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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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engagiert hast. Sie haben uns auch geschlagen!«
    »Das ist alles ein bißchen schwer zu glauben«, sagte Robert.
    »Soll das etwa heißen, daß wir dich anlügen?« fragte Marissa ungläubig.
    »Ich glaube, daß es sich so abgespielt hat, wie du glaubst«, antwortete Robert ausweichend.
    Marissa blickte wieder nach vorn. Ihre Gefühle purzelten durcheinander wie Squashbälle. Sie wußte nicht, ob sie wieder weinen oder mit den Fäusten auf das Armaturenbrett hämmern sollte. Schließlich ballte sie die Hände und biß die Zähne aufeinander.
    In feindlichem Schweigen fuhren sie den Storrow Drive entlang. Als sie zum Mass. Pike kamen, drehte sich Marissa zu ihm um. »Warum hast du mich beschatten lassen?«
    »Wie man sieht, ist das ein verdammt guter Einfall von mir gewesen.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Marissa und wiederholte: »Warum hast du mich beschatten lassen? Mir gefällt das nicht.«
    »Ich habe dich beschatten lassen, um dich vor Schwierigkeiten zu bewahren«, sagte Robert. »Anscheinend hat es aber nichts genützt.«
    »Jemand muß diesen Tbc-Fällen nachgehen«, sagte Marissa.
    »Manchmal ist es nötig, Risiken einzugehen.«
    »Aber man darf sich dabei nicht zu eindeutigen Straftaten hinreißen lassen«, sagte Robert. »Du bist derartig davon besessen, daß du gegen alle Vernunft handelst. Du machst einen Kreuzzug daraus, und das macht mich noch verrückt. Ich kann dir nicht glauben. Du versuchst ja immer noch, dein unverantwortliches Vorgehen zu rechtfertigen.«
    »Und wenn ich dir sage, daß wir allein in der Frauenklinik 18 Fälle von Eileiterinfektionen durch Tbc entdeckt haben?« fragte Marissa.
    »Glaubst du dann, daß mein Verdacht gerechtfertigt ist? Dabei ist Rebecca Ziegler noch gar nicht mitgerechnet. Ihre Akte ist nämlich schon im Computer gelöscht worden. Was hältst du davon?«
    Robert zuckte nur ärgerlich die Achseln.
    »Ich sage dir, was ich annehme«, fuhr Marissa fort. »Ich glaube, sie haben etwas zu verbergen. In Rebeccas Akte hat irgend etwas gestanden, was niemand lesen sollte.«
    »Ach, hör schon auf, Marissa!« sagte Robert ärgerlich. »Jetzt wirst du kitschig. Das grenzt ja schon an Verfolgungswahn. Du stützt dich nur auf Vermutungen. Und dafür müssen wir auch noch einige sehr drastische Gebühren zahlen, um dich vor dem Gefängnis zu bewahren.«
    »Du kannst an nichts anderes denken als an Geld«, gab Marissa zornig zurück. »Das ist deine größte Sorge, stimmt’s?«
    Marissa schloß die Augen. Manchmal fragte sie sich jetzt, wie sie einmal so verblendet gewesen sein konnte, diesen Mann zu heiraten. Und jetzt drohte ihr auch noch eine Gefängnisstrafe! Alles schien sich vom Schlimmen über das Schlimmere zum Schlimmsten zu wenden, wie im Verlauf einer griechischen Tragödie.
    Marissa hob die Lider und starrte auf das vor ihr abrollende Straßenband. In ihrem Kopf jagten sich die Ängste. Welche Wirkung hatten wohl die Schläge des Wachmanns auf die implantierten Embryos gehabt? Montag würde in mehr als einer Hinsicht für sie ein Tag der Abrechnung sein. Nicht nur, daß sie als Angeklagte unter der Beschuldigung einer ganzen Reihe von Verbrechen vor Gericht zu erscheinen hatte für Montag war auch ihr Schwangerschaftsbluttest angesetzt.
    Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. So wie die Dinge liefen, war es nicht schwer, das Ergebnis des Bluttests vorauszusagen. Ganz plötzlich erschien es ihr nicht mehr so unerklärlich, warum sich Rebecca Ziegler in den Tod gestürzt hatte. Vielleicht war sie ähnlichem Streß ausgesetzt gewesen. Aber vielleicht war sie ja auch gar nicht aus eigenem Willen gesprungen. Vielleicht hatte man sie hinuntergestoßen…
     

8
      
    2. April 1990
    9.35 Uhr vormittags
      
    Obgleich Marissa am Sonnabendmorgen ein Telefongespräch mit Wendy geführt hatte, sah sie ihre Freundin erst am Montagmorgen im Gerichtsgebäude wieder. Als sie mit Robert den Gerichtssaal betrat, sah sie Wendy, Gustave und ihren Anwalt auf den kirchstuhlähnlichen Bänken an der linken Seite sitzen. Robert wollte sie nach rechts in eine leere Reihe führen, aber sie ließ es nicht zu und ging zu ihrer Freundin hinüber.
    Wendy sah schrecklich mitgenommen aus. Wie in Trance starrte sie vor sich hin. Die rotgeränderten Augen lagen tief in den Höhlen. Es war deutlich zu sehen, daß sie geweint hatte, wahrscheinlich sehr oft. Marissa berührte ihre Schulter und nannte flüsternd ihren Namen. Als Wendy sie erblickte, strömten ihr erneut die Tränen über die

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