Marienplatz de Compostela (German Edition)
Kripoleute, die er so kannte, irgendwie ganz anders. Sie bewegten sich, als gehörten sie nicht dazu, eher unauffällig, standen aber doch vom Zeitpunkt ihres Erscheinens an im Zentrum des Geschehens. Wie Magnete zogen sie die Leute auf sich.
Er bewegte sich vorsichtig in Richtung Hartmann, der in der geöffneten Fahrertüre seines Dienstwagens stand und gerade ein Telefonat beendet hatte. Im Moment notierte er etwas. Zenner stupste ihn vorsichtig an und wies mit dem Kopf zu Bucher: »Was’n das für einer?«
»Unser Chef, Johannes Bucher, Erster Kriminalhauptkommissar«, erklärte Hartmann nebenbei.
»Soso, Chef …«, murmelte Zenner, »was auch sonst … iss’n Lackaffe, gell, so’n Emotionsmensch … so’n Schmerzfreier, oder?«
Hartmann sah ihn konsterniert an: »Was redest denn du für einen Schmarrn, sag mal? Hast auch was von den Drogen abgekommen, die in der Mondeoluft rumschwirren, oder bist du noch im Fundschock, oder was?!«
Hartmann klang mehr als ärgerlich. Zenner presste die Lippen aufeinander und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Na, ich dachte nur, wie er so dasteht in seinem feinen Jackettchen … und nichts tut, der Herr Bucher … Bucher … mhm … noch nie gehört.«
Hartmann schrieb einige Stichpunkte in das Notizbuch und sprach abwesend weiter: »Er beobachtet … darin ist er unschlagbar und er sieht Dinge, die andere nicht, oder nicht so sehen, deswegen ist er Chef … außerdem ist er halber Franzose.«
Alfons Zenner lachte bitter: »Halber Franzos … sag ich doch – Lackaffe.«
Hartmann warf ihm einen bösen Blick zu. »Es ist glaube ich besser, wenn du heimfährst und dich ausschläfst, du redest nämlich einen rechten Schmarrn daher und ich will nicht, dass du hier jemanden von meinen Leuten blöd anmachst.«
Alfons Zenner hob entschuldigend die Hände. »Hey, erstens bin hellwach, zweitens würde ich niemals einen von unsere Leit blöd anmachen … nur noch eine Frage, Alex, alter Kumpel: Wer ist diese schwarzhaarige Amazone da drüben am Lkw? Hat die so viel PS , wie es aussieht?«
»Frag sie doch, sie heißt Lara.« Hartmann ließ ihn stehen und suchte einen Kollegen der Spurensicherung.
Zenner hätte sich noch entschuldigen wollen. So wie es geklungen hatte, war es ja gar nicht gemeint gewesen.
Lara Saiter hatte ihn bei Hartmann entdeckt und kam freundlich auf ihn zu. »Ein echter Held des Schichtdienstes … immer noch auf den Beinen … Respekt.«
Er nickte ihr zu und zog es vor zu schweigen.
»Und, was meinen Sie zu der Sache?«, fragte sie.
Er ging einen halben Schritt zurück und sah sie fragend an.
»Wozu?«
»Ja zu der Sache hier. Sie waren doch derjenige, der das hier aufgerissen hat, nicht wahr?«
»Wieso fragen Sie mich?«
»Wen soll ich sonst fragen … Ihre Oma?«
Jetzt grinste er. Das gefiel ihm, das Freche. Nach den PS musste er nun nicht mehr fragen. Er war nur zu müde, um frech mitspielen zu können. Dass jemand von diesen Leuten ihn, den Trachtler, nach seiner Meinung fragte, das war schon ungewöhnlich.
»Tja … ist schwierig … ich mache ja so Zeug wie ihr nicht. Ich heiße übrigens Zenner, Alfons Zenner.«
Sie reichte ihm die Hand. »Ich heiße Lara … Lara Saiter. Also was denkst du, was hier heute Nacht geschehen ist.«
Sie meinte ihre Frage wirklich ernst und zickte nicht rum, duzte ihn und wollte seine Meinung hören. Natürlich hatte er sich Gedanken darüber gemacht, was mit diesem Mondeo und dem Joschek passiert sein konnte. Er wies mit dem Daumen über seine Schulter zum Wäldchen hin. »Eure Leute haben da hinten ein benutztes Präservativ gefunden. War von heute Nacht. Die Location hier ist ab und zu ein Treff für Parkplatzschlampen. Ich vermute mal, der Joschek hatte hier ein Date mit einer der Ladys und die hat ihm irgendwie Vergiss-mein-Nicht verabreicht. Das machen die manchmal – liquid ecstasy –, Partydroge. Dient als sexuelle Stimulanz und das Pack verwendet es in den Discos als K. O.-Tropfen. Nicht zu riechen, nicht zu schmecken, wie auch immer. Der Joschek war nicht besoffen, aber total von der Rolle, hatte kein Geld und nichts dabei, außer dem Handy. Ich denke – die Schlampe hat ihn ausgenommen und ist dann abgehaut. Das Handy hat sie natürlich dagelassen. Keine Nutte klaut heutzutage noch ein Handy, wo das jeder Heini orten kann.«
»Klingt logisch«, meinte Lara Saiter, »und das Bein?«
»Kann mir nicht vorstellen, dass der Typ was damit zu schaffen hat, echt nicht.
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