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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dazu in Ihrer Eigenschaft als Ärztinnen. Ich kann solche offensichtliche Nichtachtung des Gesetzes und des Privateigentums nicht gutheißen. Der Fall ist eingestellt, aber Sie beide sollten sich der Frauenklinik wegen der bezeigten Großmut tief verpflichtet fühlen.«
    Jemand zog Marissa am Ärmel. Sie sah sich um. Mr. Freeborn bedeutete ihr zu gehen. Der Gerichtsdiener verlas bereits die Geschäftsnummer für den nächsten Aufruf.
    Verwirrt, aber glücklich ließ sich Marissa aus dem Gerichtssaal führen. Robert war dicht hinter ihr, mit Wendy und Gustave im Schlepptau.
    Erst auf dem von Zigaretten verqualmten Flur fand Marissa die Sprache wieder. »Was ist denn eigentlich passiert?«
    »Ganz einfach«, sagte Mr. Freeborn. »Wie der Richter schon ausführte, hat man in der Klinik beschlossen, Großmut walten zu lassen und keine Strafverfolgung zu verlangen. Die Unterstaatsanwältin hat sich einverstanden erklärt. Natürlich müssen wir nun über die Höhe der angemessenem Entschädigung verhandeln.«
    »Aber abgesehen davon ist alles ausgestanden?« fragte Marissa. Es schien ihr die erste gute Nachricht seit vielen Monaten zu sein.
    »Ganz recht«, sagte Mr. Freeborn.
    »Was meinen Sie, wie hoch die Entschädigung ausfallen wird?« fragte Robert.
    »Keine Ahnung«, sagte Mr. Freeborn.
    Wendy legte die Arme um Marissa und zog sie an sich. Marissa klopfte ihr auf den Rücken und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich rufe dich an.« Sie wußte, daß Wendy, auch nachdem die Anklage fallengelassen war, weiterhin niedergeschlagen sein würde.
    Wendy nickte. Dann ging sie mit Gustave und ihrem Anwalt davon. Robert besprach sich einige Minuten mit Mr. Freeborn.
    Dann schüttelten sie sich die Hände, und Robert brachte Marissa zum Wagen.
    »Ihr habt unverschämtes Glück gehabt«, sagte Robert zu ihr und fädelte sich in den Verkehr auf dem Monsignore-O’Brien-Highway ein. »George sagt, er habe so etwas noch nie erlebt. Das muß ich der Klinik lassen: es war ziemlich großzügig gehandelt, so einfach auf die Strafverfolgung zu verzichten.«
    »Das ist doch alles nur ein schlaues Tarnungsmanöver«, sagte Marissa.
    Robert sah sie an, als hätte er nicht richtig gehört. »Was?«
    »Du hast mich doch gehört«, sagte Marissa. »Es war ein cleverer Trick von ihnen. Die Öffentlichkeit soll nicht erfahren, was für wilde Tiere sie als Wachmänner beschäftigen. Außerdem verhindern sie auf diese Weise unsere weiteren Ermittlungen in den Tbc-Fällen und vielleicht über Rebeccas Tod.«
    »Ach, Marissa!« sagte Robert stöhnend.
    »Der Richter kennt die übrigen Umstände ja nicht«, sagte Marissa.
    »Er hat keine Ahnung, welche Dimensionen der Fall angenommen hat.«
    Robert schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Ich weiß nicht, ob ich das noch länger aushalte.«
    »Halte an!« sagte Marissa.
    »Was?«
    »Ich will, daß du anhältst.«
    »Wird dir übel?« fragte Robert.
    »Tu, was ich dir sage!«
    Robert sah sich um und fuhr dann auf den kreisrunden Vorplatz des Museums für Naturwissenschaften.
    Marissa öffnete ihre Tür, stieg aus, knallte die Tür von außen zu und ging einfach los. Verwirrt kurbelte Robert die Scheibe herunter und rief ihr nach: »Was zum Teufel ist eigentlich los?«
    »Ich mache einen Spaziergang«, sagte Marissa. »Ich muß mal allein sein. Du machst mich verrückt.«
    »Ich mache dich verrückt?« rief Robert ihr ungläubig nach. Einen Moment schwankte er. Dann murmelte er: »Herrgott noch mal!«, kurbelte das Fenster wieder hoch und fuhr ab, ohne sich noch einmal umzuschauen.
    Die Hände tief in die Taschen des Regenmantels vergraben, ging Marissa die Esplanade am Ufer des Charles River entlang. Der Himmel war wieder einmal bedeckt. Der Fluß hatte eine graublaue Färbung. Pfützen standen hier und da auf dem Weg.
    Marissa ging bis zum Wrack der Arthur Fiedler und dann quer hinüber zur Arlington Street. An der Ecke der Arlington und der Boylston nahm sie die aus der Huntington Avenue kommende T Street, die zu ihrer Kinderklinik führte.
    Durch eine Hintertür betrat sie das Gebäude. Sie hatte keine Lust, von irgendwem angesprochen zu werden. Mühsam erklomm sie die Feuertreppe, schlich dann durch mehrere Behandlungsräume und gelangte so in ihr Sprechzimmer, wo sie die Tür hinter sich schloß. Licht machte sie gar nicht erst an. Sie war gewiß, daß keiner etwas von ihrem Hiersein ahnte, und in ihrer deprimierten Verfassung wollte sie es auch dabei belassen.
    Die eingegangenen Mitteilungen würdigte

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