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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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zu haben. Sein Fall und die bevorstehende Reise nach Frankreich hatte ihn von früher erzählen lassen, wie sie die Verwandtschaft besucht hatten, wo er als Kind mit staunenden Augen in den Küchen gehockt hatte, wo von morgens an für die Familienessen gearbeitet wurde, die vom Abend bis in die Nacht dauerten. Eine Flasche Johannisberg Rotlack begleitete ihren Abend unter dem leuchtenden Sternenhimmel und beinahe wären sie über dem Reden und Schauen eingeschlafen, wenn es Miriam nicht gefröstelt hätte. Es würde eine lange anstrengende Fahrt bis an die Loire werden. Gegen Abend wollte er in Orléans sein.
    *
    Am nächsten Morgen im Büro, wunderte er sich über die Stille. Wo waren die anderen? Lara saß im Büro, den Telefonhörer in der einen und in der anderen einen Autoschlüssel, mit dem ihre langen Finger spielten. Er wollte im Vorübergehen ein gedehntes »Moorgen« hören lassen, doch als sie ihn aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, winkte sie hektisch und der Autoschlüssel klapperte mit einem unangenehm hellen Geräusch. Ihrer Körperhaltung war die Anspannung anzusehen. Er wartete. Das Telefonat war an sein Ende gekommen. »Ja, gut … wir brauchen die DNS noch heute … danke.« Sie beendete mit einem lauten Kuss.
    »Was gibt es denn, dass du so charmant am Telefon bist?«
    Sie stand auf und warf noch einen Blick über den Schreibtisch. »Jedenfalls nichts, was zu einem guten Frühstück passen würde.«
    »Oh. Unseren Fall betreffend?«
    Sie machte eine unentschlossene Miene. »Nicht so ganz klar. Alex und der Armin sind schon draußen, wir haben eine Fundstelle.«
    »Eine Fundstelle? Wo?«
    »Draußen an der A99, der Parkplatz zwischen Feldmoching und Neuherberg, in der Nähe der Allianz-Arena.«
    Lara Saiter fuhr, weil es schnell gehen sollte und Bucher ihrer Meinung nach ein zu devotes Verhalten der Straßenverkehrsordnung gegenüber praktizierte.
    Das Blaulicht war aus dem Fahrzeuginneren nur dann zu sehen, wenn sie dicht auf den Vordermann auffuhr und im Lack kleine blaue Blitze zu erkennen war.
    Ein oranges Fahrzeug der Straßenmeisterei sperrte den rechten Fahrstreifen weit vor der Parkplatzeinfahrt ab. Im Nu hatte sich im morgendlichen Berufsverkehr ein Stau gebildet. Großes Aufgebot befand sich im Einsatz. Überall blinkte und blitzten gelbe und blaue Lichter. Lara steuerte den Wagen an zwei Lastern, einem Abschleppwagen und Krankenwagen vorbei, und rollte langsam bis zu den rot-weißen Absperrbändern vor. Ein Streifenwagen fiel auf, der mitten in der Durchfahrt stand. Die Spurensicherer waren schon bei der Arbeit. Zwischen den Fahrzeugen schlichen weiße Overalls herum. Es wurde gefilmt, fotografiert, notiert, vermessen. Lara sah eine blonde Kollegin, die auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens saß. Ihr Streifenpartner lehnte, halb hockend, an der breiten Stoßstange eines der Laster. Ein athletischer Typ mit braunem, tief zerfurchtem Gesicht. Er warf ihnen einen ernsten, forschenden Blick zu.
    Bucher stieg aus und suchte zunächst einen Platz am Rande des Geschehens, wo er die Arbeit der Kollegen nicht störte. Er wollte sich einen Überblick verschaffen. Die Details kamen noch früh genug. Lara hatte Hartmann vorne am Mondeo ausgemacht und ging zu ihm hin. Als er sie kommen sah, deutete er wortlos auf den Bereich um die Front des Autos. Sie ging ein paar Schritte weiter und bekam den fauligen Gestank des Mülls in die Nase. Eine Nummerntafel der Spurensicherer zeigte Spur 1 an und ersparte ihr langes Suchen.
    Aus dem Gewirr von Plastiktüten und Dreck ragte ein Trekkingstiefel hervor. Erst auf den zweiten Blick war das Bein zu erkennen, dessen Stumpf in einer sorgfältig mit Klebeband umwickelten Plastiktüte enden musste. Das war also der Fund. Ein Bein.
    Batthuber kam und kniete neben ihr nieder. Zusammen studierten sie das Fundstück. Er erklärte: »Trekkingstiefel. Das war das Zauberwort. Wir hatten es in der Vermisstendatenbank als Schlagwort eingegeben und als die Kollegen den Fund erfasst haben, hat es bei uns gleich geklingelt. Ist schon cool, diese Vernetzung, oder?«
    Sie antwortete nicht. Ihr lief ein Schauder über den Rücken. Es war ein schlankes, muskulöses Bein, das da in dem Stiefel steckte. Die braune Haut war an den offenen Stellen deutlich zu erkennen. Sie sah Anne Blohm vor sich, auf dem Foto, vom Marienplatz. Das passte, so auf den ersten Blick.
    Sie stöhnte gequält und richtete sich auf. Bucher kam dazu und inspizierte ebenfalls den Fund. Er hatte

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