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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Stunden vor Todeseintritt verabreicht worden sind. Weiter gibt es eine äußere Verletzung oberhalb des Knöchels, die Fragen aufwirft. Es handelt sich um einen Durchstich, der am lebenden Körper stattgefunden haben muss. Zwei der Pathologen sind sich über Details noch uneinig, stimmen aber darin überein, dass dieser Durchstich mit hoher Energie erfolgt sein muss.«
    »Ein Geschoss?«, fragte Lara.
    »Das habe ich auch gefragt. Der Neue da drüben meinte, so viel Bewegungsenergie lag nicht zugrunde … lag nicht zugrunde. Ich hätte ihn würgen können. Wir sind doch nicht bei ›Wer wird Millionär‹, oder? Der Trefferkanal deutet definitiv nicht auf das Projektil einer Schusswaffe.«
    Hartmann sah ihn ungläubig an. »Pfeil und Bogen, oder was?«
    »In diese Richtung gehen die Vermutungen, ja. Ein Pfeil oder der Bolzen einer Armbrust. Durch das Entfernen wurde die Verletzungsstelle enorm frustriert.«
    »Jetzt wird’s dann aber eklig«, meinte Batthuber.
    »Wo genau befand sich diese Verletzung?«, fragte Lara.
    »Oberhalb des Knöchels. Eintritt von hinten und Austritt am Schienbeinübergang vorne.«
    »Dann hat jemand von hinten auf sie geschossen …«
    »Ja, von hinten geschossen«, bestätigte Bucher.
    »So ein feiges Schwein«, kam es von Hartmann.
    Lara blieb nüchtern. »Es kann nicht geschehen sein, als er sie abgegriffen hat. Das steht fest. Wenn die Wunde so frisch ist, wie festgestellt. Das ist ja pervers – da fängt einer junge Frauen ein und schießt dann mit einem Bogen, oder einer Armbrust auf sie – von hinten ins Bein.«
    »Sie wollte abhauen und er hat ihr nachgeschossen – ins Bein und nicht in den Körper«, dachte Batthuber laut.
    »Das wissen wir ja eben nicht. Wir haben nur das Bein … mehr nicht.«
    »Ein Medikamentencocktail, Aufputschmittel, Pfeil und Bogen oder Armbrust, ein brachial abgetrenntes Bein, keine Spur vom Rest der Leiche … boah!«, Hartmann schüttelte sich, »und es hatte so kuschelig begonnen, mit einer vermissten Pilgerin. Soll ich euch was sagen? Da geht einer auf die Jagd. Das denke ich – auf die Jagd nach jungen Frauen.«
    Lara wollte dem nicht folgen: »Hier in München, Alex!? An der Isar? Wie soll das funktionieren? Das ist doch völlig unvorstellbar … unmöglich. Es ist einfach ausgeschlossen. Das ist nicht einsam genug.«
    »Egal wie und wo. Aber so muss das sein.«
    Bucher hatte diesen Gedanken auch schon gehabt. Er fragte: »Habt ihr das Zeitdiagramm fertig?«
    An der Magnettafel waren in unterschiedlichen Farben die bislang bekannten Daten vermerkt. Batthuber hatte eine gerade Linie gezogen und in vierzehn Teilstriche eingeteilt, wobei jedes Segment einen Monat darstellte. Kara Schieg war in Rot eingezeichnet, Nora Bender blau und Anne Blohm schwarz.
    Batthuber referierte: »Die Erste in der Reihe, Kara Schieg, geht am vierten Oktober auf Tour, letzter Kontakt am elften Oktober, es folgt eine Postkarte aus Libourne, abgestempelt am einundzwanzigsten Oktober. Danach kein Kontakt mehr.
    Nora Bender startet die erste Etappe ihrer Pilgerreise am vierten März diesen Jahres, letzter Kontakt zwei Wochen später, am neunzehnten März aus Lindau – es folgt die ominöse Postkarte aus Toulouse, abgestempelt am achtundzwanzigsten März.
    Schließlich Anne Blohm. Sie beginnt, ebenfalls am Marienplatz – wir haben das Foto von ihr gesehen – am fünften Mai. Sie telefoniert aus Lindau mit ihren Eltern am zweiundzwanzigsten Mai, die Postkarte aus Orleans ist abgestempelt am vierten Juni. Die Zeiträume lassen wir jetzt einmal beiseite. Die Postkartenstempel aus Frankreich datieren – einundzwanzigster Oktober, achtundzwanzigster März und vierter Juni. Zu exakt jedem dieser Zeitpunkte befand sich Tobias Siebl in Frankreich und immer in einem Bereich, in welchem er die Karten an den jeweiligen Orten hätte einwerfen können. Das ist unser Mann.«
    Die anderen schwiegen und betrachteten die Grafik.
    »Vor Gericht wirkt so was«, sagte Hartmann, »der Siebl war auch zu dem Zeitpunkt in München, als das Bein von Nora Bender deponiert wurde.«
    Bucher schaltete sich ein. »Wir gehen also davon aus, dass Tobias Siebl die Postkarten eingeworfen hat – das legt das Zeitdiagramm nahe. Wir wissen gesichert – er hatte Kontakt zu Anne Blohm, hat sie bedrängt. Er war bei diesen Gewölbeorgien mit von der Partie. Alles deutet auf ihn hin. Das Zeitdiagramm hat nur eine Schwäche. Es betrachtet die Zeiträume bis zum Stempeldatum der Karten. Wie wir

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