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Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Titel: Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lassal
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seinem neuen Knochen herum, während der Rum ihrer Eltern einen Ehrenplatz auf dem Küchenregal neben dem silbernen Kerzenständer gefunden hatte. Marie saß auf der Küchenbank und beobachtete Opa Donnersee, der am Herd stand und bedächtig in einem großen Topf rührte, aus dem ein herrlich schokoladiger Duft quoll.
    „Marie, ich will ja nicht unverschämt neugierig sein, aber willst du mir nicht endlich erzählen, was da neulich Abend passiert ist? Was zum Neptun hattest du mitten in einer Sturmflut am Strand verloren?”
    Marie seufzte tief. Sie hatte diese Frage mit Bangen erwartet, aber zu ihrem Erstaunen fühlte sie nun fast so etwas wie Erleichterung. Es war gut, dass sie ihre Geschichte jemandem anvertrauen konnte, der an Meerjungfrauen glaubte und sie nicht gleich für verrückt erklären würde. Und so sprudelte die ganze Geschichte in allen Details aus ihr heraus. Als sie zu der Stelle kam, wo die Muschel auf dem Felsen zersplittert war, zog Marie die bleichen Perlmuttreste aus ihrer Jackentasche und hielt sie ehrfürchtig in ihren Händen. Ihr stockte die Stimme: Sie, Marie, hatte diese einzigartige Muschel zerstört, eine der drei zauberhaften Muscheln der Meerjungfrauen. Oh, wie sehr sie sich dafür schämte!
    Opa Donnersees zerfurchtes Gesicht leuchtete warmherzig, als er die unscheinbaren Muschelstückchen in ihrer Hand begutachtet hatte. Er strich Marie über die Haare und hob mit zwei Fingern vorsichtig ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen schaute.
    „Sei nicht traurig, mein Kind. Alle Dinge haben ihre eigene Zeit — du, ich, die kleinen Libellen am See, die Felsen in der Bucht, ja sogar das Meer und die Sterne. Auch Zauberdinge haben ihre eigene Zeit; und möglicherweise war die Zeit dieser Muschel in unserer Welt schlicht abgelaufen? Wer weiß? Es gibt Dinge, die können wir Menschen nicht erklären. Und um ehrlich zu sein, habe ich mich schon häufig gefragt, ob diese Muschel nicht nur ein Seelenspiegel war: ein Spiegel also, der einer Person genau die Zukunft zeigt, die sie sich in just diesem einen speziellen Moment für sich selbst ausgesucht hatte. Ein Spiegel kann jedoch nicht mehr als das zeigen, was bereits da ist. Und wenn es schon da ist, dann könnte man es auch ohne die Muschel finden. Nicht wahr?”
    Nach einer kurzen Pause, in der keiner etwas sagte, richtete Opa Donnersee sich wieder auf und warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster in die Neumondnacht, die gerade über die Insel hereinbrach. Als er sich wieder zu Marie wandte, leuchteten die Augen in seinem Gesicht, wie die eines kleinen Jungen, und sein Bauch hüpfte ein paar Mal vor Freude, als sei ihm gerade ein recht guter Gedanke gekommen. Robbie, der bis eben noch vergnügt an seinem Knochen gekaut hatte, stand schwanzwedelnd und mit aufgeregt wippenden Ohren an seiner Seite und stupste ihn mit seiner kalten Nase ans Bein:
    „Ja, du hast recht Robbie, es ist Zeit. Lass uns an den Strand gehen. Ich bin mir sicher, sie wartet schon ganz sehnsüchtig auf dich.” Dann drehte er sich dem Mädchen zu, lächelte und legte sanft seinen Arm um ihre Schulter:
    „Kommst du mit, Marie? Ich möchte dir gerne eine gute, alte Freundin von uns vorstellen.”

Nachwort
    D as war die Geschichte von der kleinen Marie, die eine Ballerina werden wollte.
    Obwohl diese Erzählung an sich abgeschlossen ist, ist euch sicher aufgefallen, dass ich nicht weiter auf die Herkunft der mysteriösen Brokatschleife eingegangen bin. Es ist doch sehr seltsam, dass diese Schleife an eine Marie adressiert war, nicht? Und wie kam sie vor so langer Zeit in die kleine Kammer? Haben da vielleicht die Meerjungfrauen ihre Flossen mit ihm Spiel gehabt? Was ist mit der großen, hölzernen Bugfigur in Alois Donnersees Flur — steckt möglicherweise mehr dahinter? Und was hat es genau mit den drei Muscheln auf sich, die den Meerjungfrauen gehören? Oder sind es jetzt vielleicht nur noch zwei Muscheln?
    Diese Fragen sind für Maries Geschichte nicht wichtig. Sie weisen auf eine andere Geschichte hin, die am gleichen Ort stattgefunden hat, nur eben 150 Jahre vorher. Wenn man also will, hängen diese zwei Geschichten ein ganz kein wenig miteinander in Verbindung.
    Natürlich hätte ich schummeln können. Hätte ich so getan, als hätte Maries Kleid kein Loch gehabt, hättet ihr nie von der Brokatschleife erfahren. Und statt der Muschel, die in das unglaubliche Gewirr der Zukunft schauen kann, hätte ich einfach sagen können, dass eine Kristallkugel am Strand lag,

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