Marie + Leo = Liebe (German Edition)
lassen.
Sie würde sich von ihr
fernhalten, bis Leo kam, und dann effektvoll mit ihm vor Theresas Arbeitsplatz
auf und ab stolzieren, bevor sie gemeinsam ins Musical entschwanden.
Hach, das Leben konnte so schön
sein.
„Ich sterbe“, flüsterte Marie.
Das war Unsinn, denn wenn sie flüsterte, schmerzte ihr Hals mindestens
genauso sehr, wie wenn sie in normaler Lautstärke sprach. Aber so ein Satz
klang geflüstert eben viel glaubhafter.
„Nein, Marie“, tröstete Leo geduldig und strich ihr über die heiße Stirn.
Er zog nicht einmal an ihren Locken, weil er wusste, wie sehr sie das
hasste. Dabei machte er es so gern.
Als Marie wieder eingedöst war, erhob er sich so leise er konnte, ging in
die Küche und kochte Kräutertee. Den musste er ihr löffelweise einflößen, so
widerlich schmeckte er. Aber Leo war unerbittlich. Wer krank war, musste Tee
trinken, da kannte er kein Pardon.
Marie würde sich schon rächen. Wenn Leo das nächste Mal schwerkrank
darnieder lag, würde sie ihn auch dazu zwingen, dieses ekelhafte Gebräu
literweise zu konsumieren.
Dieser Plan hatte nur zwei winzig kleine Haken. Der eine war, dass Leo tun
konnte, was er wollte, er wurde einfach nicht krank. Der zweite, dass Leo,
selbst wenn der höchst unwahrscheinliche Fall eingetreten und er krank wäre,
sich zu nichts zwingen ließ.
Obwohl er wusste, was ihm nun drohte, weckte er Marie kurze Zeit später
todesmutig. Der Tee war schließlich fertig.
Nach einem gefühlt mehrstündigen Kampf hatte sie ungefähr sieben Löffel zu
sich genommen. Nun musste das Entertainmentprogramm wieder starten. Glücklicherweise
war Leo vorbereitet.
Bevor er sich auf den Weg zu Marie gemacht hatte, hatte er im Internet nach
Artikeln über „ Dirty Dancing “
gesucht. Die langweiligsten von ihnen hatte er ausgedruckt und mitgebracht. Wenn man krank war, musste man
nämlich nicht nur Tee trinken, sondern auch schlafen – leider kamen diese
beiden Maßnahmen einander ein bisschen in die Quere.
Marie kuschelte sich in das Kissen, das er ihr aufgeschüttelt hatte, und er
las ihr mit seiner kratzigen Stimme einen Bericht nach dem anderen vor. Keine
Sorge, er hatte sich nicht angesteckt, Leo klang immer so.
Entgegen seinen Hoffnungen waren die Texte scheinbar nicht langweilig
genug, denn Marie schlief einfach nicht ein. Das konnte ja noch ein schöner Tag
werden.
Mit der Wahl ihres heutigen
Arbeitsplatzes hatte Marie einen echten Glücksgriff getan. Sie war nicht nur
unauffindbar für Theresa, sondern saß auch noch mit dem Rücken zu den anderen.
Da sie trotz Schminkarie eine
der ersten gewesen war, hatten sich die Bemerkungen zu ihrem Kampf gegen Vitali
Klitschko bislang in Grenzen gehalten.
Erst als sie aufgeregtes
Plappern im Nebenraum hörte, verließ sie ihren Ersatz-Schreibtisch. Um
sicherzugehen, dass er sie nicht entsetzt anstarren oder gar schreiend
davonlaufen würde, wenn er sie so sah, hatte Marie Leo per SMS bereits über ihr
Unglück von heute Morgen in Kenntnis gesetzt. Nachdem er in schallendes Gelächter
ausgebrochen war, hatte er ihr sogar eine halbwegs mitfühlende Nachricht
zukommen lassen mit dem Tipp, dass sie sich rohes Fleisch aufs Gesicht legen
sollte.
Ähm – nein.
Auch ihren Termin für heute
Nachmittag hatte sie abgesagt. Sie wollte nicht noch einmal von Hanno einen
Vortrag darüber gehalten bekommen, dass sie die Zeitung repräsentierte und das
gefälligst würdig zu tun hatte, in diesem Fall also ohne Hämatome.
„A- hahahahaha .“
Theresa warf den Kopf zurück
und strahlte zu Leo auf. Er konnte höchstes seit zwei Minuten hier sein, sonst
hätte Marie Theresa schon viel früher lachen hören. Dennoch hatte sich bereits
eine Traube aus willigen Journalistinnen um ihn gebildet. Wie affektiert sie
ihn umschwärmten, war lächerlich, fand Marie.
Doch auf Leo war Verlass – er
strahlte aus jeder Pore seines gestählten Körpers Desinteresse aus. Marie wusste,
wie sehr er es hasste, wenn sich Frauen an ihn heran schmissen. Er war ein
Jäger. Und leider auch ein Sammler. Immerhin war es offensichtlich, dass der
Hühnerhaufen ihn nervte.
„Wo ist denn Marie?“, fragte er
Theresa kurz angebunden.
Deren Blick verfinsterte sich.
Diesmal war es an ihr,
Desinteresse zu zeigen.
„Keine Ahnung.“
Dazu machte sie eine
wegwerfende Handbewegung.
Leo sah sich ungeduldig um.
Marie hatte inzwischen hastig
ihren Kram zusammengepackt, dabei stets darauf bedacht, ihre
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