marianne trug ihre schon längst nicht mehr. Rudolf hatte sie ihr irgendwann abgenommen und ihr Orangensaft zu trinken gegeben. Bevor er sich um die Striemen auf ihrem Po gekümmert hatte. Als sie Kathrin sah, wollte sie aufspringen und zu ihr laufen, aber Rudolf hielt sie zurück. Konrad setzte sich mit seiner Frau auf die Couch, wo sie sich sofort zusammenrollte und von ihm in den Armen halten ließ.
„Du bist völlig verheult “, flüsterte Rudolf Marianne zu. „Komm, wasch dir das Gesicht. Ich mache uns etwas zu essen.“
Während sie im Bad verschwand setzte Rudolf einen Topf mit Wasser auf den Herd. Als Marianne aus dem Bad kam, simmerten bereits die Nudeln im Wasser, und Rudolf hatte mit einem Becher Sahne, etwas Milch, Schinken und Parmesan eine Soße vorbereitet. Marianne deckte den Tisch und als Rudolf es ihr bedeutete, ging sie zu Konny und Kathrin, um sie zum Essen zu rufen.
Wenig später saßen die Vier am Tisch, und Rudolf tat allen von dem einfachen, aber aromatisch duftenden Nudelgericht auf. „Du mußt essen, Kathrin“, sagte er. „Immerhin hast du heute einiges aushalten müssen.“
Die Ruhe und Selbstverständlichkeit, mit der er das Unerhörte aussprach, ließ sie aufschauen.
„Wir alle wissen, was geschehen ist.“ Er füllte vier Gläser mit einem schlichten Bardolino und nahm dann Platz. „Wozu sollen wir um den heißen Brei reden?“ Er hob sein Glas und prostete ihr zu. „Auf zwei tapfere und großherzige Frauen. Schön, begehrenswert, liebevoll und liebenswert.“
Kathrin zögerte. Dann nahm sie das Glas und stieß mit ihm an. Marianne und Konrad folgten ihnen.
„Wird es reichen?“, fragte Kathrin mit belegter Stimme, als sie ihr Glas absetzte.
Rudolf nickte. „Es wird reichen. Mit etwas Glück werden sie euch nach morgen nichts mehr anhaben können.“ Er sah Marianne an. „Und es sieht so aus, als hätten wir sogar ein Stück Glück.“
„Wieso das ?“, fragte Marianne.
Rudolf nahm eine Gabel und begann in aller Ruhe, sich einen Bissen Spaghetti darauf zu drehen. Er benutzte dabei nach Art der Italiener keinen Löffel, sondern drehte die Gabel direkt im Teller. „Wenn Gunther wirklich morgen um zehn hier auftaucht – und zwar allein, ohne Walter – bietet sich uns die Gelegenheit, ihn Schachmatt zu setzen. Es kommt dabei vor allem auf dich an, Marianne. Und ich werde deine Hilfe brauchen, Konrad.“
Marianne schluckte. „Was … was muß ich tun?“, fragte sie. Sie legte ihr Besteck ab. Auf einmal hatte sie kalte Hände.
„Du mußt ihn empfangen. Er muß abgelenkt sein. Das ist
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