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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Stemmeisens ans Werk ging. Die Platte knirschte, und die Stele geriet tatsächlich kurz ins Wanken.
    „Geschafft!“ brummte er nach einigen Sekunden. Ich konnte hörte, wie er plötzlich mit einem Satz hinunter in das Grab sprang.
    „Was machst du, Bérenger?“ fragte ich ängstlich.
    „Halte ja den Stein gut fest, damit er mich nicht erschlägt“, kam es von unten und kurz darauf: „Stell dir vor, der alte Sarg der Gräfin ist noch völlig intakt. Bigou hat ein Holz ausgesucht, das gut weitere hundert Jahre überdauern könnte. Alle Achtung! Wohl beste Eiche, nehme ich an. Ich versuche jetzt, den Sarg zu öffnen. Und du, Marie, bewegst dich nicht von der Stelle! Hast du verstanden?“
    Ich hörte, wie Bérenger unter einiger Anstrengung den Holzsarg aufwuchtete.
    Ich hörte, wie er scharf die Luft einsog.
    Dann hörte ich plötzlich nichts mehr.
    „Bérenger – was ist los?“ fragte ich. Ich war ganz zappelig. „So sag doch etwas!“
    „Nichts ist los, Marie!“ Er hustete verhalten. „Nur das Skelett der Freifrau – sonst nichts!“ sagte er mit, wie mir schien, seltsam tonloser Stimme. „Wo ist der Sack, den wir mitgebracht haben?“
    „Wozu brauchst du den Sack, wenn dort unten nichts weiter ist?“ entgegnete ich.
    „Kannst du nie eine direkte Antwort auf eine direkte Frage geben, Marie?“ schimpfte er flüsternd. „Wo ist der Sack?“
    „Ich habe ihn vor meinen Füßen liegen, Bérenger“, rief ich.
    „Gut! Beweg dich auf keinen Fall! Lass den Stein nicht los. Ich komme rauf und hole den Sack.“
    Und so kam es, dass er die Gebeine der Freifrau, den Schatz der Katharer oder etwas anderes, das er mir nicht zeigen wollte, obwohl er es mir versprochen hatte, aus dem Sarg nahm, in den Sack steckte und ins Beinhaus brachte. Erst dann erlöste er mich, indem er den hölzernen Sargdeckel wieder schloss, die alte Platte darüberschob und am Ende die Stele mit meiner Hilfe so dagegenstemmte, dass sie nicht mehr umfallen konnte.
    Bérenger schloss sich in der gleichen Stunde noch ins Beinhaus ein.
    Ich wurde nicht mehr gebraucht.

33
    „Hab ich denn einen Traum geliebt? ...“
    Stéphane Mallarmé , L`après-midi d`un faune

    „Aber weshalb musstest du ausgerechnet die Arcadia-Platte zerstören?“ hatte ich ihn nach dem Ärger mit den Nachfahren der Gräfin gefragt, und er hatte eher beiläufig gemurmelt, während er gelangweilt in seinem Brevier blätterte.
    „Weil ich bei näherer Untersuchung auf zahlreiche Unregelmäßigkeiten gestoßen bin.“
    „Unregelmäßigkeiten? Was meinst du damit?“
    Bérenger stöhnte und verzog unwillig das Gesicht, legte aber dann doch das fromme Buch zur Seite, sprang auf und zog das obere Schubfach der Anrichte heraus. Dort kramte nach einem Blatt Papier und einem Bleistift.
    „Setz dich neben mich, Marie. Ich will es dir erklären. Als ich im Beinhaus die Grabplatte genauer untersuchte, fand ich ganz oben zwei kleine, ziemlich verwitterte Buchstaben, ein P und ein S, von einem Halbkreis umgeben. Dies war uns auf dem Friedhof entgangen.“
    „Ja, und?“
    „Nun, für PS gibt es mehrere Möglichkeiten der Interpretation. Einmal könnte es pars heißen, also Teil eines Ganzen . Dann fiele mir noch proprietas ein, was heißt Eigentümlichkeit oder auch Eigentumsrecht, Besitz . Proprius , das Adverb, bedeutet ähnliches, nämlich bleibend oder persönlich , ausschließlich und so weiter.
    Der Halbkreis um PS jedoch läßt noch eine andere Version zu. Er könnte Eingeweihten signalisieren: Achtung - zurück im Alphabet! Und was kommt dann zum Vorschein, Marie? Nun?“
    „Zurück im Alphabet?“
    „ OR kommt zu Tage, Or – Gold … Gold!“
    Ich war mehr als irritiert. Gold!? Aber Bérenger hatte doch gar keines im Grab gefunden! Außerdem war Gold für ihn doch längst nichts mehr Besonderes.
    Gedachte er, mich wieder einmal zu verwirren?
    „Jetzt weißt du, weshalb ich die Platte zerstören musste. Übrigens fand ich Unregelmäßigkeiten auch auf der Stele, die du festgehalten hast in der Nacht, damit sie mich nicht erschlägt. Ich habe sie mir näher betrachtet. Bigou hat auch hier verschlüsselt. So steht beispielsweise das ´M`von ´Marie` am Ende der ersten Zeile, während die zweite Zeile mit dem restlichen Vornamen, also mit ´Arie` beginnt. Im Familiennamen ´D`Hautpoul` fehlt das ´t`, das Alter der Freifrau ´Agee de soix ante sept ans` ist in Großbuchstaben geschrieben, nur das ´p` ist klein, und neben anderen fehlenden oder überflüssigen

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