Marienplatz de Compostela (German Edition)
Päckchen aufschneiden.«
Bucher wollte wissen, welche Informationen zu Strümpfen und Trekkingstiefeln vorlagen.
Lara Saiter war vom Essen müde geworden und bemerkte die Trägheit, die es erzeugt hatte. Sie musste überlegen. »Es war ein Falke Trekkingstrumpf, Größe neunundreißig bis zweiundvierzig und Hanwag Trekkingstiefel Größe neununddreißig, aktuelles Modell. Individuelle Merkmale gab es nicht: Keine Narben, keine Tätowierungen und es waren noch alle Zehen vorhanden. Das würde auf Anne Blohm passen. Du sag mal, Alex … war da was drin in dem Essen?«
»Hühnchen.«
»Nee, ich meine Schlagmichtot , oder so was in der Art, boah, bin ich jetzt müde. Aber vielleicht kommt es auch von deinem Hemd, da darf man nicht allzu lange hinsehen, auf dieses würfelige 3D-Muster aus grünen, lilanen und blauen Flächen. Wer das entworfen hat, sitzt inzwischen auch in einer Zelle, vielleicht auch Gummizelle, und ich muss sagen zu Recht. Das Ding wirst du niemals in eine Kleiderkiste werfen dürfen. So wie die Farben leuchten, ist das sicher radioaktiv. Der Einnäher würde mich echt interessieren.«
Hartmann ging nicht darauf ein. Stattdessen stellte er die überraschende Frage: »Wer fährt zu den Eltern?«
Bucher stützte seinen Kopf auf den Händen auf. »Wieso fragst du?«
»Ich mach’s«, sagte Hartmann mit einem seltenen Ausdruck verlegener Hast und seine Stimme klang durchsichtig dabei.
»Gut. Aber wir warten das Ergebnis der DNS noch ab.«
»Eh klar.«
*
Auf dem Gang waren Schritte zu hören und bald darauf erschien das Gesicht von Doktor Klaus in der Tür. »Hallo, störe ich gerade?«
»Ne, komm rein«, lud Lara Saiter ihn ein.
Er setzte sich dazu und legte einige Blätter Papier ab.
»Hast du was für uns?«, fragte Bucher.
»Jo! Von den Psychos habe ich ja diese Postkarte bekommen, die inzwischen bei der Daktyloskopie auch durch sein müsste … habt ihr von denen schon was?«
»Nein.«
»Na ja, wie immer – die Letzten beim Liefern und die Ersten beim Jammern … aber egal.« Er nahm seine Papiere wieder auf. »Auf dieser Postkarte war die Tinte in einigen Bereichen durch Feuchtigkeitseinwirkung verschwommen und ausgewaschen. Es handelt sich übrigens um Waterman-Tinte, reinblau, ohne Rußzusätze, also nicht dokumentenecht. Hält nur gute hundert Jahre auf hohem Niveau. Wenn ihr mal eine Dynastie gründen wolltet und Dokumente verfasst, die in einigen Jahrhunderten von euren Nachfahren noch gelesen werden sollen, dann verwendet bitte andere Tinte, Pelikan hat da noch was im Angebot mit echten Rußpartikeln … ich schreibe nur damit … und bitte nicht dieses Fichten- und Pappelpapier, das in die Drucker kommt, sondern Bütten … aber lassen wir das. Wir haben diese Verschwemmungen am unteren Kartenrand extrahiert und mit den umliegenden reinen Bereichen abgeglichen. Es steht zweifelsfrei fest, dass es sich bei der Feuchtigkeitseinwirkung weder um Regenwasser, Trinkwasser oder sonstige künstliche Feuchtigkeitsquellen handelt, allerdings war es Wasser und keine andere Flüssigkeit.«
»Ja vielen Dank denn auch für die schnelle Überbringung dieses grandiosen Ergebnisses, welches unsere Ermittlungen enorm befördern wird«, ätzte Hartmann und führte die Tasse zum Mund.
»Ich war noch nicht fertig …«
»Was für eine Flüssigkeit?«, fragte Lara Saiter ungeduldig.
»Tränenflüssigkeit«, kam es schnell, »sie besteht aus achtundneunzig Prozent Wasser, hat einen Salzgehalt von etwa einem Prozent und lässt sich dadurch sehr gut von Meerwasser unterscheiden, in dem so um die dreieinhalb Prozent enthalten sind. Darüber hinaus, haben wir die für Tränenflüssigkeit typischen Lipide und andere Stoffe nachgewiesen – kurz und gut: Tränen sind wissenschaftlich sehr gut nachweisbar, und das ist es doch, was ihr braucht, oder? Noch mehr gewünscht?«
Bucher und die anderen schwiegen. Mit Tränenflüssigkeit hatte keiner gerechnet.
Doktor Klaus fuhr fort, weil er das Schweigen als Aufforderung interpretierte mehr zu erzählen. »Also am äußeren Oberlid des Auges sitzt die sogenannte Tränendrüse, deren Job es ist durchweg Flüssigkeit zu produzieren, völlig unabhängig davon, ob es uns nun zum Heulen ist, oder nicht. Pro Tag ist das grob ein Fingerhut voll – bei Männern.«
»Und bei Frauen?«, fragte Hartmann lauernd.
Doktor Klaus war nicht zu stoppen: »… wir Menschen stammen nämlich von Lebewesen ab, die früher im Wasser lebten, und zwar im Salzwasser.
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