Marianowicz-Methode
noch vergesslich: Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitätsklinik Heidelberg und des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin. Bei Rauchern unter den 7000 Probanden der Studie traten Rückenschmerzen überdurchschnittlich häufig auf. Die Forscher vermuten als Grund dafür eine Verengung der Blutgefäße durch das Nikotin und eine daraus resultierende schlechtere Versorgung der Knochen und Bandscheiben mit Nährstoffen. Diese Vermutung bestätigt auch eine Versuchsreihe von japanischen Forschern an Kaninchen. Ein ansteigender Nikotinspiegel im Blut der Nager führte zu Gewebeveränderungen im Gallertkern der Bandscheiben. Die Blutzufuhr zu den Wirbeln wurde eingeschränkt, der Stoffwechsel war verlangsamt.
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Mein 5-Stufen-Plan gegen den Schmerz
Kein Rückenschmerz gleicht dem anderen. Weder in Bezug auf die Ursache noch auf das persönliche Empfinden des Leids. Ich habe deshalb zusammen mit meinen Kollegen in der Münchner Praxis, im Diagnosezentrum und in meiner Klinik Jägerwinkel am Tegernsee einen 5-Stufen-Schmerz-Plan entwickelt, der sich für jeden Patienten individuell anpassen lässt. Das Beste für einen Ischiasschmerz oder die Therapie beim Bandscheibenvorfall gibt es also nicht.
Der Ursache auf der Spur
»Wenn man einen Patienten 20 Minuten reden lässt, erzählt er einem die Diagnose.« Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von William Osler, einem kanadischem Mediziner, der Ende des 19. Jahrhunderts einer der renommiertesten Ärzte im englischsprachigen Raum war und häufig als Vater der modernen Medizin bezeichnet wird. Seine These ist für mich bis heute der Schlüsselsatz, wenn es um eine Diagnosefindung geht. Viele Patienten kommen nämlich zu mir und drücken mir sofort ihre Kernspin-oder die Röntgenbilder in die Hand. Die will ich aber zunächst gar nicht sehen, lieber lasse ich den Patienten erst einmal erzählen. Natürlich unterstützt von gezielten Fragen meinerseits. Fragen wie: Wie begann das Geschehen? Wie lange bestehen die Schmerzen? Ist es immer gleich? Verändert es sich? Wo genau sitzt der Schmerz? Wo zieht er hin? Wodurch wird er schlimmer? Wodurch besser? Schmerzt es beim Husten, Niesen, Pressen? Ist Sitzen oder Gehen besser? Dadurch setzt sich das Bild der Erkrankung
wie ein Mosaik zusammen. Ich behaupte, alleine durch dieses Gespräch kann ich bei etwa 90 Prozent meiner Patienten eine ziemlich genaue Verdachtsdiagnose stellen – das sind die sogenannten Klassiker, die nicht »exotisch« sind. Erst danach schaue ich mir die Körperhaltung des Patienten an, seinen Gang, die Beinlänge. Dazu taste ich die Muskulatur des Rückens ab, prüfe Muskelkraft, Sensibilität sowie Reflexe und entscheide dann, ob man eventuell einen Neurologen zu Rate ziehen sollte. Und erst dann sollten bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen, die meine Verdachtsdiagnose untermauern. Hier eine Übersicht der wichtigsten Diagnoseverfahren:
Ansehen & Abtasten: Neben dem ausführlichen Gespräch ist das Anschauen und die Untersuchung des Patienten die zweite tragende Säule der Diagnostik. Der Arzt guckt sich dabei die Körperhaltung, die Wirbelsäule, das Gangbild, Beine und Füße an. Er tastet die Wirbelsäule und die Muskulatur ab, prüft die Muskelkraft, Reflexe und die Hautsensibilität. All diese Untersuchungen sollten immer vor den bildgebenden Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT eingesetzt werden.
Gangbild-Analyse: Bei der Gangbildbeurteilung wird besonderes Augenmerk auf die Fußstatik in der Auftritts-, Stabilisierungs- und Abstoßphase sowie auf den gesamten Bewegungsapparat gerichtet. Geht der Patient beim Abrollen mit dem Fersenbein in eine ruckartige Innenrotation, ausgelöst durch eine Verkürzung des Waden-, Oberschenkel- und meistens auch des Hüftbeugemuskels, führt das zu muskulären Dysbalancen. Und in vielen Fällen zu einer Fehlbelastung auf die gesamte Beinachse, das Becken und die Wirbelsäule. Zusätzlich kann diese Gangbildbeurteilung, die visuell oder per Video erfolgt, mit einer Fußdruckmessung im Schuh kombiniert werden. Die gewonnenen Daten geben Aufschluss über erhöhte Druckwerte in der Dynamik in den jeweiligen Schuhen sowie über ein Nach-außen- oder Nach-innen-Kippen der Füße. Mit diesen Daten können Einlagen gefertigt und gezielte Behandlungsmaßnahmen wie Physiotherapie, Massagen oder Stretching eingeleitet werden.
Manualtherapeutische Differentialdiagnose: Sie geht immer einer möglichen
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