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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Grinsen auf. So – jetzt mussten die Kollegen die Bäckerstreife abbrechen und würden hektisch versuchen möglichst schnell in die Nähe zu kommen.
    Sie verließen das Fahrzeug, jeder die Pistole in der Rechten, in der anderen Hand die Maglite. Die kühlen Lichtstrahlen leuchteten die Umgebung aus. Die Kollegin sicherte in Richtung der Lkw, die jetzt in ihrem Rücken waren. Da war niemand. In den Büschen längs der Parkspur war nichts Auffälliges im Scheinwerferkegel zu erkennen. Eine Amsel flog zeternd auf und verschwand im Dunkeln des Buschwerks. Von den Autobahnfahrspuren dröhnten die vorbeifahrenden Autos unangenehm laut.
    Zenner bewegte sich im Halbbogen auf die Fahrerseite zu, um einen möglichst frühen Einblick in die Fahrertüre zu bekommen. Die Kollegin nahm die Beifahrerseite ins Visier. Das Fernlicht des Streifenwagens leistete gute Arbeit. Jetzt erkannte er mehr. Die Front des Mondeo war aufgeworfen, die Motorhaube stand nach oben weg. Wer immer am Steuer gesessen hatte, war gegen eine der Mülltonnen gefahren, die an festen Stahlträgern hingen. Die Dinger hielten einiges aus, was auf die massiven Betonfundamente zurückzuführen war, die die Träger aufnahmen.
    Zenner sprach die Person mit seiner lauten und klaren Stimme an. »Hallo! Polizei!«
    Keine Reaktion.
    Er sah nun die rechte Hand, wie sie leblos und leer im Schoß des Mannes hing. Ein kurzer Blick hinüber zur Kollegin, die die Maglite aufblitzen ließ. Die Beifahrerseite war sauber. Er ging einen schnellen Schritt weiter und hatte so vollen Einblick. Ein Mann hing schlaff im Fahrersitz, war aber nicht bewusstlos. Er hatte die Augen geöffnet, die allerdings nicht auf den Lichtstrahl der Lampe reagierten, wie es der Fall hätte sein müssen. Entschlossen ging Zenner zur Fahrertür. Die Beschreibung, die sie erhalten hatten, passte. Es musste Bernhard Joschek sein. Von seiner Stirn tropfte Blut. Eine Platzwunde, nicht weiter schlimm, wie Zenner schnell realisierte. Gurt nicht angelegt und beim Aufprall gegen das harte Kunststofflenkrad geknallt.
    Die Kollegin hatte inzwischen den Schlüssel von der Beifahrerseite aus abgezogen und öffnete den Kofferraum: leer.
    Von Joschek kam nur unverständliches Gemurmel. Zenner ließ es sein, ihn anzusprechen und schnupperte. Es roch überhaupt nicht nach Alkohol und nirgends lagen Flaschen herum. Vielleicht Drogen? Über Funk verständigten sie einen Krankenwagen und Abschlepper. Die Anspannung ließ nach und selbst Zenner spürte nun Müdigkeit. Sie ließen Joschek hocken so wie er war, nachdem sie keine Verletzungen hatten feststellen können. Mit derlei Kundschaft waren sie vertraut. Während die Kollegin notierte, was es festzuhalten galt und Fotos fertigte, marschierte Zenner um das Auto. Eine kühle Morgenbrise wehte eine Wolke Uringestank aus dem Wäldchen über den Parkplatz. Dahinter lag die Panzerwiese und auf der andere Seite der A99 war der Schleißheimer Flughafen.
    Wie war der Typ in diesem Zustand hierhergekommen? Wenn er von Augsburg die Autobahn genommen hatte, hätte es in seinem Zustand schon viel eher krachen müssen, denn hier war wirklich viel Platz und er hatte noch nicht einmal die Müllkiste fehlerfrei passieren können.
    Der Gestank des Mülls war um die Motorhaube herum besonders dominant. Es war an der Zeit, das Ding wieder mal zu leeren.
    Zenner ging nach vorne und leuchtete den Boden ab, wo der Unrat verstreut neben und unter dem Motorblock herumlag.
    Was die Leute alles wegschmissen. Im Dreck aus Mülltüten, Fastfoodabfall und Windeln lag ein fast neu aussehender Trekkingstiefel … Damengröße. Zenner stellte den Lichtstrahl enger ein und ging einen Schritt näher heran. Er blieb abrupt stehen. »Verdammte Scheiße«, sagte leise, dann lauter, »ja verdammte Scheiße ….«, er leuchtete unter den Mondeo. Nichts. Joschek hing noch immer benommen im Sitz. Zenner rannte zurück zum Streifenfahrzeug, das noch immer blinkend und blitzend vor den Lastern stand. Die Kollegin sah ihn fragend an. »Verdammte Scheiße«, lautete sein Antwort, »ich hab’s doch geahnt, ich hab’s doch geahnt!«
    *
    Bucher war müde und schlich durch den Gang, seinem Büro entgegen. Er hatte am Abend zuvor seine Sachen für Frankreich gepackt und hatte danach mit Miriam die halbe Nacht hinter dem Haus gesessen. Sie hatte vom Ärger in der Redaktion erzählt und wie gut ihr die Heuernte getan hatte, die ihr das Gefühl gegeben hatte, etwas Sinnvolles, Nachhaltiges an diesem Tage verrichtet

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