Marie + Leo = Liebe (German Edition)
ging es wieder.
„Und du?“, fragte sie.
Leo zog eine Grimasse, als ob
er überlegen müsste, drehte sich auf den Rücken und starrte konzentriert an die
Decke.
„Hm, also, das ist jetzt schwer
zu sagen…“, feixte er und weiter kam er nicht, denn Marie drückte ihm ein
Kissen aufs Gesicht.
Leo trat von einem Bein auf das andere. Er stand mit einer Handtasche in
der Damenabteilung, da konnte Marie sich doch ruhig ein bisschen beeilen. Wie
lange konnte es denn schließlich dauern, zwei T-Shirts anzuprobieren?
„Was ist jetzt?“, rief er.
„Hm“, tönte es zurück.
„Hm“? Das half ihm nicht weiter. Er zog den Vorhang ein Stückchen zur
Seite, um sehen zu können, was Marie daran hinderte, schnell fertig zu werden.
Gar nichts offensichtlich. Sie stand mit dem Rücken zum Spiegel und verdrehte
sich den Kopf, um trotzdem hineinsehen zu können.
„Was machst du da?“, fragte er.
„Ich probiere das T-Shirt an“, erklärte sie.
Leo fragte manchmal wirklich dämliche Sachen.
„Und warum guckst du dann nicht richtig in den Spiegel?“
„Weil ich sehen muss, ob mein Hintern darin fett aussieht.“
„Marie?“
„Ja?“
„Das T-Shirt geht überhaupt nicht bis zum Po.“
„Na eben.“
Leo verdrehte die Augen und schloss den Vorhang wieder. Eine Minute später
schaute Marie aus der Umkleide, hielt sich den Vorhang dabei aber so vor den
Körper, dass Leo nichts sehen konnte. War sie etwa nackt? Prompt hatte sie
seine gesamte Aufmerksamkeit.
„Holst du mir das T-Shirt noch mal in M, bitte?“, bat sie ihn.
„Welches?“
Leo war von der Vorstellung, dass ihn von der nackten Marie lediglich ein
Vorhang trennte, ziemlich berauscht. Berauschter jedenfalls, als es ein frisch
an eine andere vergebener Mann in so einer Situation sein sollte.
„Das, das ich anhabe.“
Das, das sie… Ja, aber warum…?
„Wie, das, das du anhast?“
Er schaute ein bisschen dümmlich, war aber ansonsten sehr attraktiv,
stellte die Verkäuferin fest, die sich möglichst weit von der Anprobe entfernt
aufhielt, um bloß nicht angesprochen zu werden, und nur ab und an mal herüber
linste.
Marie zog den Vorgang einen Millimeter zur Seite, sodass Leo ein gelbes
Stückchen Stoff sehen konnte. Na, das half ihm weiter. In dem gesamten Geschäft
gab es ja nur etwa 57 Shirts in dieser Farbe.
Nachdem er einmal planlos von seinem Platz aus den Shop in Augenschein
genommen hatte, erkundigte er sich bei Marie, weshalb sie sich denn verstecke,
wenn sie doch bekleidet sei. Er hoffte, dass sie seine Enttäuschung darüber
nicht bemerkte.
Sie bemerkte sie nicht
„Ich weiß noch nicht, ob das nicht zu klein ist.“
Auf seinen fragenden Blick hin schob sie hinterher: „Dann sehen mich doch
alle.“
Leo blickte sich noch einmal um. Im Umkreis von mindestens zehn Metern war
niemand zu sehen.
Und überhaupt: „Ob das zu klein ist oder nicht, merkst du doch nicht erst,
wenn ich es dir in einer anderen Größe bringe.“
„Doch“, wiedersprach Marie, „wenn die andere Größe passt, dann passt die
hier nicht.“
Leo konnte sie von der Notwendigkeit überzeugen, ihm wenigstens noch einen
Blick auf das T-Shirt zu gestatten.
Als er sich von der Umkleidekabine entfernte, kam Leben in die
Verkäuferinnen, die sich in mehreren Ecken des Ladens verschanzt hatten, nun
jedoch freudig auf ihn zugestürmt kamen.
Mit ihrer Hilfe und eingehender Beratung schaffte er es, Marie das Shirt in
der gewünschten Größe zu bringen. Er hatte es sogar noch in Pink dabei, in S und M. Alles in
allem war er doch ein ziemlich toller Typ, stellte er fest.
„Oder der hier, hör mal!“
Leo stupste Marie an, die
gerade mit ihrem Croissant beschäftigt war.
Sie schaute verschlafen zu ihm
auf. Selbst wenn sie nebeneinander ans Kopfende gelehnt auf dem Bett saßen, war
Leo viel größer als sie.
Ihre bewundernden Blicke
brachten ihn ganz schön aus dem Konzept, er musste sich zusammenreißen, um sich
wieder auf den armseligsten Anzeigentext, den er je gelesen hatte,
konzentrieren zu können.
Dieser Superlativ war zwar
durchaus angebracht, aber eigentlich hatte er nicht viel zu sagen, denn Leo las
die Kontaktanzeigen in der Samstagsausgabe der Tageszeitung, für die Marie arbeitete,
heute zum ersten Mal.
Zeitunglesen war ohnehin nicht
so sein Ding. Was Bundeswehrangelegenheiten betraf, wusste er immer wesentlich
besser Bescheid als die Journalisten, und über alles andere konnte man sich
besser im Internet
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