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Marionetten

Marionetten

Titel: Marionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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zerknirscht, daß er in Günthers Hoheitsgewässern fischte, und so freimütig bezüglich der Pläne, die London mit Issa hatte, falls dieser ihnen denn an den Haken ging. – »und ganz ehrlich, Günther, für uns ist er ein so klitzekleines Fischchen, am Ende wären wir garantiert zu euch gekommen und hätten gesagt: ›Leute, tun wir uns zusammen und schaukeln das Ding auf eure Weise«‹ –, daß sich Bachmann die Nackenhaare gesträubt hatten vor Mißtrauen.
    Aber womit er nicht gerechnet hatte, das war Martha, die in Lanterns Kielwasser in Arni Mohrs Vorzimmer gesegelt kam, fast so, als wäre er ihr bestallter Herold, was er vielleicht auch war: die majestätische Martha, formidable Nummer zwei der Agency in Berlin (Nummer zwei von wer weiß wie vielen!), gewandet wie der Engel des Todes persönlich in einen scharlachroten Satinkaftan mit schwarzen Pailletten. Und in Marthas Windschatten wiederum, so dicht hinter ihr, daß er ihre massige Gestalt als Deckung hätte benutzen können, folgte kein anderer als der Knapp-Zweimetermann Newton alias Newt, ehemaliger Vizechef des operativen Dienstes in der US-Botschaft in Beirut und Bachmanns dortiges Pendant, der beim Anblick seines alten Kameraden aus dem Konvoi ausscherte, mit ein paar Sätzen bei Bachmann war, ihn umarmte und dazu rief: »Scheiße auch, Günther! Als ich dich das letzte Mal gesehen hab, lagst du sturzbesoffen in der Bar des Commodore! Was verschlägt denn dich nach Hamburg, Mann?«
    Und während Bachmann Witze riß und lachte und sich seinerseits leutselig gab, stellte er Newton im stillen die gleiche Frage: Was zum Teufel hat die Berliner Außenstelle der CIA in Hamburg zu suchen, in meinem Revier? Wer hat sie eingeladen und warum? Und sobald Martha und Newton weitergezogen waren, um sich ein neues Opfer zu suchen, richtete er die Frage, aufgebracht und drängend, an Axelrod.
    »Sie sind harmlose Beobachter. Reg dich ab. Wir haben doch noch nicht mal angefangen.«
    »Und was beobachten sie? Newt beobachtet nicht. Newt schneidet Kehlen durch.«
    »Sie interessieren sich für Abdullah. Sie glauben, daß er einen Anschlag auf einen ihrer Wohnkomplexe in Saudi-Arabien mitfinanziert hat, und noch einen fehlgeschlagenen auf eine US-Abhörstation in Kuwait.«
    »Na und? Von mir aus kann er auch den Anschlag aufs World Trade Center mitfinanziert haben. Wir wollen ihn schließlich rekrutieren, nicht ihm den Prozeß machen. Wie kommen die hierher? Wer hat sie informiert?«
    »Die Zentrale. Was dachtest du denn?«
    »Wer aus der Zentrale? Welcher Teil der Zentrale? Welcher von dem halben Dutzend Teilen der Zentrale? Soll das etwa heißen, Burgdorf hat sie informiert? Burgdorf hat meine Operation den Amerikanern zum Fraß vorgeworfen?«
    »Was tut man nicht alles für den Konsens«, knurrte Axelrod, und genau im selben Moment lichtete Martha, die bei Arni Mohr stand, die Anker und nahm wie ein Ozeanriese Kurs auf sie, Ian Lantern im Schlepptau.
    »Wenn das nicht Günther Bachmann ist!« dröhnte sie mit ihrer Nebelhornstimme, als hätte sie ihn eben erst am Horizont erspäht. »Wieso zum Henker schieben Sie immer noch hier in der Pampa Dienst?« – und sie packte seine Hand und zog ihn an ihren üppigen Körper, wie um ihn ja mit niemandem teilen zu müssen. »Meinen kleinen Ian kennen Sie? Aber natürlich. Ian ist mein britischer Pudel. Ich gehe jeden Morgen in Charlottenburg mit ihm Gassi, nicht wahr, Ian?«
    »Treu und brav«, bestätigte Lantern und ging dankbar neben ihr längsseits. »Und sie macht hinter mir den Dreck weg«, fügte er mit einem Augenzwinkern für seinen neuen Freund Günther hinzu.
    Axelrod war weitergegangen. Am anderen Ende des Zimmers tuschelte Burgdorf mit seinem Satrapen Dr. Otto Keller, äugte dabei jedoch zu Bachmann hinüber, so daß es vielleicht Bachmann war, über den sie redeten. Wie ein strammer Rechter sah Burgdorf nicht aus. Mit seinen sechzig Jahren erinnerte er Bachmann eher an ein verdrossenes Kind, das schmollte, weil die liebe Mama die Geschwister bevorzugte. Die Flügeltür hatte sich aufgetan. Den Brustkorb vorgewölbt, die Hände an der Seitennaht, bat Impresario Arni Mohr seine Gäste zum Fest.
    Verblüfft und beunruhigt ob der amerikanischen Präsenz ließ Bachmann sich auf dem für ihn reservierten Stuhl am Kopfende des langen Konferenztischs nieder. Mohr hatte ihm den Ehrenplatz zugewiesen – oder war Schleudersitz zutreffender? Denn schließlich war Bachmann nicht nur der Initiator der Operation und ihr

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