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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Rosmarin, der Lavendel, der Thymian. Alfred schlief ein. Nach einer Weile fing er an zu schnarchen.“
    „Na, na, Bruderherz, du übertreibst schon wieder!“
    „Doch, du hast bereits als Kind geschnarcht, und sogar heftig! Da ich mich langweilte, schlenderte ich auf einen Fels zu, der mich durch eine dunkle Stelle im Gestein neugierig gemacht hatte. Beim Näherkommen entdeckte ich, dass es sich um einen schmalen Spalt handelte. Ohne nachzudenken, kletterte ich hinauf und zwängte mich hinein. Es war stockdunkel, und als ich mich vorsichtig weitertastete, fiel ich plötzlich in ein tiefes Loch.
    „Guter Gott“, rief ich. „Haben Sie sich etwas getan?“
    „Nein, wie du siehst, lebe ich noch, Marie. Ich habe mir nur die Knie aufgeschrammt. Allerdings steckte ich in einer bösen Klemme. Wie sollte ich aus dem Loch wieder herauskommen? Je länger ich nachdachte, desto mehr geriet ich in Panik. Dann begann ich zu rufen. Doch Alfred schien mich nicht zu hören. Der Baum, unter dem er schlief, war zu weit weg.“
    „Doch, ich habe dich gehört“, entgegnete Alfred. „Und ich betrachte diesen Vorfall noch heute als ein Wunder Gottes. Er hat mich maßgeblich in meinem Plan bestätigt, Priester zu werden. Ich habe von ihm geträumt, Mademoiselle Marie. Er hat mich gerufen: ´Bruder, hilf mir, so hilf mir doch endlich, ein Dämon hat mich in seiner Gewalt!` Schweißgebadet bin ich aufgewacht – und konnte Bérenger nirgends entdecken. Wieder und wieder rief ich seinen Namen. Keine Antwort. Sollte er ohne mich nach Hause gegangen sein? Niemals, dazu kannte ich ihn zu gut. Alfred, sagte ich zu mir, der Traum war sicherlich ein Hinweis vom lieben Gott oder von Bérengers Schutzengel. Da kam mir eine Idee. Ich lief zur Korkeiche zurück, setzte mich genau auf Bérengers Platz. Von dort aus besah ich mir die Gegend – und es dauerte nicht lange, bis ich die gleiche Entdeckung machte wie er. Als ich den Fels erreichte, hörte ich ihn dann tatsächlich rufen. Geradezu jämmerlich hat er nach mir geschrien!“
    “Jämmerlich! Jetzt übertreibst du aber, Alfred“, beschwerte sich Bérenger mit einem lustigen Zwinkern seiner Augen.
    „Und wie kamen Sie wieder heraus?“ fragte ich Bérenger.
    „Tja, das war ein Problem. Alfred weigerte sich nämlich, Vater zu holen. Wir Kinder waren mit aller Strenge erzogen worden, und so eine dumme Sache hätte unweigerlich eine harte Strafe nach sich gezogen. Nach kurzer Beratung zog Alfred los, um ein Seil zu besorgen. Es dauerte ewig, bis er wiederkam. Er warf mir das Seil hinab, und ich knüpfte es mir um den Bauch. Dann zog er mich nach oben. Es war schon dunkel, als wir nach Hause kamen ... Was ich allerdings nicht wusste, Alfred, ist, dass es dieses Erlebnis war, das dich bewog, den gleichen Beruf zu ergreifen wie ich!“
    „Ich habe es dir mit gutem Grund nicht gesagt. Denn du hättest mit aller Macht versucht, mich vom Studium zurückzuhalten!“
    „Aber warum hätte ich das versuchen sollen? Ich habe doch selbst Theologie studiert!“
    „Nun, du warst damals von einer derart bestimmenden und selbstherrlichen Art, dass du mir auf der Stelle eingeredet hättest, dass es Humbug ist, Gesichte oder dergleichen überzubewerten, und dass ein einziges Erlebnis dieser Art niemals rechtfertigen würde, das restliche Leben ausschließlich Gott zu widmen. - Übrigens hast du dich nicht geändert, Bérenger!“
    „Schon gut, schon gut“, hat Bérenger gebrummt, „lass uns die Sache begraben.“
    Ein paar Tage später habe ich mir ein Herz gefasst und Bérenger gefragt, was ihn selbst bewogen hatte, Priester zu werden. Nachdem er lange geschwiegen hatte, nahm er mich in den Arm und sagte ganz leise: „Manchmal geschieht es eben, Marie, dass man in gutem Glauben nach den Sternen verlangt und nicht weiß, dass man dabei Gefahr läuft, im Wahnsinn zu enden.“
    Damals hat mich seine Antwort erschreckt, als ich aber darüber nachdachte, erkannte ich, dass wir beide uns tatsächlich in vielem ähnlich sind. Auch ich bin mit aller Strenge erzogen worden, auch ich habe mir eines Tages fast die Finger an den Sternen verbrannt und wäre beinahe im Wahnsinn geendet. Und obwohl Bérenger Priester war, konnte ich mit ihm gerade darüber niemals reden, selbst jenes eine Mal nicht, als er mich direkt darauf ansprach.

13
    „In die von Gold und Schwüle schwere Luft
    verströmten die Kastanien ihren Duft ...“
    Anna de Noailles

    Bérenger ist zurückgekommen aus der Tiefe des Berges, ohne die

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