Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
Vom Netzwerk:
man diesem Körper nicht zugetraut hätte, stand er auf und lief einige Schritte umher.
    »Und was haben Sie für einen Job hier?«, fragte Batthuber.
    »Den Leuten was Vernünftiges beibringen, das ist mein Job hier. Bin gelernter Zimmermann … Meister … auch wenn man das nicht so auf den ersten Blick sieht. War viel unterwegs in der Welt, Baustellen und so … da wird man flexibel, kriegt viel mit, und so.«
    »Und was machen Sie hier?«
    Er knurrte und spuckte ein paar Fäden Tabak zur Seite. »Das Konzept ist gar nicht schlecht, den Leuten was beizubringen. Habe ne Truppe mit jungen Leuten, die sollen eine praktische Ausbildung erhalten und später vielleicht mal ne Lehre auch abschließen, das können die dann in verkürzter Zeit in einem Betrieb machen, is’ so, weil die Zeit hier angerechnet wird. Wir bauen verschiedene Sachen aus, reparieren Dachstühle, manche Sachen für Firmen … inzwischen wieder vernünftiges Zeug, das wirklich gebraucht wird«, er fluchte leise, »letztes Jahr, da haben wir vielleicht einen Scheiß zusammenbauen müssen, Kisten, Kästen, Decken, und noch dazu ganz schön komplizierte Dinger, aber Zeug eben, das nun wirklich niemand braucht, aber wenn die studierten Herrschaften sich einmischen, dann kommt eben so ein kopfgesteuertes Zeug raus. Schade um das gute Material. Kostet doch alles Geld!? Ich selbst mag es Häuser zu bauen und ich hätte Fertighäuser aus Holz bauen wollen, wo mal Menschen drin wohnen, aber … Didaktik nennen sie es. Na ja.«
    Batthuber stimmte zu. Die Kopfgesteuerten, die Materialverschwendung, unnützes Zeug. Er war Beamter im Landeskriminalamt, aber bei dem Thema hätte er gut mitreden können. Er fragte: »Hat Anne Blohm mit Ihnen über ihre Reise gesprochen?«
    »Ja schon. Hat sich sehr gefreut darauf, die Kleine, sehr gefreut. Ich fand’s schade, dass sie wegwollte, hatte das aber schon geahnt. Sie hatte viel Ideen und ganz schön Power, ey!«, er lachte, laut, doch es stürzte schnell zusammen, Tränen traten ihm in die Augen und ein beängstigender Hustenanfall suchte ihn heim. Es dauerte, bis er weitersprechen konnte. »Das hat den anderen Schranzen doch nicht gepasst. Aber egal … was ist denn jetzt, was macht ihr denn jetzt, Mensch!?«
    »Wir stellen Fragen, das ist jetzt erst mal dran. Hatte sie mit anderen Leuten hier engeren Kontakt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ne … mit mir eigentlich … was man halt so redet. Befreundet waren wir nicht, ja, aber ich mochte sie. Sie war freundlich. Die anderen, die sind arrogant. Bin froh, wenn ich die nicht sehen muss, diese Blödmänner. Diese Gnotze … kennst du die Gnotze schon!? Die hat doch nen Schuss die Alte, oder? Weißt du, die lebt mit ihrer Mutter zusammen …«
    Hartmann lächelte vielsagend und schwieg. Ihn verwunderte die Verachtung, mit der er den letzten Satz gesprochen hatte.
    »Na ja, die machen sich doch ein feines Leben mit dem Unglück anderer Menschen … oder nicht?«
    Batthuber notierte Adresse und seinen Namen, Günter Hirzinger. Er wohnte in der Au.
    *
    Am späten Nachmittag setzten sie sich auf der Dienststelle zusammen. In der Ecke des Besprechungsraumes stapelten sich noch Umzugskisten mit dem sichergestellten Material des letzten Falles. Überwiegend Akten und Zeitschriften. Hartman fläzte in seinem Stuhl und hatte eines der Magazine gegriffen. Er las darin.
    Bucher erzählte von seinem Besuch am Marienplatz.
    Hartmann hörte mit halbem Ohr zu und fragte in Richtung Batthuber: »Raum für verbotenen Sex … beginnt mit  S. «
    »Sakristei«, warf Batthuber nach hinten.
    »Separee, du Heini«, parierte Hartmann und schrieb Buchstaben in das Heft.
    Batthuber moserte was von Zweckbestimmung, von verboten und erlaubt.
    Lara Saiter sah die beiden zornig an. »Könntet ihr den Mist bitte mal sein lassen. Wer schon ein Blättchen so nennt …«
    Hartmann richtete sich auf und sah auf den Magazintitel, auf dem über einer wenig bekleideten Blondine Bongo stand. Er schmiss das zerfledderte Heftchen zurück in die Kiste.
    Lara Saiter berichtete von der Wohnung Anne Blohms, wo sie nichts hatte finden können, was ihr kriminalistisches Interesse erregt hätte. Sie hatte schon bei den Blohms angerufen und nach den Unterlagen gefragt; der ganze Schriftverkehr von Arbeitgebern, Versicherungen, Zeugnisse, Bankunterlagen – das gesamte formelle Schwemmgut eines Lebens. Das Treffen mit dem Exfreund hatte einen bedrückenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Die beiden waren

Weitere Kostenlose Bücher