Marienplatz de Compostela (German Edition)
kommt’s wieder heim, die Marie.«
»Ja und dann, was machst dann. Das hat doch keinen Sinn mehr, so allein daheim im Haus … wie alt ist’s jetzt, die Marie?«
»Sechsundachtzig.«
»Oh Jesses, mit sechsundachtzig noch operiert worden«, meldete sich der Lange, der Lara und Hartmann abgeholt hatte.
»Ja, hätten sie’s denn verrecken lassen sollen, du Depp!?«, erboste sich der Huber Franz und kaute böse weiter.
Der Lange schien in der Runde nicht gut gelitten zu sein, dachte Hartmann. Es war auch keine Brotzeit für ihn zu sehen, und er war es gewesen, der sie oben hatte abholen müssen.
Der Huber Franz sah hinüber zu Lara, die den Pirellikalender aufmerksam durchblätterte, der an der grauen Wandfläche neben den Spinden hing. Blonde, Brünette und Dunkle räkelten sich auf glänzenden Motorhauben, oder posierten sonst wie frech, frivol, ungezügelt.
Der Huber Franz wendete sich Hartmann zu, vollzog eine Kopfbewegung zu Lara Saiter hin, ließ eine bedeutungsschwangere Pause, bevor er mit gedämpfter Stimme fragte: »Ist die vielleicht verkehrt rum?«
Hartmann schüttelte den Kopf und der Huber Franz lehnte sich beruhigt zurück. Lara sagte, ohne den Blick vom Kalenderbild Oktober zu wenden: »Viel zu weicher Arsch, ein viel zu weicher Arsch.«
Es wurde ganz still im Raum. Von den bloßen Rohren an der Decke war jetzt ein Surren zu hören. Die Männer schauten zum Kalender und sahen die Blondine. Keiner von ihnen hätte sich der Meinung dieser Polizisten anschließen wollen. Die drehte sich lächelnd um. »Der Porsche, Leute, der Porsche.«
Sie ging zum Tisch und reichte dem Huber Franz die Fotos aus Anne Blohms Kiste. »Wo könnte das sein?«
Bevor er zugriff, wischte er seine Hände umständlich an den Seiten seines Blaumanns ab. Er studierte die Fotos lange. Sein Unterkiefer, die Zunge, die Lippen blieben währenddessen in ständiger Bewegung. »Ah! Ziegelaufbau, saubere Sache … sehr schön … gibt’s heute nicht mehr, so was.«
»Könnte das ein U-Bahn-Gewölbe sein?«, fragte Hartmann.
Die anderen zwei waren aufgestanden und hatten sich im Rücken ihres Chefs gruppiert. Sie verneinten mit heftigem Kopfschütteln. Keiner traute sich etwas zu sagen. Das war Sache des Capos. Der lachte und zeigte auf das Foto. »Nix U-Bahn. Da sind noch Pferdekutschen gefahren, zu der Zeit, wo das gebaut worden ist.«
»Wo könnte es denn sein?«
»Mhm, schwer zu sagen. Vielleicht ein altes Rückflussgewölbe, für die Isar, als Druckausgleich, wie man das früher so hatte; wird aber heute nicht mehr genutzt. Die, die’s noch gibt, sind alle stillgelegt und im Krieg, haja die Bomben, da ist ja ein Haufen Zeug verreckt, was man dann einfach so zug’schüttet hat.«
»Das da hat aber das Desaster überstanden. Wie käme man da heute rein? Es muss ja einen Zugang geben, sind ja ne Menge Leute drin, wie auf den Fotos zu sehen ist.«
»Reinkommen … Mhm … eigentlich gar nicht. Na ja, bei manchen Stollen, könnt schon sein. Das Verschütten ist ja sehr aufwendig und man hat manche Zugänge der Einfachheit halber abgemauert. Beim Tunnelbau für die U-Bahn sind die manchmal auf diese alten Gewölbe gestoßen. Die sind dann versiegelt worden, soweit ich weiß. Drei solche Gewölbe gibt es noch: im Lehel, am Isartor, alles in der Nähe der Isar eben …«
»… an der Fraunhoferstraß’, da ist auch so ein alter Gang«, meldete sich einer der anderen, »der Seppi hat mir davon erzählt. Recht gruslig soll’s gewesen sein, weil die gedacht hatten, da liegen noch Tote vom Krieg her … Skelette halt. Die sind da aber nicht weit rein, weil schon recht viel Putz von der Decke runtergekommen war. Die haben das dann verspannt, Beton davor und fertig.«
»Sie sprachen von drei Orten«, wendete sich Lara an den Huber Franz.
Der nahm die Fotos wieder auf, als wolle er ihrer Nachfrage ausweichen. Sein Blick wurde für einen kurzen Moment starr und seine Augen verengten sich. »Drei, ja, ja, drei … am Max-Weber-Platz noch. Aber die sind alle zugemacht. Da kommt man nicht rein.«
»Sicher?«, fragte Lara Saiter.
»Klar sicher. Keine Chance«, lautete die Antwort.
»Wir wollen uns das trotzdem mal anschauen. Man hat uns gesagt, wenn sich einer unter dem guten alten München auskennt, dann der Huber Franz . Aus diesem Grund sind wir hier. Es gibt auch keine Probleme für Sie, das ist alles schon geklärt.«
Der Huber Franz sah auf. Sein Blick und seine Haltung waren nun zurückhaltender. »Und nur weil
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