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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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nicht.«
    Batthuber nickte. Muss ein cooler Lehrer gewesen sein.
    »Und? Haste so was auch in der Birne?«, fragte Hartmann.
    Batthuber rollte an eine rote Ampel heran und überlegte. Dann sagte er: »Tue es, oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.«
    Hartmann wartete. »Kommt da noch was?«
    »Von allen Gedanken befreie deinen Geist.«
    »Interessant. Und von wem ist das?«
    »Von Joda. Er sagt es zu Skywalker. Rückkehr der Jediritter.«
    Hartmann schüttelte den Kopf. »Fahr! Es ist grün!«
    *
    Batthuber parkte den Wagen kurz darauf vor einer doppelreihigen Kolonne von Müllcontainern, hinter denen das Dach einer Baracke vorlugte. Es sah verkommen aus. Randlage extrem.
    »Ja also, da haben wir es doch, das Intensivzentrum«, sagte Hartmann. Siebls Worte waren ihm eingefallen.
    Im Umfeld der Müllcontainer roch es faulig. Ein Schwarm Fliegen surrte über einem der Container. Sie gingen einen gepflasterten Weg entlang an die Nordseite der Baracke, wo es Schatten gab, und stießen auf einen Mann, der auf einer Holzbank saß, ein Bein angewinkelt auf die Sitzfläche gestellt hatte und locker an der Barackenwand lehnte. Er rauchte und blies den Qualm langsam und genüsslich in den blauen Mittagshimmel. Dabei sah er den verwirbelnden Schwaden nachdenklich zu. Von den Schritten, die er hören musste, ließ er sich nicht stören. Er trug eine graue Sporthose, dazu ein grünes Trägershirt, das seinen dürren Körper sichtbar werden ließ. Sein Adamsapfel stand spitz und weit hervor, graue Stoppeln glänzten am Kinn und die dünnen Arme waren an den nicht tätowierten Stellen braun. Die grauen, strähnigen Haare reichten weit über die Schulter; ein Gummiband hielt die schütter gewordene Mähne zusammen. Für Hartmann sah er aus wie ein alter Indianer.
    »Na, Meister, gutes Zeug?«, fragte Hartmann forsch, aber freundlich, vor allem, ohne es drohend klingen zu lassen.
    Langsam nahm der Dürre die Selbstgedrehte aus dem Mund und richtete die Augen auf die beiden. Seine Zunge befeuchtete die Lippen, bevor er antwortete. »Auch mal probieren?«
    Hartmann lachte. »Ne, danke, für mich und meinen Kollegen nicht … und selbst … Pause gerade?«
    Der Indianer nahm noch einen tiefen Zug, stippte die Kippe in den Kies vor der Baracke.. »Ja, Pause, das braucht man.«
    Hartmann ging einen Schritt auf ihn zu. »Alleine hier?«
    »Im Moment schon, ja.«
    »Wen könnte man hier sprechen, wenn man Fragen hat?«
    »Du frägst doch schon einen man «, lautete die Antwort.
    »Ich meine Fragen zur Einrichtung selbst, also zu dieser Firma. Wir waren schon bei den Herren Siebl und Buntzl.«
    »Ja dann …«, ließ er Hartmanns Frage verklingen und sein braunes, faltiges Gesicht bekam einen abweisenden Zug.
    Hartmann versuchte sein Alter zu schätzen und kam zu keinem Ergebnis. Er konnte genauso gut Ende vierzig sein wie Ende sechzig. Irgendwo zwischendrin würde es sich bewegen.
    Batthuber schaltete sich ein. Er wählte einen distanzierteren Ton als Hartmann. »Wir haben Fragen zu einer Frau Anne Blohm. Sagt Ihnen dieser Name etwas?«
    Der Indianer sah Batthuber scharf an. »Was ist mit Anne?«
    »Sie kannten sie also?«
    »Was heißt kannte? Ich kenne sie. Was ist mit ihr?«
    Hartmann überließ Batthuber die Angelegenheit, ging ein paar Schritte weiter und betrachtete interessiert die Baracke, warf einen Blick in den Gang und durch die Fenster, hinter denen sich eine Art Lehrsaal befand, mit Magnettafel und Flipchart. Geometrische Formen klebten an der Tafel, Pfeile, Striche und Zahlen.
    Batthuber hatte inzwischen seinen Dienstausweis hervorgeholt und mit kurzen Worten erklärt, in welcher Angelegenheit sie unterwegs waren.
    Der Dürre nahm erschrocken den Fuß von der Bank und sah Batthuber an. »Verschwunden, die Anne? Das gibt’s doch nicht.«
    Er fuhr mit der Hand mehrmals über sein Gesicht, schüttelte den Kopf und nahm mit zitternden Händen den Tabaksbeutel zur Hand. Die langen knochigen Finger hatten im Nu aus Feinschnitt und Papier eine Zigarette fertig. Hektisch saugte er den ersten Zug in die Lunge hinunter. Es besserte seinen Zustand nicht.
    Batthuber gab ihm Zeit. Hartmann war von seiner kleinen Tour wieder zurückgekommen.
    »Woher kannten Sie Anne Blohm?«
    »Sie war ab und zu hier bei uns, hat sich umgesehen, sich gekümmert …«
    »Worum gekümmert?«
    »Ja um alles. Sie war doch die Einzige, die das hier wirklich interessiert hat, die mit den Leuten geredet hat, Mensch …!« Mit einem zornigen Ruck, den

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