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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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esoterische Weise gedeutet werden. Natürlich ist Rom mit manchen Ansätzen in jene Richtung alles andere als einverstanden. Eine beträchtliche Anzahl Priester jedoch - übrigens auch Hoffet, der dennoch hochgeachtet ist in Kirchenkreisen – zählt sich ganz offen zu dieser Lehre. Hoffet hat mit dem bekannten Esoteriker René Guénor sogar eine Zeitung herausgegeben: REGNABIT heißt sie. Er hat obendrein Freunde unter den Freimaurern und Rosenkreuzern, was Rom auch nicht gerne sieht.“ Bérenger lachte kurz auf. „Eigentlich ist es viel zu kompliziert, Marie, dir die Unterschiede in wenigen Worten zu erklären.
    „Du weichst mir wieder einmal aus“, sagte ich enttäuscht.
    „Nun gut, Esoterik heißt ´das nach innen Gewandte` – es ist eine nur einem kleinen Kreis zugängliche Geheimlehre.“
    „Natürlich!“ Ich verzog das Gesicht.
    „Ach Marie“, Bérenger lachte, „sei doch nicht immer so empfindlich! Ich selbst stimme in diesem Punkt nicht ohne Einschränkungen mit den Pariser Freunden überein. Aber es gibt in der Tat eine bestimmte Gruppe – ein gewisser Papus gehört dazu -, die allen Ernstes davon überzeugt ist, dass die Fähigkeit, ´Höheres zu erkennen`, nur einem kleinen Teil der Menschheit gegeben ist. Sie meinen, die sogenannten Geheimnisse würden entweiht, wenn alle Menschen Zugang zu ihnen hätten.“
    „Wenn das so ist, ist mir klar, warum deine Freunde aus Paris dich hofieren, Bérenger. Nicht du bist ihnen wichtig, sondern die alten Pergamente sind es“, triumphierte ich. „Es ist ihre Leidenschaft, solche Schriften zu entziffern, um sie danach wieder zu verbergen.“
    „Du könntest durchaus recht haben, Marie“, stimmte mir Bérenger nachdenklich zu (welch ein Ereignis!) - und steckte, wohl um mich vom Thema abzulenken, rasch wieder den Kopf in die Pläne für die stattliche Villa Béthania, in die wir bald einziehen wollten.
    „Unterhalb des Giebels ist eine Statue mit dem Herzen Jesu vorgesehen! Jetzt sieh doch endlich her!“ sagte er ungeduldig. „Das Motiv wird sich wiederholen auf den beiden Fenstern der Eingangstür. Alles wird aus wertvollem farbigem Glas angefertigt. Die Herzen und die Rosen werden blutrot sein und im Sonnenlicht leuchten ... Ja, das wird wunderschön.“
    „Du legst so großen Wert auf die roten Rosen, weshalb? Hat dieses Faible mit den Rosenkreuzern zu tun?“
    „Nun, die rote Rose symbolisiert unter anderem die Schale – das göttliche Blut, den ´sang réal`-, den Gral; im übrigen ist sie seit dem frühen Christentum als Zeichen der Verschwiegenheit bekannt“, sagte er geheimnisvoll.
    „Und weshalb willst du die Villa ´Haus Béthania` nennen?“
    „Béthania war der Wohnsitz von Lazarus, dem Bruder von Maria Magdalena“, belehrte er mich. „Das müsstest du eigentlich wissen!“
    „Ja, natürlich weiß ich das. Aber warum soll die Villa so heißen?“
    „Nachdem die Kirche der Maria Magdalena gewidmet ist, ist es wohl recht und billig, wenn das Pfarrhaus nach des Lazarus Haus benannt wird“, brummte er unwillig. „Exorbitant, wie die Wege im Park alle in einen zentralen Kreis führen. Dort will ich einen besonderen Baum pflanzen. Und gegenüber der Eingangstür, auf der Vorderseite der Villa, wird dein Reich entstehen – dein eigener Garten, in dem du schalten und walten kannst, wie du es vom kleinen Pfarrgarten her gewohnt bist.“
    „Mit einem Springbrunnen nur für mich alleine?“
    „Ja, das habe ich dir versprochen. Sieh doch, er ist schon eingezeichnet!“

    Ein Jahr darauf, als wir längst vom Pfarrhaus in die Villa Béthania umgezogen waren - natürlich mit all dem, was sich gut versteckt im Keller des alten Hauses befand -, kamen die Tiere für Bérengers privaten Zoo, der zur Komplettierung seines Paradieses unbedingt erforderlich war. So hielten bei uns sprechende Aras Einzug, bunte Finken, Pfauen und obendrein ein Affe. Letzterer war ein wirkliches Untier, rothaarig, struppig, mit stinkendem Atem und lang herabhängenden Armen. Bérenger rief ihn Mela. Die Leute sperrten die Mäuler auf, wann immer sie ihn zu Gesicht bekamen, er war gewissermaßen ein lebendes Pendant zu Asmodi, dem Teufel, der Jahre später die Kirche zieren sollte.
    Bérengers Hund – damals noch zu jung, um bereits abgerichtet zu sein – hörte auf den seltsamen Namen Pomponet. Doch durfte sein Herr auf keinen Fall erfahren, dass ich den lustigen, tapsigen Racker vom ersten Tag an heimlich Fou-Fou rief, weil er mich an den schwarzen

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