Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Mundstück, und Blasen stiegen zur Wasseroberfläche. Dann schäumte eine Blutwolke ins Wasser und nahm Marissa die Sicht.
    In völliger Panik drehte Marissa sich um und schwamm in die Rinne. Vor Angst war sie so außer sich, daß sie keinen Gedanken fassen
    konnte. Dann erblickte sie vor sich den Kiel des Bootes und den Haikäfig. Wynn stand bereits im Käfig, und Wendy nahm Kurs auf ihn.
    Als Marissa den Käfig erreicht hatte, packte sie die Tür und versuchte sie aufzudrücken. Aber die Tür gab nicht nach. Wynn hatte die Tür von innen gepackt und drückte dagegen. Für Marissa war sein Tun unfaßbar. Sie wollte ihm in die Augen sehen, aber die Maske spiegelte zu stark.
    Marissa drehte sich um und sah das Haiungeheuer mit bluttriefendem Maul in den Eingang der Rinne schwimmen.
    Es ging um Sekunden. Marissa brachte es gerade noch fertig, zur anderen Seite des Käfigs zu gelangen. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und klammerte sich verzweifelt an den stählernen Gitterstäben fest.
    Mit einem plötzlichen kräftigen Stoß rammte der große weiße Hai den Käfig und verbiß sich mit den mächtigen Zähnen im Gitter.
    Während Marissa sich auf der anderen Seite krampfhaft festhielt, versuchte der Hai, die Stäbe durchzubeißen. Über Wynns Kopf hinweg sah Marissa ihm genau in das aufgerissene Maul, das mit mehreren Reihen von fünfzehn Zentimeter langen Zähnen bestückt war. Das ovale Auge des Riesen war undurchdringlich schwarz.
    Unter der Gewalt der Haizähne verbogen sich mehrere Gitterstäbe. Der Fisch rüttelte mit solcher Kraft an dem Käfig, daß Marissa Maske und Mundstück verlor. Doch sie ließ nicht los.
    Dann zog sich der Hai etwas zurück. Er hatte mehrere Zähne verloren. Mit einer Hand hielt Marissa sich weiter fest, mit der anderen griff sie nach dem Mundstück. Ohne Maske sah sie alles nur noch verschwommen. Sie konnte gerade noch Wynn erkennen, der sich eben auch das Mundstück zwischen die Lippen schob und heftig an dem Seil zog, das nach oben ging. Sie sah, daß eine lange Rißwunde quer über seinen Arm verlief, die stark blutete.
    Der Hai hatte anscheinend den Versuch, die starken Gitterstäbe durchzubeißen, aufgegeben. Er schwamm jetzt im Kreis um den Käfig. Marissa folgte seinen Bewegungen und achtete krampfhaft darauf, immer den Käfig zwischen sich und dem großen weißen Hai zu haben. Plötzlich begann sich der Käfig zu heben. Sie wußte, daß sie ohne seinen Schutz verloren war. Deshalb klammerte sie sich mit beiden Händen an dem Stahlgitter fest und stieß heftig mit den Füßen nach unten. In dem Augenblick, da der Käfig aus dem Wasser tauchte, gelang es ihr, sich aufs Dach zu wälzen.
    Marissa kroch weiter vor und streckte die Hände nach dem Kabel aus, das den Käfig hochzog. Gerade als sie es packen konnte, rammte der Hai abermals den Käfig und brachte ihn ins Wackeln. Dabei rutschte Marissa etwas ab, so daß ihre Beine im Wasser baumelten. Voller Schreck zog sie sie an, rollte sich um das Kabel und hielt sich mit allen Kräften daran fest.
     

11
      
    8. April 1990
    11.47 Uhr vormittags
      
    Marissa blieb in dieser Haltung am Kabel hängen, bis sie merkte, daß der Käfig auf dem Bootsdeck aufstieß. Erst dann schlug sie die Augen auf.
    Rafe war schon dabei, die Käfigtür zu öffnen. Er riß sie weit nach außen auf. Mühsam krabbelte Wynn durch die schmale Öffnung, eine Hand auf die klaffende Armwunde gepreßt. Trotz des ausgeübten Drucks blutete sie immer noch sehr stark.
    Marissa ließ das Kabel los und kletterte, immer noch mit angelegten Flossen, vorsichtig vom Käfigdach hinunter. Es dauerte einige Zeit, bis sie die schreckliche Wahrheit begriff: Wendy war nicht auf dem Boot. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Freundin in den Zähnen des Hais.
    »Wendy ist noch im Wasser!« schrie sie. Aber Rafe war nur mit Wynns Wunde beschäftigt. Die beiden Männer waren in höchster Eile zu der Stelle gerannt, wo sich der Erste-Hilfe-Kasten befand.
    Marissa wollte ihnen folgen, stolperte aber über die Flossen. Sie befreite sich von der Preßluftflasche und ließ sie aufs Deck fallen. Dann bückte sie sich und zog die Flossen ab.
    Als sie zu den Männern kam, versuchte Rafe gerade, Wynns Arm, aus dessen Schlagader das Blut herausschoß, abzubinden.
    »Was ist mit Wendy?« schrie Marissa.
    Rafe legte weiter den Druckverband an und schaute nicht einmal auf. »Wynn sagt, da unten war ein hungriger großer weißer Hai.«
    »Wir müssen sie suchen!« schrie Marissa.

Weitere Kostenlose Bücher