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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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einträgliche Spenden für die Renovierung der Kirche eingebracht hatte. Da eine Adlige aus der Umgebung sogar für eine neue Kanzel sorgen wollte, räumte der Gemeinderat dem Priester endlich einen bescheidenen Kredit ein.
    Bald schon wurde es wärmer, und wie Bérenger Saunière mit der Instandsetzung seiner Kirche, hatten es plötzlich auch die Amseln eilig, sich ihre Nester zu bauen. Während ich mich um den lange vernachlässigten Garten kümmerte, eifrig jätete, rote Bartnelken aussäte und dazu passend weiße Margeriten, holte sich der Abbé drei tüchtige Männer aus dem Tal, den Bauunternehmer Elias Bot und die Arbeiter Verdier und Rousset. Saunière, selbst handwerklich nicht unbegabt, packte voll Eifer mit an. Zuerst ließ er den Hauptaltar entfernen, eine einfache Steinplatte, die auf einer Seite in die rechte Mauer der Apsis eingefügt war und auf der anderen auf zwei bröckligen Pfeilern ruhte.
    Die vier Männer schleppten schwer an der großen Steinplatte. Verdier, der schmächtigste, konnte sie plötzlich nicht mehr halten, sie rutschte ihm aus den Händen und schlug mit einer Ecke auf eine Bodenplatte auf, die zerbrach. Das war nicht weiter schlimm, die ausgetretenen Platten sollten ohnehin ersetzt werden. Trotzdem mussten sich die Arbeiter erst einmal ausruhen. Sie lehnten sich draußen an die Friedhofsmauer und packten Brot und Käse aus. Saunière blieb in der Kirche zurück, um mit einem Meißel die gesprungene Bodenplatte ganz zu entfernen, damit niemand darüber stolperte. Als er das letzte Stück anhob, entdeckte er etwas Merkwürdiges. Unter der Platte befand sich ein Hohlraum.
    Vorsichtig sah sich Saunière um, ob keiner ihn beobachtete. Dann griff er in das Loch hinein, tastete, stutzte - und zog mit einiger Mühe einen schweren, offenbar eisernen Kessel heraus. Vor Aufregung schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er richtete sich halb auf und beseitigte rasch den lose sitzenden Schmutz. Als er den Deckel abnehmen wollte, bemerkte er, dass er mit einer eigentümlichen schwarzen Masse – möglicherweise Pech – abgedichtet war und sich nicht von der Stelle bewegen ließ.
    Saunière lauschte nach draußen. Noch immer erzählte Verdier, dem der Schreck in die Glieder gefahren war, in allen Einzelheiten vom Unfall seines Schwagers. Da nahm Saunière entschlossen den Meißel, um die Bitumenschicht abzukratzen. Einmal rutschte ihm der Meißel ab und fuhr tief in den linken Unterarm. Aber Saunière war viel zu ungeduldig, um darauf zu achten. Mit aller Kraft setzte er noch einmal den Meißel an, der Deckel knirschte, sprang dann mit einem seltsam zischendem Ton ab und kollerte zur Seite.
    Saunière traute seinen Augen nicht, als er sah, was sich im Topf befand: Münzen über Münzen. Goldene Münzen.
    „Guter Gott“, rief er halblaut aus, „was haben wir denn da?“
    Rasch - denn er hörte die Arbeiter wieder in die Kirche kommen - versteckte er den Topf hinter einem der Pfeiler und legte die zerbrochene Platte hastig wieder über das Loch. dass er sich verletzt hatte, nahm er als Vorwand, die Leute für diesen Tag zu entlassen.
    Als er in die Küche trat, bemerkte ich zunächst nur, dass Blut von seinem Arm auf den Boden tropfte. Erschrocken band ich rasch ein sauberes Küchenhandtuch darum. Während ich in meinem Medizinschränkchen nach der Arnika- und Thymiantinktur suchte, die ich im Herbst angesetzt hatte, tänzelte Saunière um mich herum.
    „Marinette, mach nicht so viel Getöse um die Schramme. Schenk mir lieber ein Glas von dem guten Roten ein, ich habe eine kleine Stärkung nötig.“
    Erst jetzt sah ich ihn genauer an. Was war nur mit ihm los? Mit derart auffällig glänzenden Augen, zuckenden Mundwinkeln und übermütigem Lächeln hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Hastig trank er einige Schlucke, hielt nun aber still, damit ich ihn ordentlich verbinden konnte, und endlich platzte es aus ihm heraus: „Marie, du kannst dir nicht vorstellen, was gerade geschehen ist!“
    „Was denn?“ fragte ich betont kühl.
    „Gold! Ich habe Gold gefunden, drüben in der Kirche. Hunderte von alten Münzen!“
    „Nein! In der Kirche? Münzen? Aber Hochwürden, wo ...“
    „Ach, Marinette!“ rief er ausgelassen, und seine Zähne blitzten. „Hochwürden! Hochwürden! Ich wollte dir schon längst vorschlagen, Bérenger zu mir zu sagen, wenn wir unter uns sind. Aber jetzt stell deine dummen Hexenkräuter zur Seite - komm lieber gleich mit hinüber, ich will es dir zeigen!“
    Saunière

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